Johannes Popitz 1884-1945

2. Dezember: Johannes Popitz wird in Leipzig als Sohn des Apothekers Heinrich Popitz und dessen Frau Anna (geb. Rudolph) geboren.

Er studiert in Dessau, Lausanne (Schweiz), Leipzig, Berlin und Halle Rechts- und Staatswissenschaften und schließt sein Studium mit der Promotion ab.

Popitz ist Regierungsreferendar in Köln.

Regierungsassessor in Beuthen (Ostschlesien, heute: Polen).

Assistent am Berliner Oberverwaltungsgericht.

Referent im preußischen Innenministerium.

Zugleich ist Popitz auch Referent im Reichsschatzamt.

Veröffentlichung seines "Kommentars zum Umsatzsteuergesetz".
Er heiratet Cornalia Slot. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.

Januar: Nach der Wahl zur Weimarer Nationalversammlung wird er Geheimrat im Reichsfinanzministerium.

Popitz ist zudem Honorarprofessor für Steuerrecht und Finanzwirtschaft an der Berliner Universität.
Er legt einen Entwurf zum "Gesetz von der Anziehungskraft des zentralen Etats" vor. Damit erlangt der parteilose Popitz wissenschaftliche Anerkennung.

Nach der Inflation in der Weimarer Republik gestaltet Popitz die Finanzreform entscheidend mit.

Er ist Staatssekretär im Reichsfinanzministerium. Unter dem sozialdemokratischen Finanzminister Rudolf Hilferding arbeitet Popitz als Sachverständiger an der Neuordnung des Steuerwesens und der Finanzreform mit.

Er ist Präsident der "Gesellschaft für Antike Kultur".

Juni: An den Verhandlungen über den Young-Plan nehmen Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht und der Großindustrielle Albert Vögler teil, nicht aber Mitglieder des Finanzministeriums. Popitz und Hilferding protestieren gegen das Vorgehen Schachts und die im Youngplan festgelegte lange Laufzeit der Reparationen.
21. Dezember: Wegen politischer Differenzen mit der Reichsregierung werden Popitz und Hilferding in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Seiner Tätigkeit als Honorarprofessor geht Popitz weiterhin nach.

1. November: Popitz wird reaktiviert und im Präsidialkabinett von Kurt von Schleicher Reichsminister ohne Geschäftsbereich sowie in Preußen kommissarischer Finanzminister.
Er sieht sich selbst als Vertreter des monarchistisch-nationalkonservativen Flügels der Regierung und Verfechter eines dezentralisierten Einheitsstaats mit starker Staatsautorität.

21. April - Juli 1944: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist Popitz, obwohl nicht Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), preußischer Finanzminister. Er ist der einzige preußische Minister, der nicht zugleich Reichsminister ist.
Nach eigenen Angaben hofft er, dass ein autoritärer Führerstaat der staatlichen Erneuerung Deutschlands weiterhelfen werde. Er dient Adolf Hitler daher aus voller Überzeugung.

Ihm wird das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP verliehen.

Nach dem Novemberpogrom protestiert Popitz mit einem Rücktrittsgesuch gegen die massive Judenverfolgung. Das Gesuch wird abgelehnt.

Zunehmend wird er im Widerstand gegen das NS-Regime aktiv. In dem Widerstandskreis um Carl Friedrich Goerdeler sowie in der Mittwochsgesellschaft nimmt er an der Vorbereitung von Umsturzplänen gegen Hitler teil.
Popitz erarbeitet ein "Vorläufiges Staatsgrundgesetz", das nach einem erfolgreichen Sturz Hitlers in Kraft treten soll. Sein Entwurf gilt als rechtskonservativ mit stark autoritären Zügen. Popitz befürwortet die Wiedereinführung der Monarchie.

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs versucht Popitz, Verbündete für seine Pläne in der Führung der Wehrmacht und in den Ministerien zu finden. Er hat Kontakt zu Ludwig Beck und zum Kreisauer Kreis.

Popitz trifft sich zu Geheimgesprächen mit dem Reichsführer der Schutzstaffel (SS) und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler. Er will ihn zu Friedensverhandlungen mit den Westmächten überreden.
Die Kontakte zu den Machthabern des NS-Regimes und seine Einzelaktionen machen ihn in der Widerstandsbewegung umstritten.
Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) beginnt mit der Überwachung von Popitz.

21. Juli: Einen Tag nach dem Attentat auf Hitler wird Popitz in Berlin verhaftet. Er war als Finanz- und Kulturminister der neu einzusetzenden Regierung vorgesehen.
3. Oktober: Der Volksgerichtshof unter Roland Freisler verurteilt Popitz zum Tode.

In der Haft verfasst Popitz seinen Lebensbericht.

2. Februar: Johannes Popitz wird in Berlin-Plötzensee gehängt.