II. Die Präsidentschaft
2.08" Der große Prüfstein
für den Mut und Willen des Westens"
"Die Weihnachtslichter des freien Berlin
werfen einen Schein, der tief eindringt in die Dunkelheit,
die sie umgibt. Keine Mauer kann dieses Licht abhalten."
John F. Kennedys Weihnachtsbotschaft an die West-Berliner
im Dezember 1961
Im Sommer 1961 richtete sich das Augenmerk auf die
geteilte Stadt Berlin. Kennedy bekräftigte die
Bereitschaft seines Landes, die Freiheit der West-Berliner
notfalls militärisch zu verteidigen. Doch der Mauerbau
war kein Kriegsgrund für die USA. Die schwache
Reaktion auf den Mauerbau im August 1961 gefährdete
kurzzeitig die Glaubwürdigkeit der amerikanischen
Regierung. Um das Vertrauen der West-Berliner wieder
herzustellen, schickte Kennedy seinen Vizepräsident
Johnson und den Luftbrückenhelden Lucius Clay nach
Berlin.
Stacheldraht,
August 1961
Die "Sicherungsmaßnahmen an der Staatsgrenze"
wurden zunächst mit Stacheldraht ausgeführt.
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Die Bekanntmachung der DDR-Regierung
wies die Berliner Bevölkerung auf den Bau
der Mauer hin. Mit Zustimmung der Mitglieder des
Warschauer Paktes wurde am 13. August 1961 die
Sektorengrenze zu Westberlin abgeriegelt. Der
Bau der Berliner Mauer war Teil einer umfassenden
militärisch gesicherten Absperrung der DDR
zum Westen hin. Ihr Ziel war, den Flüchtlingsstrom
aus der DDR zu stoppen.
Für Kennedy stand mit der Freiheit Westberlins
die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten
von Amerika auf dem Spiel. Wie er in seiner Rede
zur Berlinkrise am 25. Juli 1961 sagte: "Westberlin
(....) ist in vieler Hinsicht von Bedeutung. Es
ist mehr als nur ein "Schaufenster der Freiheit",
mehr als nur ein Symbol und eine Insel der Freiheit
in der kommunistischen Flut. Es ist sogar mehr
als nur ein Bindeglied zur freien Welt, mehr als
nur ein Leuchtfeuer der Hoffnung hinter dem Eisernen
Vorhang oder ein Durchschlupf für Flüchtlinge".
Trotzdem war der Bau der Mauer kein Kriegsgrund
für Amerika.
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Kennedys Ansprache
an die amerikanische Bevölkerung zur Berlinkrise,
25. Juli 1961
Um nicht den Eindruck zu erwecken, er habe sich
von dem sowjetischen Staatschef einschüchtern
lassen, teilte Kennedy der amerikanischen Bevölkerung
in einer Fernsehansprache zur Lage in Berlin mit,
dass es in drei Punkten keinen Kompromiss mit
den Russen geben werde: 1. bei den Besatzungsrechten
der Alliierten in West-Berlin, 2. dem freien Zugang
nach West-Berlin sowie 3. der Freiheit der West-Berliner.
Eine Verletzung dieser drei sogenannten "Essentials"
würde Krieg bedeuten. Später veröffentlichte
geheime militärische Planungen zeigen, dass
Kennedy sogar zum Einsatz von Atomwaffen bereit
gewesen wäre. Meinungsumfragen in den USA
ergaben, dass der Großteil der Amerikaner
hinter der Entscheidung ihres Präsidenten
stand.
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Brief von Willy Brandt
an John F. Kennedy, 15. August 1961
In einem Telegramm vom 16. August 1961 an John
F. Kennedy äußerte der Westberliner
Bürgermeister Willy Brandt Kritik an der
gemäßigten Reaktion der Amerikaner
hinsichtlich der Abriegelung Ostberlins und dem
folgenden Mauerbau am 13. August 1961. Er sehe
die Verantwortlichkeit der vier Siegermächte
für Gesamtdeutschland durch diese Schritte
der DDR-Regierung in Gefahr. Des Weiteren befürchte
er einen Vertrauensverlust der Berliner Bevölkerung
gegenüber den Westmächten sowie eine
daraus folgende Fluchtbewegung aus Berlin. Zwar
sehe er ein, dass die Garantien der Engländer,
Franzosen und Amerikaner der Freiheit der Westberliner
Bevölkerung, die Anwesenheit der Truppen
und der freie Zugang nach Westberlin gesichert
seien. Jedoch solle man die Viermächteverantwortung
zurückverlangen und vorsichtshalber einen
Drei-Mächte-Status proklamieren.
Am 18.
August erhielt Brandt Kennedys Antwort. Der amerikanische
Präsident lehnte Brandts Vorschläge
als unangemessen ab. Trotzdem sah er die Gefahr
eines Vertrauensverlusts als real an. Deshalb
schickte er General Lucius D. Clay, den Helden
der Berliner Luftbrücke von 1948/49 und den
zunächst unwilligen Vizepräsidenten
Lyndon B. Johnson nach Berlin.
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BZ "Berlins Dank an Amerika!", 21. August
1961
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Als Kennedy immer mehr Briefe erreichten, die vom
Misstrauen der Westdeutschen in die amerikanische
Führungsmacht berichteten, schickte der Präsident
am 19. August 1961 Lyndon B. Johnson und den Luftbrücken-Helden
Lucius D. Clay nach Westberlin. Die Westberliner
sollten sich durch diesen symbolischen Besuch der
Solidarität Amerikas sicher sein. Die Bevölkerung
bedankte sich mit einem begeisterten Empfang. Als
Höhepunkt ihres Aufenthaltes begrüßten
Johnson und Clay an der Sektorengrenze 1500 aus
dem westdeutschen Helmstedt beorderte amerikanische
Soldaten. Ihre Ankunft war der Beweis, dass die
ungehinderte Durchfahrt auf der Transitstrecke nach
Westberlin für die Alliierten weiterhin möglich
sei. Der Kommandeur fühle sich an die Begeisterung
bei der Befreiung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg
erinnert, schrieb die Berliner US-Mission nach Washington. |
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