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Der Kalte Krieg
und die DDR

(von Hermann Weber)

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Einbindung im Kalten Krieg

Fibel mit 32 Karikaturen, 1950                   

Der politische Kurs von 1948/49 lag offensichtlich weniger in der deutschen Situation begründet, sondern war in erster Linie durch den Kalten Krieg zwischen den Großmächten hervorgerufen. Nach dem Scheitern der Außenministerkonferenzen (vor allem der in Paris im Juli 1947) zeigten sich deutliche Differenzen; die Gründung des "Zweizonen-Wirtschaftsrats" und später des Parlamentarischen Rats im Westen und der "Deutschen Wirtschaftskommission" im Osten vertiefte die Trennung. In der SBZ konnte die SED ihre Macht ausbauen und in der Partei Ulbricht die Zügel straffer anziehen.

Schließlich brach auch die Alliierte Verwaltung für Deutschland auseinander, die sowjetischen Vertreter schieden am 20. März 1948 aus dem gemeinsamen Kontrollrat aus. Die getrennte Währungsreform vom Juni 1948 zerriß Deutschland auch als Wirtschaftsgebiet und führte zur Spaltung Berlins. Nachdem die Sowjets am 16. Juni 1948 die Alliierte Kommandantur in Berlin verlassen hatten, versuchten sie durch die Blockade West-Berlins ganz Berlin in ihre Hand zu bekommen. Diese Absicht verhinderten die West-Alliierten mit ihrer "Luftbrücke" nach Berlin. Doch die Bildung eines eigenen Magistrats im November 1948 im Ostsektor Berlins war dann das sichtbare Zeichen für die Zweiteilung auch der früheren deutschen Hauptstadt.

  

Wegen der Verschärfung des Kalten Krieges und der Forcierung des Aufhaus der Bundesrepublik richtete die Sowjetunion das Augenmerk auf die Schaffung eines zweiten deutschen Staates in ihrer Besatzungszone. Der Kalte Krieg und insbesondere der Stalin-Tito-Konflikt ließen den Kommunisten in Europa keinen Spielraum mehr für "eigene" Wege. Stalin diktierte die Anpassung an das sowjetische Modell und an seine Strategie. Entsprechend dem Plan Stalins, Osteuropa nunmehr voll dem sowjetischen Machtbereich einzugliedern, wurde Ende April 1949 der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) ins Leben gerufen, und die UdSSR gab den Weg zur DDR-Gründung frei. Am 15. und 16. Mai 1949 "wählte" die Bevölkerung der SBZ den "III. Deutschen Volkskongreß". Erstmals gab es Einheitslisten, doch stimmte - trotz massiver Propaganda und Manipulationen - über ein Drittel der Wähler mit "Nein". Dieser III. Volkskongreß setzte einen Volksrat ein, dem die Aufgabe zufiel, ein eigenes Staatsgebilde, die DDR, zu konstituieren.

    

Plakat, 1952Alle Voraussetzungen dazu hatten SMAD und SED bereits geschaffen. Sowohl die veränderten Eigentumsformen und Sozialstrukturen, als auch die neuen Machtverhältnisse im Parteiensystem und im Staat ermöglichten der kommunistischen SED, nun als "Partei neuen Typus" die Herrschaft in der Sowjetzone auszuüben und sie dem Vorbild der stalinistischen Sowjetunion anzupassen.

In ihrer Propaganda intensivierte die SED die nationalistische Agitation und behauptete gar, der "US Imperialismus" habe das "Erbe des Hitler-Faschismus" angetreten. Pieck sprach auf der 1. Parteikonferenz der SED im Januar 1949 von der "brutalen kolonialen Versklavung" Westdeutschlands. Für ihn galt es als "heilige Pflicht-" aller Deutschen, im "nationalen Interesse" dagegen eine "Widerstandsbewegung" zu entfalten. Nicht zuletzt solche Töne haben den Kalten Krieg in Deutschland angeheizt. Zugleich sollten nun auch frühere Nazis für den "nationalen Kampf" gewonnen wer" den, während der "Sozialdemokratismus" oder nicht" konforme Politiker der Blockparteien als "feindlich" bekämpft wurden.

  

Wie sehr die deutschen Kommunisten sich andererseits bereits in der ersten Phase des Kalten Krieges völlig mit der Sowjetunion identifizierten, belegt eine Erklärung des Politbüros der SED vom 1. März 1949. Diese trägt die Unterschriften der beiden Parteivorsitzenden Wilhelm Pieck (dem späteren DDR-Präsidenten) und Otto Grotewohl (dem ersten DDR-Regierungschef). Sie rief zur "Unterstützung der Sowjetarmee" auf. Damit schloß sich die SED den Verlautbarungen westeuropäischer Kommunisten an und warnte ebenfalls vor der "drohenden Gefahr eines neuen Krieges". Nach Ansicht der deutschen Kommunisten war die Sowjetunion die stärkste "Friedensmacht" der Welt. Im Falle der "Aggression", also eines Krieges, müsse "das deutsche Volk gegen die Aggressoren kämpfen und die Sowjetarmee in der Herbeiführung des Friedens unterstützen." (Der deutschen Kommunismus. Dokumente, Hrsg. H. Weber, Köln 1963, S.483)

     

Mit dem Aufruf zu einer eventuellen militanten Unterstützung der Sowjetunion knüpfte die SED an jene Politik der KPD an, die den deutschen Kommunisten seit 1920, die "Verteidigung" des "Vaterlandes" Sowjetrußland befahl. Dies signalisierte, daß die SED 1949 keineswegs mehr eine "Einheitspartei", sondern eine kommunistische Organisation war. Als frühes Ergebnis des Kalten Krieges hatte sie 1948/49 die sozialdemokratischen Traditionen ausgemerzt. Verworfen wurde die 1946/47 gültige These vom "deutschen, demokratischen Weg" zum Sozialismus, ebenso wurde die 1946 vereinbarte paritätische Besetzung aller Parteifunktionen mit ehemaligen Kommunisten und Sozialdemokraten aufgehoben.

  

Propagandaschrift über Spionage gegen die DDR, 1953Die 1. Parteikonferenz im Januar 1949 zeigte die SED als eine kommunistische Partei stalinistischen Typus: Der "demokratische Zentralismus" - also die strikte Unterordnung aller Organe unter die jeweils übergeordnete Führung sowie unbedingte Parteidisziplin galten als Organisations- und Leitungsprinzipien der Partei. Da die SED keine "westliche" Partei sein wollte, schrieb sie den Kampf gegen den "Sozialdemokratismus" auf ihre Fahnen. Das Bekenntnis zur KPdSU und zur Person Stalins sowie zur "führenden Rolle" der Sowjetunion wurde für alle SED-Mitglieder verpflichtend. Als eine Art innerparteiliche Polizei überwachten Partei-Kontrollkommissionen das Verhalten der Funktionäre und Mitglieder. Auch die Strukturen der KPdSU wurden kopiert und im Januar 1949 ein Politbüro geschaffen, das mit Sekretariat und einem ZK-Apparat den zentralistischen und hierarchischen Aufbau der Organisation gewährleistete. Die Kompetenzen des hauptamtlichen Apparats wurden erweitert. Nach sowjetischem Vorbild wurde die "Nomenklatur" eingeführt, was bedeutete, daß allein die übergeordnete Instanz für die Besetzung der Funktionen, den Einsatz, den Aufstieg usw. der Kader zuständig war.

  

Mit der Einschwörung auf Stalin, der Ausschaltung der Sozialdemokraten und der Übernahme der Parteiführung durch Kommunisten sowie den Praktiken des "demokratischen Zentralismus" griff die SED die Traditionen der alten KPD wieder auf. Außerdem hatte sie damit die Voraussetzungen geschaffen, um als herrschende Staatspartei in einem System von sowietischstalinistischen Typus in allen Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens diktatorisch kommandieren zu können.

Diese Transformation der SED erfolgte im Rahmen der Strategie Stalins, die zwar auch vom Kalten Krieg, aber keineswegs nur davon bestimmt wurde. Sie war auch nicht die alleinige "Schuld" sowjetischer Kommunisten. An dieser Umformung der SED zur stalinistischen "Partei neuen Typus" waren selbstverständlich die deutschen Kommunisten unter Ulbricht aktiv beteiligt. Und sie nutzten den Ost-West-Konflikt aus, um in der DDR die Machtpositionen besetzen zu können.

   

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