Auswahl Exponate
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GROSSE MARKEN UND IHRE STRATEGIEN |
»Eine Marke hat ein Gesicht wie ein Mensch.«
Hans Domizlaff, um 1920 |
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Maggi’s Fleischbrüh-Würfel
um 1920
Stahlblech, Email
In den 1880er Jahren experimentierte
der Schweizer Mühlenbesitzer Julius
Michael Johannes Maggi (1846-1912)
mit der Verarbeitung eiweißreicher Hülsenfrüchte.
Sein Ziel war es, preiswerte
und gehaltvolle Nahrungsmittel für die
häufig an Mangelerscheinungen leidenden
Arbeiter in den wachsenden Industrieregionen
zu entwickeln. 1884 verkaufte Maggi die ersten Gemüsemehle.
1886 folgte die erste kochfertige
Suppe aus Erbsen- und Bohnenmehl.
Ein Jahr später umfasste das Sortiment
22 Produkte, die als Kapseln oder
Würfel zusammen mit Wasser zu Suppen
angerührt werden konnten. Die
praktischen Fleischbrühwürfel, die auch
einzeln gekauft werden konnten, ersetzten
in ärmeren Bevölkerungsschichten
zunehmend teures Suppenfleisch.
Für die Händler hatten die einheitlich
gestalteten Maggi-Verpackungen den
Vorteil, dass sie sich leicht stapeln
ließen. Damit waren in Schaufenstern
oder Verkaufsräumen bisweilen
eindrucksvolle Waren-Pyramiden zu
bewundern. Bei dem emaillierten Werbeträger
handelt es sich um ein »Türschild
«, das vorzugsweise auf der
Außenseite der Ladentür nahe der Klinke
anzubringen war. Der Kunde erkannte
somit gleich, wenn er das Geschäft
betrat, dass es dort »Maggi’s Fleischbrüh-
Würfel« zu kaufen gab.
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Für jede Küche die edelste Würze
ist und bleibt Maggi Suppen- und
Speisewürze, um 1910 - 1930
Glas, Papier, Blei, Porzellan, Kork, Eisenblech, Lack
Im selben Jahr 1886, in dem die Brühwürfel
ihren Siegeszug in den Küchen
antraten, entwickelte Maggi die bekannte
Suppenwürze in der auffallenden
braunen Flasche mit langem Hals.
Sowohl die ursprüngliche Rezeptur als
auch die äußere Gestaltung des Glaskörpers
mit seinem gelb-roten Etikett
wurden im Lauf der Zeit nur geringfügig
verändert.
Julius Maggi wusste, dass der Erfolg
seines rasch wachsenden Unternehmens
nicht allein von der Qualität der
Erzeugnisse abhing. Durch geschickte
Werbung, die der Firmengründer anfänglich
selbst gestaltete, wurden Handel
und Kunden über die neuesten Produkte
informiert. Zusätzlich richtete
Maggi 1886 ein eigenes »Reclame- und
Press-Bureau« ein, das der spätere
Dichter und Dramatiker Frank Wedekind
(1864 -1918) leitete. Mit seinen
eigenwilligen Texten prägte dieser die
Maggi-Reklame der Jahrhundertwende:
»Die Poesie ist die Würze des
Lebens, der Witz die Würze der Unterhaltung,
wie Maggi’s Suppen- und
Speisewürze diejenige eines jeden
guten Mittagstisches.«
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Kaffee Hag
Ludwig Hohlwein
Wiesbaden 1874 – Berchtesgaden 1949
1913
Papier, Lithografie
Das Plakat des Münchener Grafikers Ludwig Hohlwein wich vom bisherigen Werbekonzept des Unternehmens ab: Nicht das Produkt selbst oder dessen Verpackung standen im Zentrum, sondern ein Kaffee trinkender Tennisspieler. Damit sollte dem Heißgetränk der diesem Freizeitsport anhaftende Hauch des Exklusiven verliehen werden.
Als Werbeträger im Verkaufsraum dienten die praktischen
Vorratsschränke, die den Geschäften von der
Kaffee-Handels-Aktien-Gesellschaft (Kaffee HAG)
zur Aufbewahrung ihrer Produkte überlassen wurden –
auch eine Art zusätzlicher Aromaschutz für die
verpackten Bohnen. |
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Coffein freier Kaffee Hag
Blechdose
um 1916
Eisenblech, Lack
Kaffee Hag war der erste Kaffee, der in
einheitlicher 100-Gramm-Verpackung
zu einem festen Preis verkauft wurde.
Bis dahin gab es die Bohnen nur lose
in den Geschäften.
Die Kaffeerösterei überließ den Händlern
Vorratsbehälter, in denen ausschließlich
Kaffee Hag aufbewahrt
werden durfte. |
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Odol ist wirklich antiseptisch
um 1930
Papier, Druckfarbe
Ende des 19. Jahrhunderts mischten der
Drogist Karl-August Lingner und der
Chemiker Richard Seifert Wasser,
Alkohol, Pfefferminze, Menthol, Anis,
Nelkenöl und Lavendel zu einem neuen
Hygienemittel. 1893 brachte Lingner
dieses »Mundwasser zur Bakterienabwehr
im Rachenbereich« unter dem
Namen Odol auf den Markt. Neben dem
Kunstnamen, der sich aus dem griechischen
odous (= Zahn) und dem lateinischen
oleum (= Öl) herleitet, entwickelte
der Drogist die typische Flasche aus
weißem Glas mit gebogenem Hals. Die
Form der Flasche sollte freilich nicht
nur Aufmerksamkeit erregen und
unverwechselbar sein. Es gab seinerzeit
noch keinen Verschluss, der Flüssigkeiten
tropfenweise freigab. Der geneigte
Flaschenhals sollte den Flascheninhalt
deshalb vor dem Austritt bremsen.
Zusammen mit dem fremd klingenden
Produktnamen und dem Schriftzug auf
blauem Grund begründete die Odol-
Seithalsflasche Lingners Ruf als »Vater
des Markenartikels in Deutschland«.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender
Grund für den herausragenden Erfolg
des Mundwassers war die umfangreiche
Werbung für das Produkt. In den
Anfangsjahren investierte das Unternehmen
Lingners regelmäßig über zehn
Prozent des Umsatzes in die Reklame.
Innerhalb kürzester Zeit wurde Odol
Deutschlands bekanntester Markenartikel. |
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Nivea – Creme
um 1910 – 1930
Eisenblech, Lack
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
bestanden Hautcremes ausschließlich
aus pflanzlichen oder tierischen Fetten.
Erst mit Hilfe des im Jahr 1911 von der
Firma Beiersdorf in Hamburg entwickelten
Emulgators Eucerit konnten
Wasser und Öl zu einer stabilen Salbengrundlage
verrührt werden. Zusammen
mit Glycerin, Zitronensäure sowie
Rosen- und Maiglöckchenöl wurde
daraus 1912 Nivea. Den Namen leitete
der Erfinder und Eigentümer des
Unternehmens, Oskar Troplowitz, aus
dem Lateinischen ab. Nivea bedeutet
die »Schneeweiße«.
Die ersten noch vom Jugendstil geprägten
Cremedosen hatten einen dekorativen,
häufig mit floralen Elementen versehenen
Dosenaufdruck. Nach dem
Ersten Weltkrieg kennzeichnete die
typografische Gestaltung strengere
Konturen und die Verpackung erhielt
den Aufdruck »Für Haus und Sport«.
Dies sollte die Vielseitigkeit der Creme
aufzeigen und den angesprochenen
Konsumentenkreis erweitern. Für die
blaue Grundfarbe der Dosen entschied
man sich 1924 aus politischen Gründen:
In der Weimarer Republik erschien
die Signalfarbe Rot verfänglich, während
von Gelb oder Grün nicht die gleiche
augenfällige Wirkung erwartet
wurde.
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Für alle Wäsche Persil
Kurt Heiligenstaedt
Rossleben 1890 – Berlin 1964
1927
Stahlblech, Email
Anfang 1878 hielt die zwei Jahre zuvor
gegründete Firma Henkel & Cie. mit
ihrem »Bleich-Soda« Einzug in die
deutschen Waschküchen. Das Mittel
verhinderte das Vergilben der Wäsche
und fand regen Absatz.
Einen noch größeren Wurf aber erzielte
das Unternehmen 1907 mit »Persil«,
dessen Name sich aus den Anfangsbuchstaben
der Bestandteile Perborat
und Silikat herleitet. Die erste Verpackung
trug bereits den weißen Schriftzug
des Namens auf grünem Grund,
zusammen mit dem rot unterlegten
Hinweis »Selbsttätiges Waschmittel«.
Schließlich ersparte sich die Hausfrau
bei Verwendung von »Persil« dank
der besonderen Zusammensetzung das
sonst übliche Rubbeln auf dem Waschbrett
und das Bleichen in der Sonne.
Noch bevor das Mittel überall erhältlich
war, wies die Werbung darauf
hin. In der Düsseldorfer Zeitung vom
6. Juni 1907 war zu lesen: »In allernächster
Zeit kommt das Waschmittel
›Persil‹ auf den Markt, mit dem man
durch einmaliges Kochen ohne Mühe,
ohne Reiben, blendend weiße Wäsche
erzielt, dabei garantiert der Fabrikant
die absolute Unschädlichkeit für die
Wäsche. Vollständig ungefährlich bei
beliebiger Anwendung. Passen Sie auf,
Annoncen geben bekannt, wann ›Persil‹
zu haben ist.«
Seit 1922 warb die »Weiße Dame« des
Berliner Karikaturisten Kurt Heiligenstaedt
auf Plakaten, Normaluhren und
Emailschildern für das Waschmittel.
Fortan wurde die Figur immer wieder
den Modetrends angepasst. Damit geriet
sie zu einem nahezu unverwechselbaren
Kennzeichen, das erst 37 Jahre
nach der Einführung durch andere Motive
abgelöst wurde.
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zu den Räumen:
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