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NORWEGEN

Woher wir kommen...

Die Schlacht von Stiklestad 1030

Olav Haraldsson, genannt der Heilige, gilt als Reichseiniger und Begründer der norwegischen christlichen Nation. Kurz nach seinem Tod (1030) erklärte ihn der Bischof von Trondheim zum Heiligen und zum »Rex Perpetuus Norvegiae«, zu Norwegens ewigem König.

Als Olav 1015 von Wikingfahrten zurückkehrte, war Norwegen in Kleinkönigreiche zersplittert. Sein bedeutendster Widersacher, der Dänenkönig Knut, war zu dieser Zeit durch Kriegszüge gebunden, so daß es Olav gelang, die anderen Häuptlinge unter sich zu sammeln und seine Königsmacht zu begründen. Gleichzeitig begann er, das Christentum in Norwegen einzuführen. Die (gewaltsame) Christianisierung machte ihm jedoch Feinde, die sich mit dem Dänenkönig verbündeten und ihn zunächst außer Landes jagten. Im Jahr 1030 kam es zwischen Olavs Heer und seinen Widersachern bei Stiklestad zur Schlacht, in der Olav fiel. Die Sage will, daß der Leichnam des Königs nach einem Jahr noch unverwest war. Sein Tod und dieses Wunder sollen in ganz Norwegen zu einem Meinungsumschwung und zu einer tiefen Verehrung Olavs, auch durch seine ehemaligen Feinde, geführt haben.

Dies ist Gegenstand der Skizze von Olaf Isaachsen. Es ist der in der Schlacht gefallene König, der vom Strahl Gottes erleuchtet wird zu sehen. Ebenso zeigt ihn Isaachsens Gemälde »Der Leichnam Olavs des Heiligen wird in Leichentücher gehüllt« gemäß christlicher Ikonographie als den toten Heiland, der auferstehen wird. Damit ist er an die Stelle Thors getreten.

Die Größe und Bedeutung, die Olav für Norwegen gewann, liegt nach Auffassung des 19. Jahrhunderts nicht allein in der politischen Einigung Norwegens, sondern vor allem in der Einführung des Christentums. Damit sei dem Land eine geistige und kulturelle Grundlage gegeben worden, die zu innerer Ruhe und äußerer Machtentfaltung geführt habe. Nur darum habe die Reichseinigung durch Olav Bestand haben können, während alle vorhergehenden Versuche scheitern mußten.

 

Glaube und Krieg

Die Schlacht bei Kringen 1612

Die Schlacht bei Kringen ist im Grunde eine wenig bedeutende Episode aus dem Kalmarer Krieg (1611-1613) zwischen Dänemark und Schweden. In diesen Krieg wurde das zu Dänemark gehörende Norwegen hineingezogen, als der dänische König Christian IV. von seiner Provinz die Beteiligung eines 8000 Mann starken Bauernheeres forderte. Der Aufstellung dieser Truppe folgten Massendesertionen. Der Grund dafür war nach Auffassung von Historikern des 19. Jahrhunderts die Freiheitsliebe und Heimatverbundenheit, die den norwegischen Bauern über die Loyalität zur Krone gegangen seien. Erst als ein Heer von 900 schottischen Landsknechten des schwedischen Königs an der norwegischen Küste landete, um von dort nach Schweden zu ziehen, griffen die Norweger zu den Waffen und besiegten die Eindringlinge bei Kringen (1612) im Gudbrandstal.

35.jpg (16369 Byte)Die Erinnerung an diesen Sieg - und damit an den Beitrag zum dänischen Triumph über Schweden - hat im 19. Jahrhundert viel zum Nationalstolz der Norweger beigetragen. Einen bedeutenden Rang in der Überlieferung nimmt die Idealisierung der norwegischen Bauern, ihres Mutes, ihrer Kampfesschläue und vor allem ihrer Freiheitsliebe ein. Damit einher ging die Verherrlichung der norwegischen Berglandschaft als Heimat eines besonders freiheitsliebenden, stolzen und kühnen Volkes. So ist auch auf den Darstellungen des Ereignisses der Bergwelt ein mindestens ebenso bedeutendes Denkmal gesetzt, wie der von Adolph Tidemand und Morten Müller dargestellten Schlacht selbst.

 

Freiheit

Die Reichsversammlung von Eidsvoll 1814

Norwegen erlangte seine Souveränität 1814 ebenso unversehens wie unerwartet. Seit dem 14. Jahrhundert hatte das Land zu Dänemark gehört, das infolge der Leipziger Völkerschlacht (1813) die norwegische Provinz an Schweden abtreten mußte. In dem machtpolitischen Vakuum bis zur Einsetzung des schwedischen Königs ergriffen die Norweger die Chance, unabhängig zu werden. Im April 1814 berief der damalige Statthalter, Kronprinz Christian Fredrik von Dänemark, eine Reichsversammlung in das nördlich von Oslo gelegene Städtchen Eidsvoll ein, an der 112 Vertreter des norwegischen Volkes teilnahmen. 12.jpg (19760 Byte)In ihrer Mehrheit sprachen sie sich für eine liberale Verfassung und die Einrichtung des Wahlkönigtums aus. In diesem Sinne erarbeiteten sie mit dem am 17. Mai 1814 verabschiedeten Grundlov ein Grundgesetz, mit dem im nationalen Selbstverständnis Norwegens im 19. Jahrhundert nicht nur die Freiheits- und Gleichheitsideale von Aufklärung und Französischer Revolution verwirklicht wurden, sondern das darüber hinaus eine Weiterführung der alten Staatsverfassung aus der Zeit norwegischer Größe und Selbständigkeit darstellte. Im Juli 1814 rückte der schwedische König Carl XIV. Johan mit einem Heer nach Norwegen vor. Der kurze Krieg endete mit der Krönung Carl Johans zum norwegischen König, der im Gegenzug die Eidsvoll-Verfassung anerkannte und dem norwegischen Parlament weitgehende Handlungsfreiheit ließ.

Die vierhundertjährige dänische Herrschaft hatte dazu geführt, daß das Land weder eine eigene Sprache noch genuin norwegische Traditionen besaß. Zum Kern des neu zu schaffenden Nationalbewußtseins wurde daher die Erinnerung an die Eidsvoll-Versammlung.

Oscar Arnold Wergeland hat sie 1887 in einem monumentalen Gemälde verewigt, das heute hinter der Rednertribüne des norwegischen Parlaments, dem Storting, hängt. Die Versammlung und vor allem auch das Versammlungsgebäude spielen in der norwegischen Gedächtniskultur ein bedeutende Rolle. Überdies zählen sie zu den populärsten Motiven, mit denen an die Staatsgründung erinnert wird, derer Norwegen alljährlich am 17. Mai gedenkt.

 

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