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FRANKREICH
Woher wir kommen... Die Niederlage Vercingetorix' gegen Cäsar im Jahre 52 v. Chr. Die Taufe Chlodwigs im Jahre 496 Entsprechend der politischen Orientierung wurden im Frankreich des 19. Jahrhunderts zwei verschiedene Persönlichkeiten als Stammväter der Nation verehrt. Die Wahl des republikanisch-liberalen Lagers fiel auf den gallischen Feldherrn Vercingetorix, der sich 52 v. Chr. gegen Cäsar erhob. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und ganz Gallien von dem Römern besetzt. Trotz der vernichtenden Niederlage wurde Vercingetorix im 19. Jahrhundert zum Urvater der Franzosen, da er allein Mut bewiesen und sich dem übermächtigen Feind entgegengestellt haben soll; er konnte zwar nicht das Vaterland, doch dessen Ehre retten. Deshalb zeigt Lionel-Noël Royer Vercingetorix in der Pose eines siegreichen Feldherrn, wie er seine Waffen Cäsar zu Füßen wirft. Besiegt, aber stolz zügelt er sein Pferd, um durch einen von hohen Palisaden begrenzten Weg auf den Imperator zuzureiten. Die monarchistisch-katholische Partei erkor dagegen den Frankenkönig Chlodwig zum Stammvater der Nation. Dieser hatte im Jahr 496 bei Tolbiac (Zülpich bei Köln) den drohenden Einfall der Alemannen abgewehrt. Im Angesicht der Niederlage schwor er, sich im Falle eines Sieges zum Christentum zu bekehren; und tatsächlich gewann seine Streitmacht die Schlacht. Diese sowie die folgende Taufe Chlodwigs wurden entsprechend als die Gründungsereignisse der französischen Geschichte angesehen. Vor der Bekehrung galten die Franken als ein mutiges, doch barbarisches Volk. Der getaufte Chlodwig aber führte das von göttlicher Vorsehung geleitete Frankreich zu seiner Bestimmung: Zivilisation, Gründung der Monarchie und Gehorsam gegenüber der Kirche bezeichnen die Elemente der glorreichen Geschichte Frankreichs, der »ältesten Tochter der Kirche«.
Glaube und Krieg Die Heilige Johanna befreit Orléans 1429 Die Geschichte der Johanna von Orléans ist eine Episode aus dem Hundertjährigen Krieg, in dem Frankreich und England um die Erbfolge auf dem französischen Thron rangen. Als England in den 1420er Jahren fast den gesamten Norden Frankreichs besetzt hielt, soll die junge lothringische Bäuerin Johanna beim nachmaligen französischen König Karl VII. erschienen sein. Angeblich von göttlichen »Stimmen« geleitet, bedrängte sie diesen, ihr ein Heer zu überlassen, an dessen Spitze sie tatsächlich die Stadt Orléans 1429 befreite. Mit diesem Sieg begann sich das Kriegsglück zugunsten Frankreichs zu wenden. Johanna selbst jedoch fiel in die Hände der Feinde und starb als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen. Die Legende um Johanna war im Frankreich des 19. Jahrhunderts vor allem deshalb so beliebt, weil sie von allen politischen Gruppierungen verwendet werden konnte. Die katholischen Monarchisten betonten ihre Frömmigkeit und zogen Parallelen zwischen Johanna und der Jungfrau Maria; und die liberalen Republikaner priesen sie als aufrechte Patriotin und Frau aus dem Volk. Die entscheidende Botschaft ist jedoch beiden Auslegungen gemeinsam: Die Tapferkeit einer einzelnen Person und ihr tiefer Glaube an die gerechte Sache ihres Volkes brachten Frankreich den Sieg. In diesem Sinne ist Johanna auch auf den meisten Abbildungen dargestellt. Aufrecht stehend oder auf einem Schimmel sitzend, versehen mit der Lilie als Symbol der Jungfräulichkeit und Unsterblichkeit führt sie das Heer zum Sieg.
Freiheit Die Französische Revolution von 1789 In ihrem Mutterland war die Große Revolution im 19. Jahrhundert ein umstrittenes Ereignis. Sie spaltete die Nation in zwei Lager: Betonten die einen die Freiheit und den Fortschritt, verwiesen die anderen auf die Gewalt und die Zerstörung. Im Ballhausschwur vom 20. Juni und wenige Wochen später im Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 fanden beide Lager und deren Auffassungen beredten Ausdruck. Der Sturm auf die Bastille, jenem zum Sinnbild absolutistischer Herrschaft und von Willkür stilisierten Monument, ist in das nationale Gedächtnis jedoch als Beginn der Revolution eingegangen. Die bildhafte Umsetzung des Sturmes betont dessen Bedeutung: Die finstere, bedrohlich wirkende und scheinbar uneinnehmbare Festung symbolisiert die Unmenschlichkeit der alten Ordnung, zugleich aber auch den Beginn der Revolution. Diesem gewaltsamen Akt der Befreiung steht der friedfertige Schwur im Ballhaus gegenüber, in dem die versammelten Vertreter des Dritten Standes gelobten, erst nach Verabschiedung einer Verfassung auseinanderzugehen, womit sie sich gegen die alte Ständeordnung und gegen den König stellten.
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