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"Der Bockerer"
Die folgenden beiden Plakate arbeiten allein mit zeichnerischen Mitteln.
Sie entwerfen Bildzeichen, die so nicht in der Produktion vorkommen, aber
auf das Filmthema oder -genre verweisen.
Erhard Grüttner gestaltete 1982 ein Plakat für die DDR-Aufführung der bundesdeutsch-österreichischen
Koproduktion "Der
Bockerer". Der Film schildert, wie sich ein Wiener Metzgermeister nach
dem "Anschluß" Österreichs 1938 durch die Zeit laviert. Grüttner bediente
sich einer starkfarbigen und flächigen Gestaltungsweise und schuf ein -
trotz seines Abstraktionsgrades - rasch zu verstehendes Zeichen für die
Person Hitler. Die Zeichnung der Hand imaginiert mit Haartolle und Schnurrbart
die Person des "Führers", in dieser Form allerdings als Karikatur, als gehörnte
Figur. So verwies Grüttner auf die parodistisch-satirische Dimension des
Films, auf die auch der Untertitel "Wie ein Wiener Schwejk Adolf, den Anstreicher,
überlebt" anspielt. Die Form der Hand stellt zudem eine Verbindung zum Titel
her: "Bockerer" = Bock, Ziegenbock, und assoziiert damit Widerspenstigkeit.
Grüttner wählte die Farben Schwarz-Weiß-Rot, die an die reichsdeutsche Flagge
denken lassen, zugleich aber die Farben der Hakenkreuzfahne assoziieren.
So wird eine Kontinuität vom Deutschen Reich zum Nationalsozialismus imaginiert.
Der Schriftzug des Titels ist in Fraktur gestaltet und verweist auf die
Zeit, in der das Stück angesiedelt ist.
"Aasgeier"
Auch Heinz Handschicks Plakat für den ungarischen Kriminalfilm "Aasgeier"
von 1983 arbeitet nicht mit Montagen, sondern allein mit der Zeichnung und
der Gestaltung des Titels. Die Zeichnung, die vordergründig eine Geldbörse
darstellt, läßt auf den zweiten Blick an den Schnabel eines Raubvogels denken.
Aus dem Aasgeier wird ein "Geldgeier", der Münzen verschlingt. Die Gestaltung
schafft ein Bildzeichen für das Thema des Films, ohne daß ein szenischer
Hinweis notwendig ist. Der in Versalien gestaltete und in die Worte "AAS"
und "GEIER" getrennte Titel umfaßt die Zeichnung. So werden die Wortbedeutung
und ihre Beziehung zum Bildzeichen unterstrichen. Durch die Konzentration
auf die Linie als Darstellungsmittel und den Verzicht auf Farbe erhält die
Bild-Text-Kombination zusätzlich Signetcharakter. Erhard Grüttner und Heinz
Handschick gehörten zu den Graphikern, die im Bereich des Filmplakats besondere
Anerkennung ernteten und deren Arbeiten auch Auszeichnungen im Rahmen des
Wettbewerbs "100 beste Plakate" erhielten.
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