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    Auswahl Exponate

     
     
     
     
 
AUSGEZEICHNET: MEDAILLEN – HOFLIEFERANTEN – QUALITÄTSMARKEN

»Die grosse moderne Frage, meine Herren, heisst Reklame; sie
ist die Göttin des Handels und der Industrie. Ohne Reklame
kein Erfolg! Die Kunst, sich bekannt zu machen, ist schwer,
komplizirt und erfordert grosses Feingefühl. Der erste, der dieses
neue, wirksame Mittel anwandte, that es in roher Weise,
indem er durch Lärm, Paukenschläge und lautes Schiessen die
Aufmerksamkeit auf sich zog. Heute ist der Lärm verpönt,
grobe Reklamen entlocken den Leuten nur ein Lächeln, und
Namen, die auf der Strasse ausgeschrieben werden, erwecken
mehr Argwohn als Neugier. Und dennoch müssen wir die
öffentliche Aufmerksamkeit auf uns ziehen, und hernach müssen
wir überzeugen. Die Kunst der Reklame liegt also in der
Entdeckung der Mittel, der einzigen Mittel, die Erfolg verschaffen
können, wenn man entschieden hat, was man zu verkaufen wünscht.«

Guy de Maupassant, vor 1893

 
 

 

 

 
     
 
   
 

Dr. Oetker’s Backpulver, Werbefigur
um 1930


Gips, Farbe

In einer Bielefelder Apotheke entwickelte
Dr. August Oetker 1899 eher zufällig ein Pulver, das vielen Hausfrauen das Backen enorm erleichterte. »Backin« wurde zu einem bekannten Markenartikel, zumal das florierende Unternehmen schon frühzeitig auf jeder Warenverpackung und in Zeitungsanzeigen zusätzlich Back- oder Kochrezepte veröffentlichte, um den Bekanntheitsgrad des Oetker-Produkts weiter zu steigern. Neu an der Erfindung Oetkers war neben der Zusammensetzung der Mischung auch, dass einheitlich gestal tete Portionspackungen – jeweils bemessen für ein Pfund Mehl – zum festgesetzten Preis von einem Groschen (bis 1959 konstant!) in den Handel gebracht wurden. So bürgte Oetker nicht nur mit seinem Namen für stets gleichbleibende Qualität. Auch das auf Plakaten, Anzeigen und Emailschildern immer wiederkehrende, durch Vertreterbesuche massiv beworbene Signet des weißen Damenporträts im Profil, hier vor blauem Grund, trug mit dazu bei, das Produkt überall bekannt zu machen – heute eine klassische Vermarktungsstrategie.

 
     
     
     
 
   
 

Teilnehmermedaille der Weltausstellung in London
William Wyon
Birmingham 1795 – Brighton 1851
London 1851


Bronze, Prägung

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts markiert die Blütezeit der Weltausstellungen, als neben Kunsthandwerk und industriell gefertigten Massenwaren stets auch technische Neuerungen einem internationalen Publikum präsentiert wurden. Vielfältige Prämierungen trugen entscheidend zum Prestigegewinn von Firmen, Technikern und Künstlern bei. Abbildungen und Erwähnungen dieser begehrten Auszeichnungen schmückten – bald im Übermaß – Briefköpfe, Etiketten, Werbeschriften und Annoncen der betreffenden Unternehmen. Geprägt ist das Porträt Prinz Alberts, des Präsidenten der königlichen Ausstellungskommission. Die Auszeichnung erhielt ein deutscher Teilnehmer mit der Registriernummer 741.

 
     
     
     
 
   

 

Katalog der Pariser Weltausstellung
Paris 1900

Karton, Papier, Leder

Die Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 war die bis dahin erfolgreichste internationale Leistungsschau. Sie zählte 50,8 Millionen Besucher, ein Rekord, der erst 1967 im kanadischen Montreal eingestellt werden konnte. Als »Schaufenster der Moderne« war sie Erfahrungsort einer wirtschaftlich und zivilisatorisch enger zusammenwachsenden Welt. Vorgeführt wurden neben einer beeindruckenden Produktpalette auch innovative Herstellungsverfahren. An die Stelle der reinen Gewerbe- und Industrieausstellungen des 19. Jahrhunderts trat »eine allgemeine Kulturausstellung, bei der beinahe alle Bereiche des menschlichen Lebens vertreten sein sollten.«

 
     
     
     
 
   

 

J. G. Kemm, Kuchen- und Zwieback-Fabrik
Lockstedt 1904

Kecksdose

Weißblech, Lack

Der Übergang zur modernen Konsumgesellschaft beeinflusste auch die Werbung: Da der Prozess der industriellen Fertigung zahlreicher Güter dem Verbraucher an sich verborgen blieb, rückten Fragen der Qualitätssicherung während der Herstellung und Lagerung eines Produktes in den Mittelpunkt. Die Fabrikansicht sollte – wie im Falle des Dauergebäcks – über dessen Herkunft informieren. Zugleich diente die bildliche Darstellung dem Repräsentationsbedürfnis des erfolgreichen Familienunternehmens J. G. Kemm, das im Jahre 1903, fast 20 Jahre nach der Firmengründung, »auf der grünen Wiese« in Lokstedt bei Hamburg eine neue Produktionsstätte errichtet hatte.

 
     
     
     
 
   

 

Berliner Gewerbeausstellung
Ludwig Sütterlin
(Lahr 1865 – Berlin 1917)
Berlin 1896

Papier, Farblithografie

Nach den begeistert aufgenommenen Weltausstellungen in London und Paris wurde auch für Berlin eine international beschickte Ausstellung geplant. Das ambitionierte Vorhaben, in der noch jungen Hauptstadt eine Weltausstellung auszurichten, scheiterte jedoch an der Kritik des damaligen Reichskanzlers Leo von Caprivi und Kaiser Wilhelms II.: Angesichts der Finanznot des Reiches hielten sie den Plan für übertrieben. Nach anhaltenden Diskussionen trat schließlich der »Verein der Berliner Kaufleute und Industriellen« in Kooperation mit einer eigens zu diesem Zweck gegründeten Interessenvereinigung dafür ein, eine international zu beachtende Exposition für das Jahr 1896 zu organisieren. Sie sollte den Standort Berlin und die heimische Industrie fördern. Den Ende 1895 ausgeschriebenen Wettbewerb zur Plakatgestaltung der »Berliner Gewerbeausstellung« gewann Ludwig Sütterlin, später vor allem bekannt durch die Entwicklung der nach ihm benannten Handschrift. Sein prämierter Entwurf markiert zugleich den Beginn der modernen Plakatkunst in Deutschland: zwar greift Sütterlins Beitrag durch die ausschmückende Ornamentik noch auf historische Vorlagen zurück, doch besitzt das Plakat bereits eine kraftvolle Fernwirkung. Irritiert durch das zentrale Motiv der aus der Erde herausragenden Faust mit Hammer, die den lokalen Gewerbefleiß symbolisiert, vermuteten einige Zeitgenossen sozialistische Tendenzen. Durch die öffentliche Kritik erhielt der Plakatentwurf noch mehr Aufmerksamkeit: die Auflagenhöhe erreichte schließlich 100 000 Exemplare.

 
     
     
     
 
   

 


 

Lichthof des Warenhauses Tietz
Wilhelm Kreis
Eltville a. Rh. 1873 – Bad Honnef 1955
Köln 1914

Fotokarton
Kaufhof AG, Köln

Als architektonischer Mittelpunkt bot der verglaste Lichthof eines jeden Warenhauses die ideale Bühne für den Absatz ausgesuchter Waren. Dank des großen Innenraumes konnte man gerade kostbare Textilien – vornehmlich Stoffballen und Seidenprodukte – sowie Kurzwaren ausbreiten und kunstvoll drapieren. Schon um 1900 versuchte man mittels Einsatz optischer Reize, die Kauflust der Kunden zu wecken. So zierten etwa dekorative Reliefs und umlaufende Friese – gefasst durch Säulen aus edelstem Siena- und Arabescato-Marmor – den viergeschossigen Lichthof des Kölner Tietz-Warenhauses. Die dargestellten Motive stellten Szenen aus der antiken Sagenwelt vor. Die Eleganz der zentralen, palastartigen Verkaufshalle, in ihrer Wirkung durch zahlreiche Beleuchtungskörper und weitere aufwändig gestaltete Architekturelemente unterstützt, sollte den Wunsch verstärken, ein Stück der dargebotenen Pracht durch den Erwerb der Ware mit nach Hause zu nehmen. Ort erhoffte sich Schinkel »einen Mittelpunkt des Verkehrs, wodurch manches Geschäft erleichtert und überhaupt ein Vereinigungspunkt gebildet wird, den man bis jetzt vergeblich suchte.« Beeinflusst durch englische und französische Vorbilder, beabsichtigte er, die »höfische Karossenmeile « Unter den Linden in einen städtischen Boulevard des frühen 19. Jahrhunderts umzuformen. Möglicherweise sah er in der Durchführung dieses Bauvorhabens auch eine Chance, die Errichtung einer Kaserne in unmittelbarer Nähe zur Akademie der Künste zu

 
     
     
     
 
   
 

„Weisse Woche“
des Warenhauses Hermann Tietz
Hans Rudi Erdt
Benediktbeuren 1881 – Berlin nach 1918
Berlin 1912

Papier, Farblithografie

Viel beachtete Verkaufsaktionen wie die »Weißen Wochen«, bei denen es sich um große Sonderverkäufe von Wäsche und Weißwaren (Porzellan etc.) handelte, gehörten zur Werbestrategie der seinerzeit größten deutschen Warenhauskette, die von der Familie Tietz 1882 in Gera gegründet worden war. Den Stammsitz des Unternehmens, ursprünglich ein »Garn-, Knopf-, Posamentier-, Weiss- und Wollwarengeschäft «, eröffnete der damals 24-jährige Oskar Tietz mit dem Startkapital seines Onkels, Hermann Tietz. Sein Konzept umfasste die Aufhebung der bisherigen Grenzen zwischen den einzelnen Warengruppen durch eine erhebliche Erweiterung des Sortiments, die Einführung fester Preise und Barzahlung. Um bei kleineren Gewinnspannen rentable Umsätze erwirtschaften zu können, mussten große Warenmengen zu günstigen Einkaufspreisen von den Lieferanten abgenommen und in den einzelnen Filialen verkauft werden. Diese Betriebsführung zahlte sich aus: die Kunden konnten nun – besonders in Zeiten der »Weißen Wochen«, aus denen später die Saison-Schlussverkäufe, die es nach fast 100 Jahren heute nicht mehr gibt, hervorgingen – Produkte aus einer breiten Angebotspalette auswählen und günstig erwerben. Auch die Konkurrenz griff diese Strategie auf, indem sie verschiedene Aktionswochen durchführte.

 
     
     
     
 
   

 


 

Der erste Einheitspreisladen der Firma
Woolworth in Deutschland
Berlin 1927

Fotokarton

Im Jahre 1879 eröffnete Frank Winfield Woolworth sein erstes Geschäft in Utica, New York. Sein Erfolgsrezept war einfach, aber innovativ und daher eine gute Werbung für das Kaufhaus – offen präsentierte Ware zu Einheitspreisen von 5 Cents und 10 Cents. Mit diesem Konzept wurde am 30. Juli 1927 in Berlin die erste deutsche Woolworth-Niederlassung mit 25 und 50 Pfennig-Artikeln eröffnet. Unterdessen erregten die reduzierten Preise und die ansprechende Inszenierung der Waren, die dadurch zu Schauobjekten aufgewertet wurden, die Aufmerksamkeit der Passanten. Im Sinne einer möglichst rationellen Betriebsorganisation trug diese Werbestrategie wesentlich mit dazu bei, die Lager schnell zu räumen und die Geschwindigkeit des Warenumlaufs zu steigern.

 
     
     
 
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