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GRIECHENLAND
Woher wir kommen... Der Tod des Leonidas bei den Thermopylen im Jahre 480 v. Chr. Alexander der Große (356-323 v. Chr.) Kein europäisches Land konnte im Prozeß der Nationsbildung so weit in die Geschichte zurückblicken wie Griechenland. Die Zeit der Antike, die kulturelle Hochblüte und die territoriale Ausdehnung des griechischen Herrschaftsbereiches hatten für das griechische Nationalbewußtsein eine ausnehmende Bedeutung. Zwei antike Helden genossen im Griechenland des 19. Jahrhunderts besondere Verehrung: der Spartanerkönig Leonidas, der 480 v. Chr. mit seinen Truppen gegen die Übermacht des Perserkönigs Xerxes kämpfte und fiel, und Alexander der Große, der in nur dreizehn Jahren sein Reich von Makedonien bis an den Indus auszudehnen und das Perserreich niederzuringen vermochte. Die Verehrung des Leonidas galt jenem Helden, der sich für das Vaterland opferte. Vor allem im griechischen Freiheitskampf von 1821 bis 1830 war Leonidas ausgesprochen populär. Das Bild von Jean Evariste Fragonard zeigt einen erschöpften Soldaten, der vor einem Gedenkstein kniet, dessen Inschrift auf den heldenmütigen Leonidas und sein Opfer verweist. Der Alexander-Mythos hat eine zweifache Funktion: Mit dem erfolgreichen Feldherrn wird an Griechenlands einstige Größe und Bedeutung erinnert. Dieser Ruhm sollte die Freiheitskämpfer des 19. Jahrhunderts anspornen, zumindest einen Teil dieses Reiches zurückzugewinnen. Es war insbesondere der Philhellenismus seit dem 18. und im Anfang des 19. Jahrhunderts, der über die bildende Kunst das Griechenlandbild und die griechische Antike popularisierte; in Griechenland selbst ist Alexander der Große vornehmlich durch die Volkskunst lebendig gehalten worden.
Glaube und Krieg Der Fall von Konstantinopel 1453 Für den griechischen Staat war es nicht einfach, die junge Nation auf historische Fundamente zu stellen. Der Rückbezug auf die Antike ließ sich ebenso wenig mit dem Christentum verschmelzen wie das theokratische Byzanz mit den Ideen der Antike und der Aufklärung. Und nur wenige byzantinische Herrscher und Ereignisse eigneten sich für eine nationale Mythologie. Dazu gehörten der Fall Konstantinopels am 29. Mai 1453 und der Tod des letzten Herrschers während der Kämpfe. Die Eroberung der Stadt durch Sultan Mehmed II., der heldenhafte Tod Konstantinos XI. Palaiologos und insbesondere die letzte christliche Liturgie in der Hagia Sofia waren die zentralen Elemente in den Darstellungen. Das dramatische Ende des auf antiken Ruinen errichteten Byzanz erwies sich als ideal für die Aussöhnung des neuen Griechentums mit der mittelalterlichen Geschichte. Denn mit dem Fall Konstantinopels ließen sich sowohl die historischen Zäsuren seit 1453 erklären wie auch der Befreiungskampf seit 1821, der in diesem Verständnis als Revision der vierhundert Jahre zurückliegenden Ereignisse verstanden wurde. Der Maler Panagiotis Zografos bedient sich dieser Konstruktion in seiner Darstellung vom Fall Konstantinopels, die zu einer Mappe mit 25 Blättern über den Freiheitskampf und weiterer bedeutender Ereignisse aus der griechischen Geschichte gehört. In einer zeitgenössischen Beschreibung der Graphik heißt es erläuternd zu den fliehenden Byzantinern: »Die tapferen und heimatliebenden Hellenen ließen sich nicht unterjochen, sondern flohen in die Berge, wo sie jahrhundertelang lebten, bis sie, durch die Macht Gottes und die Hilfe der europäischen Mächte, ihre Freiheit zurückerlangten.«
Freiheit Der griechische Freiheitskampf in den Jahren 1821 bis 1830 Der Fall von Messolongi 1825/26 Griechenland gehört zu den Ländern, die im 19. Jahrhundert ihre Unabhängigkeit in langen, blutigen Kämpfen errangen. Mit dem 1821 beginnenden und neun Jahre dauernden Freiheitskampf schüttelten die Griechen die vierhundertjährige osmanische Herrschaft ab. Vorbereitet worden war diese Befreiung durch die in ganz Europa verbreitete Verehrung der Antike. Diese stärkte das Selbstbewußtsein der Griechen und ihre Bereitschaft zum Aufstand und verschaffte ihnen Aufmerksamkeit und Unterstützung in anderen Staaten. Als der Freiheitskampf an der türkischen Übermacht zu scheitern drohte, griffen Großbritannien, Rußland und Frankreich ein und verhalfen den Griechen zum Sieg. 1830 wurde Griechenland souveränes Königreich. Das Nationalgefühl des jungen Staates ruhte auf zwei Fundamenten: der Erinnerung an die Antike und der orthodoxen Religion, die sie von der moslemischen Herrschaft unterschied. In vielen Kunstwerken wird darum Gottes Beistand für die Sache der Griechen beschworen. Eine segnende Haltung nimmt die Personifikation Griechenlands auf dem Bild von Theodoros Vrysakis ein. Sie ist umringt von berühmten Kämpfern und philhellenistischen Anhängern des Unabhängigkeitskrieges. Eine besondere Bedeutung in der Erinnerung an den langjährigen Freiheitskampf gewann der Exodus aus Messolongi. Nach langer Belagerung war die Situation in der Stadt in Zentralgriechenland ausweglos geworden. Statt zur Kapitulation entschlossen sich die Belagerten zu einem Ausfall, der mit ihrem Tod endete. Ihr Heldenmut in verzweifelter Lage, der auch anderen europäischen Nationalmythen eignet, verlieh den Bewohnern Messolongis in ganz Europa Berühmtheit. |
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