II. Die Präsidentschaft
2.12 . "Ish bin ein Bearleener"
"Ich habe gestern gesagt, dass ich meinem
Nachfolger ein kleines Briefchen hinterlassen werde,
das nur zu einem Zeitpunkt großer Entmutigung
zu öffnen sei. Es werden nur drei Worte darin stehen:
Go to Germany."
John F. Kennedy, 26. Juni 1963
Zum Abschluss seiner Deutschlandreise kam John F. Kennedy
am 26. Juni 1963 nach Berlin. Auf dem Weg durch die
Stadt jubelten ihm über eine Million Menschen zu.
Am Schöneberger Rathaus sprach Kennedy seine vielleicht
berühmtesten Worte: "Ich bin ein Berliner".
Die Regierung der DDR reagierte mit Gegenmaßnahmen.
Dazu gehörte am 28. Juni ein Besuch des russischen
Staatschefs Nikita Chruschtschow im östlichen Teil
der Stadt. Auch er fuhr im offenen Wagen durch die Stadt,
wurde bejubelt und hielt eine Rede am Roten Haus.
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Interview
mit dem Kurator der Ausstellung,
Dr. Andreas Etges zum Berlin Besuch von
John F. Kennedy
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Ausführliche Informationen
zum Berlin Besuch von John F. Kennedy
finden Sie unter dem Link Berlin
Besuch.
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Karteikarte mit Aussprachehilfen für
Kennedys Rede am Schöneberger Rathaus,
Juni 1963
Für seine
Rede am Rathaus Schöneberg notierte
Kennedy mehrere Sätze, die er auf
deutsch und lateinisch sagen wollte: "Ish
bin ein Bearleener - Kiwis Romanus sum
- Lust z nach Bearlin comen." Nach
dem Zweiten Weltkrieg hatte Berlin für
die USA eine besondere symbolische Bedeutung
gewonnen. An vorderster Front fochten
die Berliner stellvertretend für
alle freiheitsliebenden Menschen und damit
für "Amerika" gegen den
Kommunismus. Freie Menschen, so Kennedy,
seien überall auf der Welt Bürger
Berlins: "Deshalb bin ich als freier
Mann stolz darauf, sagen zu können:
Ich bin ein Berliner."
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John F. Kennedy am Schöneberger
Rathaus
Kennedys Fahrt im offenen
Auto glich einem Triumphzug durch Westberlin.
Über eine Million Menschen jubelten
ihm zu oder lauschten seiner Rede vor
dem Schöneberger Rathaus. Kennedy
sagte während der Fahrt zu seinen
Begleitern: "Ich bedauere, dass diese
Deutschen keine amerikanischen Wähler
sind." 1964 stand seine Wiederwahl
zum amerikanischen Präsidenten zur
Diskussion.
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Ernennung zum Ehrenbürger der FU
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Anlässlich seines
Berlin-Besuchs verlieh die Freie Universität
Berlin John F. Kennedy die Ehrenbürgerwürde.
Kennedy ist bis heute der einzige amerikanische
Präsident, dem diese Ehre zuteil wurde.
Die FU Berlin wurde 1948 mit Unterstützung
der Amerikaner als Gegengewicht zur 1946
wieder eröffneten Berliner Universität
Unter den Linden - im sowjetischen Sektor
gelegen -, gegründet. |
Nach der Verleihung hielt John F. Kennedy
eine Rede zur Entspannungspolitik im Ost-West-Konflikt,
in der er die "Kalte Krieg"-Rede
vor dem Schöneberger Rathaus zu relativieren
versuchte:
"Das neue
Europa des Westens - ein dynamisches,
vielfältiges und demokratisches Europa
- muss auf die Völker im Osten eine
stetig wachsende Anziehungskraft ausüben.
Und wenn die Möglichkeit einer gütlichen
Einigung in Erscheinung tritt, dann werden
wir im Westen klar stellen, dass wir keinem
Volk und keinem System feindlich gegenüberstehen,
solange diese ihr eigenes Schicksal bestimmen,
ohne andere an ihrer freien Wahl zu hindern.
Auf beiden Seiten werden Wunden zu heilen
sein, wird Misstrauen beseitigt werden
müssen. Die Unterschiede des Lebensstandards
müssen ausgeglichen werden, aber
nach oben, nicht nach unten. Faire und
wirksame Abkommen müssen, um dem
Wettrüsten ein Ende zu machen, erreicht
werden. Diese Änderungen werden nicht
heute oder morgen kommen, aber wir müssen
in unseren Bemühungen um eine wirkliche
Lösung unablässig fortfahren."
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Das verhängte Brandenburger Tor,
26. Juni 1963
Am 25. Juni ließ die
DDR-Regierung das Brandenburger Tor mit großen
roten Vorhängen und der Flagge der DDR verhängen.
So war Kennedy die Sicht in den Ostteil der Stadt
am folgenden Tag versperrt. Auf einem großen
Schild wurde der US-Präsident in englischer
Sprache an die Zusagen von Jalta und Potsdam erinnert
und vor dem westdeutschen Militarismus und "Nazismus"
gewarnt. |
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Die Regierung der DDR reagierte auf den Besuch des
amerikanischen Präsidenten, indem sie das Brandenburger
Tor verhängen ließ. Wenige Tage später
besuchte der sowjetische Ministerpräsident
Nikita Chruschtschow Ostberlin. Die spontan geäußerte
Begeisterung der Westberliner Bevölkerung über
den Besuch des amerikanischen Präsidenten sollte
in der östlichen Stadthälfte nachgeahmt
werden. Die "Euphorie" der Ostberliner
Bevölkerung für den sowjetischen Gast
wurde allerdings von oben inszeniert und angeleitet.
Es gab auch in der DDR viele Bewunderer Kennedys:
Seine zur Schau getragene Jugendlichkeit, sein strahlendes
Lächeln und der Aufbruchsgeist, den er vermittelte,
standen in ein krassem Gegensatz zu den versteinerten
Physiognomien der Politikern der Sowjetunion und
der DDR.
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Ausführliche Informationen zum Berlin Besuch
von John F. Kennedy
finden Sie unter dem Link Berlin
Besuch.
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