1955
Waldemar Grzimek
Heinrich-Heine-Denkmal
Auftraggeber: Kulturfonds
von Groß-Berlin
Waldemar Grzimek
erhielt 1954 vom Kulturfonds Groß-Berlin den Auftrag für
ein Heine-Denkmal, das aus Anlaß des einhundertsten Todestages
des Dichters, im Februar 1956, an einem repräsentativen Ort Berlins
- am Kastanienwäldchen in Berlin-Mitte - eingeweiht werden sollte.
Grzimek
stellte Heine unpathetisch, als vertrauten Mann mittleren Alters dar,
dessen Erhabenheit bestenfalls Respekt, nicht aber distanzierende Ehrfurcht
beim Betrachter finden sollte. Diese Auffassung entsprach nicht dem
Verständnis der SED, nach dem Heine eine Legitimationsfigur ihrer
eigenen Politik war. Als die Plastik im Februar 1956 auf einem Holzsockeln
inmitten der Trümmerlandschaft zwischen dem Alten und Neuen Museum,
für die Öffentlichkeit unzugänglich, aufgestellt wurde,
entfachte die Berliner Zeitung eine regelrechte Kampagne gegen Grzimeks
Heine-Figur. Künstlerfreunde wie Gustav Seitz und Fritz Cremer
verteidigten Grzimek. Unterstützt vom Berliner Bezirksverband der
Bildenden Künstler, dessen Bezirksleiter Grzimek zur damaligen
Zeit war, bat er im Sommer 1956 in einem Brief an den Oberbürgermeister
Berlins, Friedrich Ebert, um endgültige Aufstellung seines Denkmals
an dem ursprünglich vorgesehenen Standort und unterstrich dabei
unbeirrt seine künstlerische Haltung zu dieser Arbeit.
Der mit dem Bildhauer
verabredete Standort am Kastanienwäldchens erschien den führenden
Funktionären der Stadt durch die Nähe zu den Protokollstrecken
ungeeignet und wurde verworfen.
Zwei Jahre später
wurde das Denkmal in aller Stille von der Museumsinsel zu seinem endgültigen
Standort, dem vergleichsweise entlegenen Park am Weinbergsweg im Stadtbezirk
Prenzlauer Berg, gebracht.
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