Politiker, Diplomat
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185210. Juli: Alfred von Kiderlen-Wächter wird als Sohn eines württembergischen Hofbankiers in Stuttgart geboren.
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1870/71Er nimmt als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg teil.
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1871-1877Er studiert Rechtswissenschaften in Tübingen, Leipzig und Straßburg.
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1877Kiderlen-Wächter entscheidet sich für eine Diplomatenlaufbahn und tritt in den Dienst des Auswärtigen Amts.
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1880Sein erster Auslandsposten führt ihn als Legationssekretär nach Kopenhagen.
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1881-1885Kiderlen-Wächter arbeitet als Legationssekretär an der deutschen Botschaft in St. Petersburg.
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1885Er wechselt an die deutsche Vertretung in Paris.
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1886Kiderlen-Wächter erhält eine Stellung als Legationsrat in Konstantinopel (heute: Istanbul).
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1888-1898Zuständig für Orientfragen, wird er zum "Vortragenden Rat" befördert. Fortan begleitet er Kaiser Wilhelm II., der die Karriere des Diplomaten wohlwollend verfolgt, auf dessen jährlichen Nordlandfahrten. Aus dieser Zeit stammt seine Bekanntschaft mit Friedrich von Holstein (1837-1908), der als treibende Kraft der deutschen Außenpolitik gilt, und Philipp zu Eulenburg und Hertefeld, welcher zum engsten Freundeskreis des deutschen Monarchen zählt.
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1894Nach der Veröffentlichung einer Karikatur in dem Satireblatt "Kladderadatsch", die dem Berufsdiplomaten die politischen Fähigkeiten eines "schwäbischen Spätzles" zuschreibt, fordert Kiderlen-Wächter den Herausgeber der Zeitschrift zum Duell und verwundet ihn. Kurze Zeit nach diesem Vorfall wird Kiderlen-Wächter zu vier Monaten Festungshaft verurteilt, von denen er jedoch nur zwei Wochen verbüßt. Seine diplomatische Karriere bleibt unbeeinträchtigt.
Kiderlen-Wächter erhält eine Stellung als preußischer Gesandter in Hamburg. -
1895Er wird nach Kopenhagen versetzt, wo er den Posten des Botschafters einnimmt.
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1898Der wegen seines derben Sarkasmus berüchtigte Württemberger fällt aufgrund der "erstaunlichen Ungeniertheit seiner Ausdrücke" bei der Berliner Hofgesellschaft und in höchsten politischen Kreisen in Ungnade.
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1900-1908Kiderlen-Wächter leitet die Gesandtschaft in Bukarest, die als "diplomatisches Abstellgleis" gilt.
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1907/08Parallel zu seinen Aufgaben in Bukarest vertritt Kiderlen-Wächter die vakante Stelle eines Botschafters in Konstantinopel und leitet die Verhandlungen um den Bau der Bagdadbahn ein.
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1908Wilhelm II. ernennt ihn zum stellvertretenden Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Zusammen mit britischen Kollegen erreicht er die Überwindung der Bosnien-Krise, die im Zuge der Annexion Bosnien-Herzegowinas durch Österreich-Ungarn ausgelöst worden war.
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191027. Juni: Kiderlen-Wächter übernimmt endgültig die Leitung des Auswärtigen Amts in Berlin und ist bemüht, in Zusammenarbeit mit Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg eine Annäherung an Großbritannien zu erreichen. Diese außenpolitische Richtungskorrektur versucht er fortan gegen den kontinuierlichen Widerstand des Flottenadmirals Alfred von Tirpitz durchzusetzen.
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19111. Juli: Im Widerspruch zu seinem außenpolitischen Verständigungskonzept unterstützt Kiderlen-Wächter die Forderung des Alldeutschen Verbands, gegen die Kolonialpolitik Frankreichs in Nordafrika zu intervenieren, und initiiert den "Panthersprung" nach Agadir (Marokko), der in der Folge eine internationale Krise heraufbeschwört. Entscheidend für diese Vorgehensweise sind der andauernde Prestigeverlust des Deutschen Kaiserreichs, den er durch eine entschlossene Machtpolitik zu beheben gedenkt, sowie eine weitgehende Fehleinschätzung der Reaktionen der Entente-Staaten.
4. November: Das nach der "Zweiten Marokko-Krise" mit Paris geschlossene "Marokko-Kongo-Abkommen" bringt nur geringe koloniale Zugewinne in Westafrika, die den politischen Einfluß Kiderlen-Wächters eher abschwächen als stärken. -
19122. Oktober: Die erneute Bosnien-Krise veranlasst den Staatssekretär des Auswärtigen Amts, eine Rede zu veröffentlichen, die alle europäischen Mächte zu einer Neutralitätspolitik auf dem Balkan auffordert.
30. Dezember: Alfred von Kiderlen-Wächter stirbt in Stuttgart.
Rolf Felbinger
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
14. September 2014