|
|
"Seine Hoheit - Genosse Prinz"
Das Plakat zu der Komödie "Seine
Hoheit - Genosse Prinz" von 1969 ergänzt die Kombination von Photo und
Zeichnung um karikaturhafte Elemente, vor allem in der Figur des Malers.
Die Filmhandlung schildert die Verwicklungen, die sich für einen braven
Genossen - gespielt von Rolf Ludwig - ergeben, als er mit seiner adligen
Herkunft konfrontiert wird. Auf den Lustspielcharakter des Films wird durch
die humorvolle Montage der Figur des Malers aus Photoporträt und gezeichnetem
Körper verwiesen. Vermutlich spielte der Gestalter auf eine Filmszene an,
in der Rolf Ludwig den ihm befreundeten Maler beim Restaurieren eines alten
Porträts antrifft und die Ähnlichkeit des adligen Dargestellten mit seiner
eigenen Person erkennt. Auf der Staffelei steht hier aber ein Szenenphoto,
das eine intime Situation zeigt und so die Liebesgeschichte in den Mittelpunkt
rückt und nicht das heikle Grundthema der adligen Herkunft der Hauptfigur.
Den einzigen Hinweis auf das Thema "adliger Genosse" liefert das Kronenmotiv
auf dem gezeichneten Rahmen. Die harmlos-humorvolle Gestaltung des Plakats
korrespondiert in gewisser Hinsicht weniger mit dem Film selbst als mit
seinen Entstehungsbedingungen, denn er wurde von der Idee bis zur Ausführung
derart durch die Mühlen der Zensur gedreht, daß ihm der Biß und die soziale
Schärfe weitgehend abhanden kamen.20
Generell stand die DDR - wie jedes andere "Filmland" - vor dem Problem,
daß das Publikum eher ein großes Interesse an "heiteren" Filmen, an Unterhaltung
als an Belehrung hatte. In diesem Zusammenhang sind die wiederholten Forderungen
nach Komödien, Lustspielen und Satiren zu sehen, wie sie auch Befragungen
in den Brigaden ans Licht brachten. Als positive Vorbilder galten dem Publikum
Filme aus der CSSR und Ungarn.21
"Die Legende von Paul und
Paula"
Klaus Vonderwerths Plakat für den Film "Die
Legende von Paul und Paula" von 1972 bezieht sich in seiner Formensprache
und Farbwahl auf zeittypische Gestaltungsweisen. Der erfolgreiche und von
der Parteiführung beargwöhnte Film, für den Ulrich Plenzdorf das Drehbuch
schrieb und bei dem Heiner Carow Regie führte, erzählt die hindernisreiche
und unkonventionelle Liebesgeschichte von Paul und Paula. Das Plakat zeigt
in starken, flächig angelegten Farben unten die beiden Hauptdarsteller Angelica
Domröse und Winfried Glatzeder in einer bekannten Szene. Darüber erscheint
ein schwarz-weißes, voluminöses Chaos aus stilisierten Augen, Ohren, Lippen
und mit dem Finger auf das Paar zeigenden Händen, die das Beobachten und
den vom karriereorientierten Paul gefürchteten Klatsch über jene "amour
fou" durch die Gesellschaft vermitteln. Die Titelschrift ist wieder in den
Farben des kleinen "film still" gehalten und rekurriert mit den weichen,
runden Formen und den starken, flächigen Farben auf gestalterische Grundzüge
der für die siebziger Jahre typischen "Pop-Kultur".
|
20 |
Schenk: Das zweite Leben …, 1994,
S. 240. |
|
21 |
SAPMO, DY 30/IV 2/906-28, Bericht
der Abt. Kultur des ZK der SED, basierend auf den Untersuchungen einer
Brigade zur Wirkung der verschiedenen Mittel der Agitation und Propaganda
im Kreis Weimar in der Zeit vom 8.-10.2.1961, S. 7, Bl. 156. |
|
|