John F. Kennedy Plakatmotiv. © Runaway Technology

John F. Kennedy - Ausstellungstitel
Ausstellungshalle des Deutschen Historischen Museums von I. M. Pei, 26. Juni bis 13. Oktober 2003

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Zusammenarbeit
mit dem John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin

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John. F. Kennedy
Berlin-Besuch
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1. Der Auftritt vor dem Rathaus Schöneberg
1.1. Die Reden der Politiker I 1.2. Impressionen

1.2. Impressionen

Der Auftritt John F. Kennedys bedeutete einen Meilenstein im Leben vieler Berliner, die sich lange nach einem Gefühl der Sicherheit gesehnt hatten. Und auch für die wichtigen Repräsentanten um J.F.K. herum wurden die Momente rund um Kennedys berühmten Satz zum unvergesslichen Erlebnis.

   

 

Blick vom Rathaus auf die Menge

Einer dieser Menschen ist Robert H. Lochner, US-Direktor des RIAS BERLIN von 1961 bis 1963, der auf der Autofahrt Kennedys, Adenauers und Brandts durch das freudetaumelnde Berlin im Fond des Wagens saß. Er fungierte für Kennedy auf seiner Deutschlandreise als ständiger Übersetzer und erinnert sich in seiner Biografie "Berliner unter dem Sternenbanner", dass Kennedy ihn vor seiner Rede auf der Treppe zum Rathaus zu sich gerufen habe und ihn bat, die Worte "I am a Berliner" auf Deutsch aufzuschreiben. Er hatte jedoch keinen Zettel bei sich. Als sie gemeinsam in Willy Brandts Büro ankamen, fand er einen Bogen weißen Papiers in dessen Schreibtisch und übte mit dem Präsidenten in einer ruhigen Ecke des Zimmers die Aussprache. Er erzählt, dass McGeorge Bundy, Kennedys politischem Berater während der Rede sofort klar gewesen sei, dass die Bedeutung des Ausrufes - in Deutsch gesprochen - ansteigen würde. Da Lochner den Auftrag hatte, sich immer in der Nähe des Präsidenten aufzuhalten, falls dieser mit Deutschen ins Gespräch käme, kam er nicht umhin bei dem kurzem Aufenthalt im Büro nach der Rede zu hören, wie McGeorge Bundy zu Kennedy bemerkte, dass seine Rede "a little to far" gegangen sei. Woraufhin Kennedy seine zweite größere Rede an der Freien Universität bezüglich des scharfen Tons gegenüber der Sowjets überarbeitet habe. Lochner arbeitete diese Änderungen in seine Kopie der Rede ein. Im Nachhinein sieht er in der Tatsache, dass Kennedy während seines Berlin-Besuches nur ausgewählte Sätze auf Deutsch sagte, einen Beleg dafür, welch starken Eindruck der überwältigende Empfang der Berliner auf ihn gemacht haben musste, welcher ihn dazu veranlasste, diese gewollte Steigerung in seinem Ausspruch zu wählen. Lochner bedauert, in diesem historischen Moment nicht selbst Übersetzer gewesen zu sein, da Heinz Weber, Chef-Übersetzer des Auswärtigen Amtes unter Kanzler Adenauer, innerhalb einer fairen Arbeitsteilung mit Lochner, und nicht zuletzt als kollegiale Geste, für diesen Programmpunkt durch Bundy eingesetzt wurde.

Der ehemalige amerikanische Diplomat Lucian Heichler schrieb später über den Berlin-Besuch Kennedys: "He took the city by storm." Als Mitglied von Kennedys Entourage stand er auf dem Podest vor dem Schöneberger Rathaus unmittelbar hinter Kennedy und hatte Gelegenheit, sich von der, seiner Schätzung nach einer Million umfassenden Bürgerschar beeindrucken zu lassen. Den Moment des Höhepunkts von Kennedys Rede schildert er so: "German Chancellor Adenauer had made available to Kennedy his best English-German interpreter, a Herr Weber, who stood next to the president at the railing of the balcony and interpreted his speech consecutively, one sentence at a time. When Kennedy reached the climax of his speech - the dramatic pronouncement 'Ich bin ein Berliner' - Weber unthinkingly repeated the German phrase in German. While the crowd went wild, filling the air with cheers and chants and applause for several minutes, Kennedy, with his pixyish sense of humor, quickly leaned over and commented to the interpreter, "Thank you for correcting my pronounciation.""

Auch Willy Brandt, Folgeredner von Kennedy, beschrieb später diesen ehrwürdigen Tag. In seinem Buch "Begegnungen mit Kennedy" stellt Brandt das an allen Stellen jubelnde Berliner Publikum während der Tour durch die Stadt als "Strom der Begeisterung und Dankbarkeit" dar.
Auf dem Weg zu Brandts Amtszimmer wurde Kennedy von Mitarbeitern des Hauses und den Beamten ebenso herzlich wie von der wartenden Menge vor dem Rathaus begrüßt. Im Zimmer konnte man einen kurzen Moment der Entspannung von der brodelnden Masse genießen und eine Erfischung zu sich nehmen. Kennedy setzte sich währenddessen auf den Stuhl, von dem aus Brandt normalerweise seine Gäste empfing und rief Bundy und Lochner zu sich. Er verbesserte handschriftlich ein paar Sätze auf den Karteikarten seiner bevorstehenden Rede. Nach den vorangegangenen Erlebnissen hatte er deutlicher und herzlicher ausdrücken wollen, wie sehr er den Menschen in Berlin verbunden war.
Es herrschte eine gelöste Stimmung, Getränke wurden gereicht und man unterhielt sich über die gewonnenen Eindrücke, während Adenauer amüsiert "eine kommunistische Zeitung", das Neue Deutschland las und sich allmählich 15-20 Leute, bestehend aus Protokollchefs, Dolmetschern, Sicherheitsbeamten und Mitarbeitern im Zimmer sammelten. Nach einigen Minuten des Übens sei Kennedy in einen Nebenraum gegangen, um sein Hemd zu wechseln und sich kurz frisch zu machen. Als er zurückkam beobachtete Brandt, dass er zwar einen Kaffee nahm, davon jedoch nur einen Schluck trank und zwei Stück Zucker aß. Später wurde der noch kleine Sohn von Brandt Kennedy vorgestellt. Laut Brandt war Kennedy freundlich und lächelte allen zu, verbreitete aber in seiner knappen und überlegenen Art einen "für ihn ganz typischen Eindruck: Alle hatte das Gefühl, er ist Chef!" Als sie auf den Balkon traten, habe "nicht enden wollender Jubel, Tücher- und Fahnenschwenken" und Sprechchöre den Präsidenten mit einem "Ausdruck einer gewissen Fassungslosigkeit" in die lebendige Masse der begeisterten Berliner und Berlinerinnen blicken lassen. "Politik darf man nicht durch Emotionen ersetzen wollen, aber Emotionen können die Politik bestätigen. So sollte man den Kennedy-Tag in Berlin bewerten.", empfahl Brandt.
 
Portrait Foto John F. Kennedys mit Widmung: "For Mayor Willy Brandt with high regards and good wishes" (Für Bürgermeister Willy Brandt mit vorzüglicher Hochachtung und guten Wünschen)
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