1975 Peter Herrmann Vier Jahreszeiten Auftraggeber: Rat der Stadt Dresden
Daß der Auftrag für Peter Herrmann zustande kam, war nach den vorangegangenen jahrelangen Querelen bei seiner Aufnahme in den Verband Bildender Künstler ungewöhnlich. Das Bild war für den Neubau des Speise- und Festsaales zweier Wohnhochhäuser für pensionierte Funktionäre sowie Verfolgte des Nationalsozialismus (VdN) bestimmt. Der Künstler, der den Krieg selbst erlebt hatte, war sich ihrer zum Teil leidvollen Erfahrungen bewußt. Aus diesem Grunde wollte er ein heiteres Bild malen, "einen funkelnden Edelstein" für den braunen, holzimitierten Saal im Sechziger-Jahre-Design. Nach einigem Abwägen entschloß er sich zur Annahme des Auftrages und stellte das Bild 1975 fertig. Im Frühsommer 1977 kam es zu einer heftigen Diskussion um das Bild . Der Vorwurf, der Künstler verhöhne die Betrachter wurde beispielsweise damit untermauert, daß die Schafe auf der Frühlingsweide die Rentner darstellen würden. Was der VIII. Parteitag mit "Weite und Vielfalt" innerhalb der Kunst des sozialistischen Realismus deklarierte, war offensichtlich bei der Basis der Parteigläubigen noch nicht angekommen. Absurd war ebenfalls, daß Funktionäre der Stadtverwaltung, die dem Auftrag nur mit Widerwillen zugestimmt hatten, sich nun als Auftraggeber rechtfertigen mußten. Nach einer Woche erbitterter Auseinandersetzungen setzte Peter Herrmann mit einem Brief den Schlußstrich unter die erniedrigende Debatte. Eine Antwort erhielt der Künstler nie, jedoch fand er der Brief samt der Mitteilung der Volkssolidarität über die Auseinandersetzungen an die Genossen der Abteilung Agitation und Propaganda der SED-Stadtleitung bei Einsicht seiner Stasi-Akte wieder.
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