Auswahl Exponate
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
DIE FREIHEIT ZU WERBEN |
|
»Den Brennpunkt der Berliner Straßenreklame bildet die Litfaßsäule. In vielen Hunderten über ganz Berlin zerstreut, illustrieren diese Säulen am besten, daß Druckerschwärze das Lebensblut des Geschäftes ist.«
Tony Kellen, 1899 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Marktszene in einer schwäbischen Kleinstadt
Anonym
um 1835
Öl, Leinwand
War es in vor- und frühindustrieller Zeit
noch nicht erforderlich, ein Produkt
oder eine Leistung durch Werbung
besonders hervorzuheben oder anzupreisen,
so änderte sich dies im ausgehenden
18. Jahrhundert. Zwar konnte
sich auch in der späten Agrargesellschaft
die Bevölkerung den gewünschten
Überblick über das Warenangebot
direkt auf den regelmäßig abgehaltenen
(Jahr-)Märkten verschaffen, doch
änderten sich durch neue Vertriebsformen
nun die Voraussetzungen für die
Werbung. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts
betrieben die Händler Werbung
in eigener Sache zumeist nur
mündlich. Um Gehör zu finden, pries
der Verkäufer seine Ware durch effektvollen
Marktschrei an.
In dem Maße, in dem immer größere
Teile der Bevölkerung Lebensmittel
und Gebrauchsgüter konsumierten, die
nicht aus der häuslichen Privatwirtschaft
stammten, waren sie auch auf
den Markt und die dort angebotenen
Waren angewiesen. Mit der Entfaltung
des Konsumgütermarktes im 19. Jahrhundert
ging die Selbstversorgung weiter
zurück. Breite Bevölkerungsschichten,
insbesondere aber das städtische
Bürgertum, erzeugten nun ihre Nahrungsmittel
nicht mehr selbst, sondern
kauften über den Markt hinzu.
Nach den Wirren der französischen
Besatzung und der Befreiungskriege
1812-1815 war die Entwicklung zahlreicher
Städte – wie auch Berlins –
gekennzeichnet durch wirtschaftlichen
Aufschwung und aufkeimenden bürgerlichen
Wohlstand.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Litfaßsäule als Kinderspielzeug
Berlin nach 1866
Papier, Karton, Druckfarbe
Über politische Ereignisse informierte auch die
Litfaßsäule in Spielzeugform: Der Inhalt der
angeschlagenen Plakate bezieht sich ironisierend auf
die politische Situation des Jahres 1866, als Preußen
Österreich in der Schlacht bei Königgrätz besiegte. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Berlin's neue Anschlag Säulen, Buchdruck
Berlin 1855
Papier, Druckfarbe
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Nachdem Ernst Theodor Litfaß, gelernter
Buchhändler und Sohn eines Berliner
Druckereibesitzers, 1845 die Leitung
des elterlichen Betriebs in der Adlerstraße
6 – im Hintergrund der Darstellung
zu erkennen – übernommen hatte, bereiste
er Wien, Brüssel, London und
Paris, um sich dort einen Überblick über
die aktuelle Reklamepraxis zu verschaffen.
Von seinen Auslandsreisen zurückgekehrt,
errichtete er bereits am 1. Juli
1855 die ersten nach ihm benannten
Anschlagsäulen, die von den Zeitgenossen
als Abhilfe gegen die »wilde Zettelkleberei« gepriesen wurden. Maßgebliche
Unterstützung erhielt er dabei vom
damaligen Polizeipräsidenten Carl von
Hinckeldey, welcher durch eine Polizeiverordnung
die Affichierungsfreiheit,
also die Anbringung privater Werbetafeln,
aufhob und Litfaß bis 1880 die
alleinige Konzession für den Plakatanschlag
erteilte. Über die Pachtgebühren
und die Art der Aufstellung der Säulen
war man sich bereits im Dezember des
Vorjahres einig geworden.
Für die Wirtschaftswerbung hatte diese
Innovation einen nicht zu unterschätzenden
Wert: Staatlich legalisiert und
von der Bevölkerung rasch akzeptiert,
konnte im öffentlichen Raum Wettbewerb
durch Reklameplakate entstehen.
Neben den obligatorischen Geschäftsanzeigen,
Annoncen für Zirkusveranstaltungen,
Jahrmärkte und Spielplänen
zahlreicher Theaterbühnen der Stadt
fand nun die Polizei selbst Gelegenheit,
interessierte Zeitgenossen aufzuklären:
Auch Hinrichtungstermine, Depeschen
und Fahndungsgesuche zierten das neue
Medium Litfaßsäule.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
zu den Räumen:
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|