John F. Kennedy Plakatmotiv. © Runaway Technology

John F. Kennedy - Ausstellungstitel
Ausstellungshalle des Deutschen Historischen Museums von I. M. Pei, 26. Juni bis 13. Oktober 2003

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Zusammenarbeit
mit dem John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin

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John. F. Kennedy
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1. Der Auftritt vor dem Rathaus Schöneberg
1.1. Die Reden der Politiker I 1.2. Impressionen

1.1. Die Reden der Politiker
Auf der Tribüne vor dem Schöneberger Rathaus sprachen vor dem begeistertem Publikum in dieser Reihenfolge der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses Otto Bach, Bundeskanzler Konrad Adenauer, John F. Kennedy und der Regierende Oberbürgermeister Willy Brandt.
   
Ausspracheübungen

Rede Otto Bach, Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses:

Liebe Berlinerinnen und Berliner, die jubelnde Begeisterung, mit der das freie Berlin Sie empfangen hat, Herr Präsident, ist ein Ausdruck unserer Dankbarkeit. Symbole der Gründe dieser Dankbarkeit haben Sie schon auf Ihrer Fahrt hierher passiert. Die Kongresshalle, diesen hochherzigen Beitrag de Benjamin-Franklin-Stiftung zur Förderung des Berliner Kulturlebens, das Luftbrückendenkmal, ein schon historisch gewordenes Sinnbild der erfolgreichen Hilfe unserer Schutzmächte in der schwersten Zeit der Berliner Nachkriegsgeschichte, und schließlich die Freiheitsglocke in diesem Turm über uns. Sie trägt als Glockenspruch eine Abwandlung der Worte Ihres berühmten Vorgängers Abraham Lincoln: "Möge diese Welt mit Gottes Hilfe eine Wiedergeburt der Freiheit erleben." In diesen Worten liegt die Hoffnung von Millionen deutscher Menschen jenseits des Brandenburger Tores, die heute nicht bei uns sein können, die aber allen Verboten zum Trotz über Rundfunk und Fernsehen diese Stunde miterleben. Für diese Ostberliner, für unsere Landsleute in der uns umgebenden Zone ebenso wie für uns alle im freien Teil Berlins danke ich Ihnen, Herr President."

Rede des Bundeskanzlers Adenauer:

"Ihr seid hierher gekommen, um Präsident Kennedy zu hören. Deswegen werde ich mich auf ganz wenige Sätze beschränken. Heute hat hier eine Volksabstimmung stattgefunden, die unüberhörbar ist in der ganzen Welt. Wir danken Präsident Kennedy für seine reise nach Europa, für seine Reise in die Bundesrepublik und besonders für seinen Besuch in diesem Teil der Bundesrepublik. Die Berliner haben sich in diesen vergangenen Jahren ausgezeichnet durch Standhaftigkeit und Geduld. Heute vor 15 Jahren, meine Freunde, auf den Tag am 26. juni, trafen die ersten Flugzeuge der Luftbrücke ein, die damals Berlin gerettet hat. Ich möchte das gerade auch in Gegenwart von General Clay sagen. Und nun, meine Freunde, vergleichen wir die Zeit vor 15 Jahren mit dem heutigen Stand in der Welt, der Bundesrepublik und Berlins, dass dazu gehört, dann könne wir sagen: Wir sind ein gutes Stück weiter gekommen, und wir werden noch weiter kommen dank der Hilfe unserer Freunde, dank unserer Standhaftigkeit und Geschlossenheit."

Dritte Fassung des Entwurfs der Rede vor dem Schöneberger Rathaus

Rede John F. Kennedys auf der Tribüne vor dem Schöneberger Rathaus:

"Meine Berliner und Berlinerinnen, ich bin stolz, heute in ihre Stadt zu kommen als Gast Ihres hervorragenden Regierenden Bürgermeisters, der in allen Teilen der Welt als Symbol für den Kampf- und Widerstandsgeist West-Berlins gilt. Ich bin stolz, auf dieser Reise die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit Ihrem hervorragenden Bundekanzler besucht zu haben, der während so langer Jahre die Politik der Bunderegierung bestimmt hat nach den Richtlinien der Demokratie, der Freiheit und des Fortschritts. Ich bin stolz darauf, heute in Ihre Stadt in der Gesellschaft eines amerikanischen Mitbürgers gekommen zu sein, General Clays, der hier in der Zeit der schwersten Krise tätig war, durch diese Stadt gegangen ist, und der wieder nach Berlin kommen wird, wenn es notwendig werden sollte. Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz, den ein Mensch sagen konnte, der: Ich bin ein Bürger Roms. Heute ist der stolzeste Satz, den jemand in der freien Welt sagen kann: Ich bin ein Berliner. - Ich bin dem Dolmetscher dankbar, dass er mein Deutsch noch besser übersetzt hat. Wenn es in der Welt Menschen geben sollte, die nicht verstehen oder nicht zu verstehen vorgeben, worum es heute in der Auseinandersetzung zwischen der freien Welt und dem Kommunismus geht, dann können wir Ihnen nur sagen, sie sollen nach Berlin kommen. Es gibt Leute die sagen, dem Kommunismus gehöre die Zukunft. Sie sollen nach Berlin kommen. Und es gibt wieder andere in Europa und in den anderen Teilen der Welt, die behaupten, man könne mit den Kommunisten zusammenarbeiten. Auch sie sollen nach Berlin kommen. Und es gibt auch einige wenige, die sagen, es treffe zwar zu, dass der Kommunismus ein böses und ein schlechtes System sei, aber es gestatte es ihnen, wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Aber lasst auch sie nach Berlin kommen. Ein Leben in Freiheit ist nicht leicht, und die Demokratie ist nicht vollkommen. Aber wir hatten es nie nötig, eine Mauer aufzubauen, um unsere Leute bei uns zu halten und sie daran zu hindern, woanders hinzugehen. Ich möchte Ihnen im Namen der Bevölkerung der Vereinigten Staaten, die viele tausend Kilometer von Ihnen entfernt Leben, auf der anderen Seite des Atlantiks, sagen, das meine amerikanischen Mitbürger stolz, sehr stolz darauf sind, mit Ihnen zusammen selbst aus der Entfernung die Geschichte der letzten 18 Jahre teilen zu können. Denn ich weiß nicht, dass jemals eine Stadt 18 Jahre lang belagert wurde und dennoch lebt in ungebrochener Vitalität, mit unerschütterlicher Hoffnung, mit der gleichen Stärke und mit der gleichen Entschlossenheit wie heute West-Berlin. Die Mauer ist die abscheulichste und stärkste Demonstration für das Versagen des kommunistischen Regimes. Die ganze Welt sieht dieses Eingeständnis des Versagens. Wir sind darüber keineswegs glücklich; denn, wie Ihr Regierender Bürgermeister gesagt hat, die Mauer schlägt nicht nur der Geschichte ins Gesicht, sie schlägt der Menschlichkeit ins Gesicht. Durch die Mauer werden Familien getrennt, der Mann von der Frau, der Bruder von der Schwester, und Menschen werden mit Gewalt auseinander gehalten, die zusammen leben wollen. Was von Berlin gilt, gilt von Deutschland. Ein echter Friede on Europa kann nicht gewährleistet werden, solange jedem vierten Deutschen das Grundrecht einer freien Wahl vorenthalten wird. In 18 Jahren des Friedens uns der erprobten Verlässlichkeit hat diese Gereration, der Deutschen sich das Recht verdient, frei zu sein, einschließlich des Rechts, die Familien und die Nation in dauerhaftem Frieden wiedervereinigt zu sehen, in gutem Willen gegen jedermann. Sie leben auf einer verteidigten Insel der Freiheit. Aber Ihr Leben ist mit dem des Festlandes verbunden, und deshalb fordere ich Sie zum Schluss auf, den Blick über die Gefahren des Heute hinweg auf die Hoffnung des Morgen zu richten, über Freiheit dieser Stadt Berlin und über die Freiheit Ihres Landes hinweg auf den Vormarsch der Freiheit überall in der Welt, über die Mauer hinweg auf den Tag des Friedens mit Gerechtigkeit. Die Freiheit ist unteilbar, und wenn auch nur einer versklavt ist, dann sind alle nicht frei. Aber wenn der Tag gekommen sein wird, an dem alle die Freiheit haben und Ihre Stadt und Ihr Land wieder vereint sind, wenn Europa geeint ist und Bestandteil eines friedvollen und zu höchsten Hoffnungen berechtigten Erdteiles, dann, wenn dieser Tag gekommen sein wird, können sie mit Befriedigung von sich sagen, dass die Berliner und diese Stadt Berlin 20 Jahre die Front gehalten haben. Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner."

English Version
Rede anhören

Karteikartenversion der Rede vor dem Schöneberger Rathaus

Rede des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt:

"Dies ist ein großer Tag in der Geschichte unserer Stadt. Wir haben Schweres hinter uns, und gerade deshalb werden wir niemals vergessen, Herr Präsident, dass sie heute bei uns sind und hier heute zu uns gesprochen haben. Ich sage das nicht nur als der Bürgermeister dieser Stadt, ich sage es für alle Berliner und vor allem für die eineinviertel Million Berliner, die bis zu diesem Augenblick an der Huldigung und dem Treuebekenntnis und dem Freundschaftsbekenntnis für John F. Kennedy teilgenommen haben. Wir wären in diesen Jahren nicht durchgekommen ohne den Willen zur Selbstbehauptung, aber wir wären auch nicht durchgekommen ohne die guten Freunde in der Welt. Das dies wieder eine große blühende Stadt ist, darauf können wir gemeinsam stolz sein. Wir haben, und dabei bleibt es hoffentlich, den Krieg vermiedne, und wir können voller Zuversicht nach vorn schauen. Es ist hier schon gesagt worden - und sie haben schon den gebührenden Respekt bekundet - , ich muss noch einmal meiner Freude darüber Ausdruck geben, dass Präsident Kennedy zusammen mit unserem Ehrenbürger Lucius D. Clay hier ist. Wenn wir seinen Namen nennen, dann denken wir zugleich auch an Ernst Reuter. In dieser Stadt, Herr Präsident, in diesem Berlin wurde nach dem schrecklichen Krieg die deutsch-amerikanische Freundschaft geboren. In diesem Berlin sind die Vereinigten Staaten das sichtbarste, das entschiedenste Engagement in Deutschland eingegangen; hier wird sichtbar, was uns verbindet: gleiche Interessen, gleiche Ideale und gleiche Entschlossenheit. Das gilt in Wirklichkeit für den ganzen freien Teil unseres Vaterlandes, zu dem wir gehören und für den der Herr Bundeskanzler heute hier ist und zu uns gesprochen hat. Aber, meine Freunde, der Bürgermeister der Hauptstadt Deutschlands hat mitzusprechen für die Landsleute jenseits der Mauer. Wir grüßen Sie alle, und wir sagen Ihnen: Wir geben nicht auf! Berlin ist treu, treu denen hinter Stacheldraht ebenso wie den Landleuten im deutschen Westen und den Freunden draußen in der Welt. Herr Präsident, ich habe heute einen großen Wunsch. Ich möchte, dass sie spüren, in dieser Stadt schlägt das Herz des deutschen Volkes, auch für Sie. Wir haben den Ersten Mann der freien Welt gehört. Hier hat der unerschrockene und vorwärts drängende Staatsmann gesprochen. Wir wissen um die Last, die auf seinen Schultern ruht. Unsere Hoffnungen begleiten ihn. Sie sind nicht zuletzt gerichtet auf friedliche Veränderung. Wir sehen die großen Erwartungen der Strategie des Friedens, wie sie der Präsident vor uns während seiner Reise entwickelt hat. Dazu und zum Bau des neuen Europa möchten wir unseren Beitrag leisten. Dies wird der Weg zur Selbstbestimmung sein. So werden wir auch zur Wiedervereinigung unseres Volkes gelangen. Und nun, meine Freunde, sind wir an einem wahrhaft bedeutsamen Augenblick in der Geschichte dieser Stadt, wir wollen ihn in feierlicher Stille miteinander erleben. Präsident Kennedy wird sich angesichts des Volkes von Berlin eintragen in unser goldenes Buch. Und wir werden der Freiheitsglocke lauschen, auf der in Anlehnung an ein Wort Abraham Lincolns steht: >Möge diese Welt mit Gottes Hilfe eine Wiedergeburt der Freiheit erleben<."

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