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Einen groben Überblick über das Stereobild-Archiv vermittelt Tabelle 1, die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Im Vordergrund stehen vor allem Landschafts- und Ortsaufnahmen (Tafeln 6-11 und 12/1-3). Daneben spielt die Ereignisfotografie eine Rolle. Von 1936 an, vereinzelt schon früher, stehen hier die nationalsozialistischen Veranstaltungen im Vordergrund, unter anderen die Reichsparteitage der NSDAP (Tafel 3), aber ebenso Staatsbesuche (Tafel 1/4), Sportereignisse wie die Olympischen Spiele von 1936 (Tafel 5/1-2), KdF-Reisen (Tafel 12/4), Festumzüge (Tafel 5/3) und Ausstellungen (Tafel 1/1-3). In diesem Zusammenhang fehlt auch die über die "Entartete Kunst" in München von 1937 nicht (Tafel 2). Politische Ereignisse, wie der "Anschluss" Österreichs (Tafel 4), der Einmarsch ins Sudetenland, aber auch die Judenpogrome von 1938, sind dokumentiert. Von 1943 an finden sich zahlreiche Stereoaufnahmen in dem Archiv, die durch den Bombenkrieg hervorgerufene Gebäudeschäden deutscher Städte dokumentieren (Tafeln 13 und 14). Tabelle 2 listet die betroffenen Orte auf. Schließlich finden sich in dem Archiv auch Stereoaufnahmen von Ereignissen wie dem Kölner Karneval, dem Münchner Oktoberfest (Tafel 5/4) und dem Dürkheimer Wurstmarkt. Nach 1945 sind es unter anderen kirchliche Ereignisse, zum Beispiel das Heilige Jahr von 1950, sowie folkloristische Veranstaltungen wie Musik- und Trachtenfeste.

Einen breiten Raum nehmen die so genannten nationalsozialistischen Musterbetriebe ein, die diesen Titel nach jährlichen "Leistungskämpfen" von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) erhielten. Dabei standen zunächst Zielsetzungen wie zum Beispiel Arbeitsplatzgestaltung, Unfallverhütung, Freizeitorganisation und Berufsbildung als Auswahlkriterien im Vordergrund, die sich aber bald auf Maßnahmen zur Leistungssteigerung verlagerten, vor allem nach Beginn des Zweiten Weltkrieges. Da ging es dann hauptsächlich um "Arbeitsdisziplin", "keine Bummelschichten" und "höchstmögliche Leistung". /48/

Von derartigen Betrieben wurden vom Raumbild-Verlag Schönstein Stereofotos aufgenommen (Tafeln 15-18), und zwar für Raumbild-Bände, die unter dem Titel "Die nationalsozialistischen Musterbetriebe" herauskamen (siehe [2.12], [2.13], [2.20]), aber auch als einem einzelnen Betrieb gewidmete Sonderausgaben (siehe zum Beispiel [3.2]-[3.10]). Ein Vergleich mit einer Auflistung sämtlicher "Musterbetriebe" des NS-Gaues München- Oberbayern /49/ zeigt, dass sich im Schönstein-Archiv nicht alle als "Musterbetriebe" ausgezeichnete Firmen wiederfinden. Es liegt deshalb der Schluss nahe, dass die Aufnahmen nur erfolgten, wenn die Betriebe eine bestimmte Anzahl von Exemplaren der entsprechenden Raumbild-Bände abnahmen oder eine Sonderausgabe für ihre Firma in Auftrag gaben.

   
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