> Der Spanische Bürgerkrieg

Der Spanische Bürgerkrieg

Im Sommer 1936 griff Deutschland militärisch in den Spanischen Bürgerkrieg ein. Damit wurden erstmals seit Ende des Ersten Weltkriegs deutsche Soldaten im Ausland eingesetzt. Der in Spanien putschende General Francisco Franco hatte sich zuvor mit einem Hilfeersuchen an das Deutsche Reich gewandt. Adolf Hitler beschloss am 25. Juli 1936 dem Gesuch nachzukommen, um den faschistischen Franco in seinem Kampf gegen die "Bolschewisierung Europas" zu unterstützen. Am 1. April 1939 erklärte Franco seinen Sieg über die sozialistische Regierung und damit das Ende des Bürgerkrieges in Spanien.

Im Februar 1936 errangen die zur Volksfront zusammengeschlossenen Sozialisten, Kommunisten und Republikaner bei den Parlamentswahlen in Spanien einen Sieg über die Rechtsparteien. Während die Regierung der Volksfront unter Manuel Azana y Diaz (1880-1940) eine gemäßigte Politik verfolgte, lieferten sich links- und rechtsextreme Gruppen blutige Straßenschlachten. Die Ermordung eines führenden Vertreters der rechten Opposition löste einen seit langem von demokratiefeindlichen Militärs geplanten Putsch aus. Der Staatsstreich begann am 17. Juli 1936 im Protektorat Spanisch-Marokko und griff rasch auf das Mutterland über. Aufgrund der Überlegenheit regierungstreuer spanischer Armeeverbände schien der Aufstand unter General Franco bereits gescheitert, als Hitler die Unterstützung der Putschisten beschloss. 

Hitlers wichtigste Motivation für das deutsche Eingreifen im Spanischen Bürgerkrieg war die Stärkung des Faschismus in Europa. Er fürchtete ein sozialistisches oder kommunistisches Spanien, das sich eng mit dem von Linksparteien regierten Frankreich und der kommunistischen Sowjetunion verbünden könnte. Bei einem Sieg Francos versprach Hitler sich einen neuen Bündnispartner für den NS-Staat. Zudem wollte er das Verhältnis zum faschistischen Italien verbessern, das die Franco-Truppen ebenfalls unterstützte. 

Am 1. August 1936 landeten die ersten deutschen Transportflugzeuge in der in Spanisch-Marokko gelegenen Stadt Tétouan, von wo aus sie eine Luftbrücke an die südspanische Küste errichteten. Auf diese Weise gelangte das aus Kolonialtruppen in Nordafrika bestehende Hauptheer Francos auf die iberische Halbinsel. Um die deutsche Unterstützung zunächst geheim zu halten, flogen die Flugzeuge unter dem Namen HISMA (Sociedad Hispano-Marroquí de Transportes), einem noch kurz zuvor von den Deutschen gegründeten Handels- und Logistikunternehmen. Zeitgleich trafen erste Einheiten der offiziell aus "deutschen Freiwilligen" gebildeten Legion Condor ein, die im November 1936 über 100 Flugzeuge und 5.000 Mann verfügte. Durch Rotation kamen insgesamt rund 20.000 deutsche Wehrmachtssoldaten auf dem spanischen Kriegsschauplatz zum Kampfeinsatz. Der Wehrmacht und insbesondere ihrer Luftwaffe bot der Spanische Bürgerkrieg die Gelegenheit zum Test neuer Waffensysteme. Die Zerstörung der baskischen Stadt Guernica am 26. April 1937 durch deutsche Brandbomben wurde international zum Inbegriff einer Menschen verachtenden Kriegsführung. In Deutschland hingegen begründeten Zeitschriften und Dutzende von kriegsverherrlichenden Büchern den "Mythos" der Legion Condor". Vor allem Jugendlichen waren die siegreichen Soldaten der Legion nach der für Deutschland demütigenden Niederlage von 1918 ein Vorbild.

Auf Seiten der Volksfrontregierung kämpften Internationale Brigaden, die aus Angehörigen vieler Nationen bestanden und offiziell vor allem von der Sowjetunion unterstützt wurden. Für die NS-Propaganda war der Krieg daher ein notwendiger "Kampf gegen den Bolschewismus", der die iberische Halbinsel bereits fest in seiner Hand halte, wie es "Das Rotbuch über Spanien" auf seinem Titelblatt illustrativ zum Ausdruck bringt. Dem Vordringen des "Massenterrors" von Spanien nach Mitteleuropa müsse unbedingt Einhalt geboten werden, denn es sei "Bestandteil der bolschewistischen Lehre, sich nicht auf ein Volk zu beschränken, sondern allen Völkern aufgezwungen zu werden". Das Rotbuch betitelte die Internationalen Brigaden als "Moskaus Söldner in Spanien" - mit keinem Wort erwähnte es hingegen, dass sich unter diesen rund 40.000 Männern und Frauen aus mehr als 40 Nationen auch etwa 5.000 Deutsche befanden. Den Großteil der deutschen Brigadisten machten Sozialdemokraten und Kommunisten aus, die vor den nationalsozialistischen Machthabern aus Deutschland geflohen waren. Rund 2.000 von ihnen fielen bis zum Ende des Bürgerkrieges im Frühjahr 1939. 

Als der Krieg zugunsten Francos entschieden war, zogen die letzten Angehörigen der Internationalen Brigaden über die Pyrenäengrenze nach Frankreich, wo der Großteil in Internierungslager eingewiesen wurde. Die meisten Deutschen unter ihnen lieferte das Vichy-Regime 1940 an das Deutsche Reich aus. Der Lebensweg Hunderter anderer deutscher Brigadisten führte über Drittländer in die Sowjetunion, wo sie ab 1941 der Wehrmacht gegenüberstanden - sofern sie nicht zuvor Opfer stalinistischer "Säuberungsaktionen" geworden waren. 

Nach Kriegsende 1945 ließ sich ein großer Teil der ehemaligen deutschen Brigadisten in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. der DDR nieder. Hier übernahmen viele von ihnen einflussreiche Positionen in Politik, Verwaltung, Hochschulen oder bei Polizei und Armee. Wie der Minister für Nationale Verteidigung Heinz Hoffmann (1910-1985), der Minister des Inneren Friedrich Dickel (1913-1993) oder der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke stiegen "Spanienkämpfer" in höchste Staats- und Parteiämter auf. Das "Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer" ermittelte bis 1989 die Namen von 510 Männern und Frauen in der DDR, die zwischen 1936 und 1939 in Spanien gekämpft hatten, unter ihnen auch sechs Spanier und ein Brite. Während die "Spanienkämpfer" in der DDR höchste Wertschätzung genossen, fand in der Bundesrepublik Deutschland der Beitrag ehemaliger Brigadisten am Kampf gegen den Nationalsozialismus lange Zeit kaum Erwähnung oder gar Würdigung. 

Die Diktatur von General Franco in Spanien bestand bis 1975 und war ganz auf seine Person ausgerichtet. Die ersten Jahre des Franco-Regimes waren von gewaltsamen Säuberungen politischer Gegner geprägt. 1947 führte Franco mit dem Nachfolgegesetz, demzufolge ihm ein Bourbone als König in der Staatsführung nachfolgen sollte, offiziell die Monarchie wieder ein. Zwei Tage nach Francos Tod am 20. November 1975 wurde Juan Carlos I. (geb. 1938) König von Spanien. Er leitete einen Demokratisierungsprozess ein, der in der neuen Verfassung vom Dezember 1978 seinen Niederschlag fand und per Volksabstimmung bestätigt wurde. So erfolgte der Übergang von der Diktatur zur Demokratie weitgehend unblutig. Mit der Aufarbeitung der Verbrechen des Franco-Regimes wurde erst im 21. Jahrhundert begonnen.

Arnulf Scriba
16. März 2021

lo