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    KENNEN SIE KIELING?

 

KENNEN SIE KIELING?

„Kannten Sie Kieling?“ – „Ja. Flüchtig.“ So soll ein Witz gelautet haben, der 1970 bei der DEFA kursierte. Zweimal hielt sich der am 16. März 1924 in Berlin-Neukölln geborene Schauspieler Wolfgang Kieling für längere Zeit in der DDR und bei der DEFA auf: 1954-1956 und 1968-1970 – jeweils aus anderen Gründen, aber jeweils auch mit künstlerisch herausragenden Ergebnissen. Die von Ralf Schenk kuratierte Filmreihe KENNEN SIE KIELING? erinnert an die grandiose Schauspielkunst Wolfgang Kielings und zieht einen Längsschnitt durch die deutsche Film- und Zeitgeschichte. Bereits 1930 trat Kieling als Sechsjähriger in einer Rundfunk-Kinderserie auf. Als Neunjähriger synchronisierte er französische und US-amerikanische Filme. Wolfgang Kieling spielte im Kino des „Dritten Reichs“, der DDR und der BRD, einmal auch in Hollywood – ausgerechnet in der Rolle eines Stasi-Agenten. Er arbeitete unter so verschiedenen Regisseuren wie Veit Harlan und Wolfgang Staudte, Fritz Kortner und Alfred Hitchcock, Frank Beyer und Egon Günther. Kieling drehte Kunst- und Genrefilme, hatte keine Berührungsängste mit Komödien, Klamotten oder Krimis. Und er war immer präsent: Seine Anwesenheit adelte nahezu jeden Film, in dem er zu sehen war.
Die Filmreihe KENNEN SIE KIELING? wird von der DEFA-Stiftung gefördert.

 

 

KENNEN SIE KIELING?
Träume sind Schäume
D 1938, R: Jürgen von Alten, D: Willy Schaeffers, Grete Reinwald, Ernst Waldow, Wolfgang Kieling, 16’ 35 mm

Die Kreutzersonate
D 1937, R: Veit Harlan, D: Lil Dagover, Peter Petersen, Albrecht Schoenhals, Hilde Körber, Wolfgang Kieling, 83’ 35 mm

Im Spätsommer 1936 dreht Veit Harlan in der märkischen Landschaft um Trebbin sein Melodram Die Kreutzersonate, eine Adaption der 1891 erschienenen Novelle von Leo Tolstoi. Die als Stummfilmdiva bekannte Lil Dagover spielt eine erfolgreiche Pianistin, die einen Gutsbesitzer (Peter Petersen) geheiratet und ihren Beruf aufgegeben hat. Als ein Vetter des Mannes, ein berühmter Geiger (Albrecht Schoenhals), zu Besuch auf den Gutshof kommt, willigt die sinnliche Schöne nicht nur in ein gemeinsames Hauskonzert ein, sondern verliebt sich, wie schon früher, in den eleganten Gast. Obwohl sie sich letztendlich doch nicht auf eine Liaison mit ihm einlässt, sondern auf den Fortbestand ihrer Ehe besteht, erwächst aus der Begegnung die Katastrophe... – Harlan hält seinen Film in dunklen Tönen, beschwört eine bleierne Zeit: Der Gutshof wirkt wie ein Gefängnis, und der Ehemann, der mit Musik nichts anzufangen weiß und sich immer mehr in eine krankhafte Eifersucht steigert, scheint wie von bösen Mächten beherrscht.
Wolfgang Kieling spielt Wassja, den Sohn des Paares, der seiner virtuosen Mutter mit geschlossenen Augen, den Kopf in die Hände gestützt, genießerisch zuhört, seinem Vater aber eher ablehnend begegnet: „Ich war der Russenknabe am Rande des dramatischen Liebesgeschehens“ (Wolfgang Kieling, Stationen).
Im Vorfilm Träume sind Schäume ist Kieling als Schuljunge Fritzchen zu sehen, der eine Frage seines Lehrers nicht beantworten kann und dafür zu Hause scharf getadelt wird. In dem anschließenden väterlichen Alptraum verwandelt sich der eigene Sohn in den Schuldirektor, der nun selbst seine Macht auslebt und den Vater traktiert. (rs)

In Anwesenheit von Johanna Kieling, Susanne Uhlen (angefragt) und Florian Martens (angefragt)
Einführung: Ralf Schenk
am 10.5.2011 um 20.00 Uhr

 

 

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Genesung
DDR 1956, R: Konrad Wolf, D: Wolfgang Kieling, Karla Runkehl, Wilhelm Koch-Hooge, Wolfgang Langhoff, Eduard von Winterstein, 106’ 35 mm

Nach einem Hörspiel des Arztes, Schriftstellers (und damaligen DEFA-Chefdramaturgen) Karl Georg Egel inszeniert Konrad Wolf die Geschichte des „falschen Mediziners“ Friedel Walter. Im „Dritten Reich“ bricht der junge Mann sein Studium ab, weil er nicht in den faschistischen Studentenbund eintreten will. Dennoch rettet er einem Antifaschisten durch eine Notoperation das Leben, ermöglicht ihm die Flucht nach Schweden. Den Krieg überlebt Friedel als Sanitätshelfer; von alliierten Soldaten für einen Arzt gehalten, behält er seine falsche Identität bei, lässt sich in einem Krankenhaus anstellen, bis seine Lüge entdeckt wird...
Der Film ist als große Rückblende inszeniert – gleichsam als Plädoyer des einst schwer verletzten Kommunisten und jetzigen Leiters eines DDR-Bezirkes (Wolfgang Langhoff) gegenüber dem Staatsanwalt, der Friedel anklagen will. Eine Konstellation, die an ähnliche Motive in Filmen anderer sozialistischer Länder, etwa Andrzej Munks Der Mann auf den Schienen (1956) erinnert. Auch hier steht nicht mehr der vorwärts drängende sozialistische Held im Zentrum, dessen Handeln das „Typische der Epoche“ zu symbolisieren hat. Stattdessen geht es um einen von Agitation unverstellten Blick hinter die Fassade eines Menschen, um das Abtragen äußerer Schichten, das Erkennen der inneren Wahrheit. Es geht um „das Problem der faktischen und moralischen Schuld des einzelnen, die Frage seiner Verantwortung und Verantwortungsfähigkeit“ (Klaus Wischnewski).
Wolfgang Kieling als Friedel zeigt die Wandlung eines unpolitischen Träumers zum bewusst handelnden, zu seiner Vergangenheit stehenden Individuum. Neben ihm überzeugt der greise Eduard von Winterstein als Chefarzt und bürgerlicher Humanist. (rs)

Einführung am 11.5.: Günter Agde
am 11.5.2011 um 20.00 Uhr
am 14.5.2011 um 19.00 Uhr

 

 

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Hier irrt Schiller
D 1936, R: Jürgen von Alten, D: Rudolf Platte, Ilse Stobrawa, Ursula Herking, Wolfgang Kieling, 17’ 35 mm

Maria, die Magd
D 1936, R: Veit Harlan, D: Hilde Körber, Hilde Hildebrand, Alfred Abel, Ernst Legal, Wolfgang Kieling, 90’ 35 mm

Schon die Dreharbeiten zu Maria, die Magd, die zwischen Juli und Mitte August 1936 in Berlin-Johannisthal stattfinden, finden in der Presse einige Beachtung: Gelobt wird „die künstlerische Besessenheit des Regisseurs“, der besonderen Wert auf eine „elementare Ausdruckskraft und Wucht der sich steigernden dramatischen Szenen“ lege (Der Film). Veit Harlan greift auf Erlebnisse aus seiner eigenen Kindheit und die Erzählung Die Kindsmagd seines Vaters Walter Harlan zurück. Er konfrontiert ein zärtliches, unschuldiges Landmädchen mit einer mondänen, kühlen Stadtfrau, wobei seine Sympathien eindeutig ausgerichtet sind. Sie gelten dem, was der NS-Staat für Frauen gleichsam zum Gesetz erhob: jene Mutterpflicht, die allen anderen Dingen des Lebens unterzuordnen waren.
Davon will die mondäne Alice Hagen (Hilde Hildebrand), Schauspielerin und Gattin eines Berliner Rechtsanwalts, zunächst nur wenig wissen. Sie nimmt sich kaum Zeit für ihren Sohn und legt sowohl die Erziehung als auch die Herzensbildung des Kindes in die Hände der vom Land stammenden Dienstmagd Maria (Hilde Körber). Als sie ein Gastspiel in Baden-Baden antritt, fährt der Junge mit Maria aufs Dorf und freundet sich dort mit deren Bruder Christoph (Wolfgang Kieling) an. Beim Krebsfangen an einem Wildbach bricht ein bedrohliches Ungewitter über die Kinder herein, die in Todesgefahr geraten. Danach müssen sowohl Alice als auch Maria ihr Leben überdenken...
In dem kurzen Kabarettfilm Hier irrt Schiller... spielt Wolfgang Kieling den schlagfertigen Sohn eines Familienvaters (Rudolf Platte), der seine Wohnung selbst renovieren will, aber im Chaos fast untergeht. (rs)

Einführung: Ralf Schenk
am 13.5.2011 um 21.00 Uhr
am 15.5.2011 um 19.00 Uhr

 

 

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Betrogen bis zum jüngsten Tag
DDR 1957, R: Kurt Jung-Alsen, D: Wolfgang Kieling, Rudolf Ulrich, Hans-Joachim Martens, Walther Suessenguth, 74’ 35 mm

Juni 1941 an der deutsch-litauischen Grenze. Drei Wehrmachtsangehörige, die wegen ihrer guten Schießergebnisse mit Sonderurlaub ausgezeichnet wurden, töten während der Jagd im Schilf versehentlich die Tochter ihres Hauptmanns. Sie versenken die Leiche im Sumpf. Einer der Täter, der ehemalige Napola-Schüler und Gefreite Lick, Sohn eines SS-Generals, bittet seinen Vater um Rat. Der verspricht, die Sache zu „bereinigen“. Am Tag des Überfalls auf die Sowjetunion wird das Mädchen entdeckt, mit einem russischen Bajonett. Der Hauptmann lässt daraufhin Geiseln erschießen. Und Lick tötet einen seiner Mittäter, weil der voller Verzweiflung die Wahrheit gestanden hatte.
Nach der Novelle Kameraden von Franz Fühmann dreht Kurt Jung-Alsen einen lakonischen, dialogarmen Film, der auf Musik völlig verzichtet. Der große intellektuelle Bogen, der geschlagen wird, schließt Friedrich Nietzsches Theorie vom Übermenschen ebenso ein wie ein Nachdenken über die Pervertierung der Begriffe Gemeinschaft und Kameradschaft. „Visuell suggestiv die Sequenz des Gasalarms. Die durch Masken deformierten menschlichen Gesichter. Gasplanen bedecken die Körper wie Leichentücher. Auf dem Appellplatz unförmige, schwankende Gebilde. Keiner ist mehr kenntlich. Der Mensch ist unkenntlich geworden“ (Fred Gehler, Film und Fernsehen 1/1985).
Betrogen bis zum jüngsten Tag läuft 1957 auf dem Filmfestival in Cannes. Wolfgang Kieling als Offiziersanwärter Lick erfährt von der Kritik höchstes Lob. Hervorgehoben wird besonders die Szene, in der er nachts sein Vorbild Nietzsche zitiert: „Unheimlich ist das menschliche Dasein und noch immer ohne Sinn. Ich will die Menschen den Sinn ihres Seins lehren: Welcher ist der Übermensch, der Blitz aus der dunklen Wolke Mensch!“ (rs)

am 13.5.2011 um 19.00 Uhr
am 15.5.2011 um 21.00 Uhr

 

 

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Polizeirevier Davidswache
BRD 1964, R: Jürgen Roland, D: Wolfgang Kieling, Hannelore Schroth, Günther Ungeheuer, Günther Neutze, 101’ DigiBeta

Für den erfahrenen Kriminalregisseur Jürgen Roland, an Fernsehreihen wie Der Polizeibericht meldet... und Stahlnetz geschult, ist Polizeirevier Davidswache ein jahrelang gehegter Traum. Und auch nach Abschluss der Dreharbeiten über den Alltag auf dem Revier in St. Pauli schwärmt er: „Für mich sind diese Aufnahmen eines der nachhaltigsten Erlebnisse in meinem nicht ganz ereignislosen Leben.“
In der Hauptrolle des verwitweten Hauptwachtmeisters Glantz besetzt er Wolfgang Kieling. Nacht für Nacht streift der Beamte durch die Hamburger Straßen. Zwischen Hauptbahnhof und Großer Freiheit, Herbertstraße und Reeperbahn tummeln sich Prostituierte und Geschäftsleute, amerikanische Matrosen und Gauner. Und Kinder spielen „Auf-den-Strich-gehen“. Einer von denen, die Glantz einst hinter Gitter brachte, wird jetzt freigelassen: Bruno (Günther Ungeheuer), der sich an dem Wachtmeister rächen will. Brunos Freundin Margot (Hannelore Schroth) warnt den Polizisten, doch die Tragödie scheint unaufhaltsam...
Nach der Uraufführung schwankt die Kritik zwischen Anerkennung für Rolands vermeintlich realistische Sicht und herbem Tadel: „Mit der Realität“, schreibt Uwe Nettelbeck in der Zeitschrift Filmkritik, „hat das alles nur wenig zu tun. In die Verfolgungsjagd am Ende ist ein zerdehnter Striptease eingeschnitten: das ist St. Pauli für zweifuffzig, die sündige Meile für jene, die sich eine Fahrkarte nach Hamburg nicht leisten können, ein schales Panoptikum für zahme Voyeure“ (Heft 10/1964). – Für seine Gestaltung der Hauptfigur erhält Wolfgang Kieling den Bundesfilmpreis in Gold. (rs)

am 14.5.2011 um 21.00 Uhr

 

 

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Die Sendung der Lysistrata
BRD 1961, R: Fritz Kortner, D: Romy Schneider, Barbara Rütting, Ruth Maria Kubitschek, Wolfgang Kieling, 101’ BetaSP

Für seine erste Fernsehregie wählt der Theatergigant Fritz Kortner die Komödie Lysistrata, die vom griechischen Dichter Aristophanes 411 v. Ch., zur Zeit des Bruderkrieges zwischen Athen und Sparta, verfasst worden war. Ein Plädoyer für den Frieden, in dem es couragierten Griechinnen gelingt, mit Hilfe eines Ehestreiks den „männermordenden, Städte zertrümmernden Krieg“ zu beenden. Kortner fügt eine Gegenwartshandlung hinzu, in der mehrere Paare, darunter die Darstellerinnen der Lysistrata (Barbara Rütting) und der Myrrhine (Romy Schneider), gemeinsam mit ihren Männern die TV-Übertragung verfolgen. Angeregt vom Stück kommt die Gruppe, darunter ein Rechtsanwalt, ein Fabrikant, ein Journalist und ein Naturwissenschaftler, auf Probleme des Atomzeitalters zu sprechen.
Wolfgang Kieling spielt Dr. Salbach, den Ehemann der Lysistrata-Darstellerin, einen Chemiker, der an der Entwicklung eines neuen Treibstoffs arbeitet. Er ist eingeladen, in den USA zu praktizieren; seine Frau befürchtet aber, dass seine Forschungen zu militärischen Zwecken missbraucht werden könnten. Nachdem er Lysistrata gesehen hat, entscheidet er sich, das amerikanische Angebot abzulehnen.
Die Sendung der Lysistrata, produziert vom Norddeutschen Rundfunk, avancierte noch vor der Erstausstrahlung am 17.1.1961 zu einem veritablen Skandal: Mehrere Sender der ARD lehnten das pazifistische TV-Spiel als „sittlich anstößig und politisch einseitig“ ab. Der Bayerische Rundfunk, der sich am längsten sträubte, zeigte Lysistrata erstmals 1975. Der Hamburger Co-Produzent Gyula Trebitsch, der sich die Kinorechte an Kortners Film gesichert hatte, brachte ihn allerdings bereits 1961 auch in die bayerischen Kinos. (rs)

Einführung: Ralf Schenk
am 17.5.2011 um 20.00 Uhr

 

 

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Torn Curtain
Der zerrissene Vorhang
USA 1966, R: Alfred Hitchcock, D: Paul Newman, Julie Andrews, Hansjörg Felmy, Wolfgang Kieling, 128’ 35 mm, OF

Hitchcocks Beitrag zum Kalten Krieg zwischen den Systemen: Michael Armstrong, ein junger Atomwissenschaftler aus den USA (Paul Newman), gibt vor, sein Land aus politischen Gründen verlassen zu wollen und seine Forschungen im Ostblock weiter zu betreiben. Wirklicher Grund seiner Flucht in die DDR ist jedoch eine wissenschaftliche Formel, die er dringend benötigt und die er einem Leipziger Kollegen entreißen will. Seine Pläne werden durch seine Verlobte (Julie Andrews) gefährdet, die ihm gegen seinen Willen in den Osten folgt. Auch die Staatssicherheit kommt ihm gefährlich nahe – sodass ihm nichts weiter übrig bleibt, als den Agenten Gromek (Wolfgang Kieling) zu ermorden. Endlich im Besitz der Formel, wagt Armstrong die gefahrvolle Rückkehr.
Kieling, in Ledermantel und Kaugummi kauend, gibt einen weltmännischen Stasi-Mann, der von seiner Zeit in New York, von Hot Dogs und den Gangsterfilmen mit Edward G. Robinson schwärmt. Die Szene, in der Armstrong seinen Gegenspieler ermordet, ihn kopfüber in die Backröhre eines Gasofens steckt, wird von François Truffaut als „sehr wild und gleichzeitig sehr realistisch“ charakterisiert: „die Szene, die das Publikum am meisten mitreißt“ (Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?). Gromek gerät Kieling so gut, dass er für einen Nebenrollen-Oscar ins Gespräch kommt. Paul Newman soll das aus Konkurrenzgründen verhindert haben. Aber wenigstens Hitchcock schickt Grüße: „Lieber Wolfgang, ich danke Ihnen, dass Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, mit einem der besten Künstler zu arbeiten, die ich je gekannt habe. Aufrichtigen Dank. Hitch.“
Eine Nebenfigur, Gromeks älterer, weißhaariger Bruder, ebenfalls von Wolfgang Kieling gespielt, wird von Hitchcock als „zu sympathisch“ aus dem Film wieder herausgeschnitten. (rs)

am 18.5.2011 um 20.00 Uhr
am 20.5.2011 um 18.30 Uhr

 

 

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Goya
DDR/UdSSR 1971, R: Konrad Wolf, D: Donatas Banionis, Fred Düren, Rolf Hoppe, Wolfgang Kieling, Ernst Busch, 134’ 35 mm

Unmittelbar nach Der geteilte Himmel (1964) will Konrad Wolf Goya verfilmen, einen Roman Lion Feuchtwangers, der ihm die Möglichkeit eröffnet, über die Verantwortung des Künstlers in seiner Zeit, das Verhältnis von Macht und Kunst zu reflektieren. Doch nach dem 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965, nach dem fast eine ganze Jahresproduktion der DEFA verboten wird, ist der Goya-Stoff zunächst politisch undenkbar. Vor allem die Szenen über das Wirken der Inquisition erinnern zu deutlich an aktuelle Ereignisse. Hinzu kommen Schwierigkeiten, internationale Partner für das teure Prestigeprojekt zu finden.
Erst 1969 gelingt eine Koproduktion mit der UdSSR. Goya vereint Schauspieler aus mehreren europäischen Ländern; über 120 Gemäldekopien werden angefertigt; man dreht im 70-mm-Format, in Bulgarien, Jugoslawien, auf der Krim, in Leningrader Schlössern und Babelsberger Ateliers. Der intellektuelle Kern des Films bezieht sich nach wie vor auf die Wandlung eines angepassten Künstlers zum Rebellen, der gegen die fragwürdigen Methoden der Herrschenden aufbegehrt und seinen Weg zum Volk findet.
Wolfgang Kieling, der bereits 1956 bei Genesung mit Konrad Wolf zusammengearbeitet hatte, hofft nach seiner Übersiedlung aus West- nach Ost-Berlin darauf, die Titelrolle des spanischen Hofmalers Don Francisco de Goya (1746–1828) übernehmen zu können. Doch der Regisseur entscheidet sich für den litauischen Darsteller Donatas Banionis und besetzt Kieling „nur“ in der Nebenrolle des intriganten, verschlagenen Ministers Godoy: eine von vielen negativen Charakteren in Kielings Rollenbiografie. Als Goya abgedreht ist, hat sich Wolfgang Kieling bereits wieder aus der DDR gen Westen verabschiedet; sein Godoy muss von dem Geraer Schauspieler Hans-Dieter Leinhos nachsynchronisiert werden. (rs)

am 20.5.2011 um 21.00 Uhr
am 25.5.2011 um 20.00 Uhr

 

 

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Das siebente Jahr
DDR 1968, R: Frank Vogel, D: Jessy Rameik, Wolfgang Kieling, Ulrich Thein, Monika Gabriel, 93’ 35 mm

Sieben Tage aus dem Leben eines Paares im siebten Jahr ihrer Ehe. Barbara, eine erfolgreiche Herzchirurgin, und Günter, ein herausragender Schauspieler am Ost-Berliner Deutschen Theater, haben sich in einer pragmatischen Beziehung eingerichtet. Barbara schultert neben ihrem anstrengenden Beruf die Aufgaben einer Hausfrau und Mutter. Momente der Unruhe, der Müdigkeit, der Verzweiflung sind ihr nicht fremd, und doch findet sie in ihrer Familie und im Freundeskreis auch immer wieder Mut und Kraft für den Alltag. Auch Günter kehrt, trotz mancher Möglichkeiten zum Seitensprung, immer wieder zu ihr zurück. „Weißt Du, was ich mir wünsche?“, fragt er am Schluss des Films und antwortet gleich selbst: „Mit Dir alt zu werden.“
Mit faszinierender dokumentarischer Kamera (Roland Gräf), vorwiegend an Originalschauplätzen gedreht, skizziert der Film Momente aus dem Leben des Paares. Die chronikartige, sachlich-realistische Regie Frank Vogels forscht nach Konfliktpotential in alltäglichen Situationen, fragt nach dem Grad der Emanzipation, erkundet die Chancen von Mann und Frau, gleichberechtigt zu leben. Jessy Rameik als Barbara zeigt den hohen Grad an Selbstaufopferung, den ihr Arztberuf mit sich bringt. Wolfgang Kieling als Günter nutzt die Gelegenheit, um sich als François-Villon-Interpret und als Truffaldino in einer Szene aus Goldonis Theaterstück Der Diener zweier Herren zu empfehlen. In kleinen dokumentarischen Gastauftritten sind die damaligen Stars des Deutschen Theaters zu sehen: Eberhard Esche und Cox Habemma, Gerhard Bienert und Otto Mellies, Peter Dommisch und Jürgen Holtz. (rs)

am 21.5. in Anwesenheit von Jessy Rameik
am 21.5.2011 um 18.30 Uhr

 

 

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Das Haus in der Karpfengasse
BRD 1965, R: Kurt Hoffmann, D: Edith Schulze-Westrum, Wolfgang Kieling, Walter Taub, Jana Brejchová, 108’ 35 mm

Als bekannt wird, dass Kurt Hoffmann Das Haus in der Karpfengasse, einen Roman des jüdischen Dichters M.Y. Ben-Gavriel verfilmen will, appelliert der „Bundesverband vertriebener Filmtheaterbesitzer“ in der BRD an den Regisseur, er solle den Plan aufgeben; das verlange seine „nationale Verpflichtung als Deutscher“. Weil er mit tschechischen Schauspielern und Technikern zusammenarbeiten möchte, wirft man ihm vor, Kommunisten zu hofieren. Der zunächst geplante Verleih zieht sich zurück; Hoffmann sieht sich gezwungen, auch eigenes Geld in die Produktion zu stecken. Die Zeitschrift Filmkritik kommentiert: „Dass ausgerechnet Hoffmann, der der westdeutschen Filmindustrie jahrelang mit seichter Ware die Treue gehalten hat, von dieser fallen gelassen wird in dem Augenblick, da es den Anschein hat, er wende sich einem ernsten Stoff zu, ist ein so trauriges wie bezeichnendes Symptom“ (Uwe Nettelbeck).
Das Haus in der Karpfengasse ist ein Episodenfilm über jüdische, deutsche und tschechische Bewohner eines Hauses im alten Prager Judenviertel; der Film spielt an den Tagen vor und nach der deutschen Okkupation 1939. Eine alte Witwe trifft der Schlag, während sie auf ihren Pass nach Südamerika wartet. Eine jüdische Papierfabrik wird liquidiert. Ein Bankangestellter wird vom Nazi-Hauswart denunziert. Ein Mädchen schließt sich einer studentischen Widerstandsgruppe an. – Wolfgang Kieling spielt den Buchhändler Marek, die Hauptfigur der zweiten Episode: Während seine Frau mit den Nazis marschiert, ihn mit einem Wehrmachtsoffizier betrügt und sich von ihm scheiden lassen will, besteht er auf Anständigkeit und Humanität. Unter dem Druck der Ereignisse wird er erst arbeitslos, dann verrückt. Er bildet sich ein, er sei der unbekannte Soldat, irrt durch die besetzte Stadt Prag, wird von Wärtern in weißen Kitteln abgeführt. (rs)

am 21.5.2011 um 21.00 Uhr
am 22.5.2011 um 19.00 Uhr

 

 

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Jungfer, Sie gefällt mir
DDR 1968, R: Günter Reisch, D: Wolfgang Kieling, Monika Gabriel, Jan Spitzer, Rolf Ludwig, 105’ 35 mm

Gemeinsam mit seinem Co-Autor Jurek Becker verlegt Regisseur Günter Reisch die Handlung des Kleist-Lustspiels Der zerbrochene Krug aus einem niederländischen in ein sächsisches Dorf. Auch sonst gehen die Beiden, wie im Vorspann angemerkt, „sträflich frei“ mit Motiven der literarischen Vorlage um. So entsteht ein polternd derbes Rüpelstück, in dem ausgiebig gesächselt und nahezu pausenlos gesoffen, geprügelt, verführt oder in Jauchegruben gefallen wird – mit einem Rhythmus, der allein davon bestimmt ist, wie auf einen Gag möglichst bald der nächste folgen kann.
Der Film spielt 1792, vor dem Hintergrund der Französischen Revolution. Absicht der Autoren war, die Mächtigen in ihrer Anmaßung lächerlich zu machen, in das Leben der Untertanen einzugreifen und über alles bestimmen zu wollen. Doch wie im wahren Leben, so fällt auch im Film das Volk nur vorübergehend auf den Schwindel herein. – Kritisch-kabarettistische Parallelen zur damaligen DDR-Gegenwart, die sich angeboten hätten, lässt der Film weitgehend vermissen: Jungfer, Sie gefällt mir zeichnet sich eher durch lautstarke Zeitlosigkeit aus. So bleibt vor allem die Entdeckung Wolfgang Kielings in seiner ersten DEFA-Filmrolle nach der Übersiedlung von West- nach Ost-Berlin im Frühjahr 1968. Der Darsteller gibt seinem sportlich-komödiantischen Affen Zucker: als verschlagener Dorfrichter Adam, der zu akrobatischen Höchstleistungen fähig ist – etwa wenn er seinem Vorgesetzten beweisen will, dass die Wunden an seinem Kopf vom Sturz aus dem Bett herrühren. Ein Meisterstück. (rs)

In Anwesenheit von Günter Reisch
am 24.5.2011 um 20.00 Uhr

 

 

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Abwärts
BRD 1984, R: Carl Schenkel, D: Wolfgang Kieling, Götz George, Renée Soutendijk, Hannes Jaenicke, 90’ 35 mm

Im Geschäftshochhaus einer westdeutschen Großstadt bleibt ein Fahrstuhl stecken; für ein paar Stunden sind vier Menschen auf kleinstem Raum gefangen. Hilferufe werden nicht gehört, nach und nach wird die Luft knapp, Angst macht sich breit. Alle ahnen, was auf sie zukommt, wenn die Seile des Fahrstuhles reißen. Und tatsächlich beginnen sie, morsch zu werden... – In seinem zweiten Film Abwärts beweist Regisseur Carl Schenkel, der zuvor unter anderem bei Wolfgang Staudte assistiert hatte, dass er das Genre des Thrillers vorzüglich beherrscht: Filmzeit und Realzeit sind nahezu identisch, alles vollzieht sich auf engstem Raum. Zur äußeren Spannung kommen die inneren Konflikte der Figuren: In der existentiellen Gefahrensituation bröckelt deren Fassade der Wohlanständigkeit, Cleverness und Selbstsicherheit in Eiltempo ab. Effektvolle Kameraeinstellungen und blitzartige Schnittfolgen mit Schockwirkung erinnern an berühmte Vorbilder wie die Duschszene in Hitchcocks Psycho oder Louis Malles Fahrstuhl zum Schafott.
Nicht zuletzt stehen die Schauspieler vor einer ungeheuren physischen Herausforderung: „Tagelang befanden sie sich in dem engen Lift, was sehr schwer für sie war – keine Umgebung, kein Hintergrund, gar nichts, nur ihr Gesicht vor der Wand. Es war für sie eine ungeheure Belastung“ (Schenkel). Wolfgang Kieling meistert die Strapazen mit Bravour: Er spielt einen alternden Buchhalter, der ausgerechnet am Tag des Geschehens den Mut aufbrachte, über 600.000 DM aus dem Tresor zu entwenden und mit sich zu nehmen. Ein „lange Zeit schwitzend schweigender Biedermann, der sich von der Hysterie anstecken lässt“ (Renate Holland-Moritz, Eulenspiegel, 50/1985). (rs)

am 27.5.2011 um 21.00 Uhr

 

 

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Im Reservat
BRD 1973, R: Peter Beauvais, D: Johanna Hofer, Wolfgang Kieling, Rosemarie Fendel, Johannes Schaaf, 90’ DigiBeta

Als Wolfgang Kieling im Oktober 1985 stirbt, schreibt die Stuttgarter Zeitung, seine Kunst sei „oft politischer als alle Politik“ gewesen, gerade dann, wenn „er Trinker, Transvestiten, Homosexuelle, Clochards spielte. Er passte nirgends, weil er zwar alles probierte, aber sich nie anpasste. Ein wohl vertrauter Fremdkörper, von dem wir noch spüren werden, dass er uns jetzt fehlt.“
Sehr prägnant kommt das Politische seines Spiels in der Fernsehrolle des alten Transvestiten Alfred Bergmann zum Ausdruck: Peter Stripp, Autor von Im Reservat, schrieb ihm diese Figur gleichsam auf den Leib. Handlungsort ist ein Mietshaus in einem West-Berliner Sanierungsgebiet. Die meisten Mieter haben ihre Wohnungen längst verlassen; neben der Hausmeisterfamilie sind nur noch Bergmann und die alte Frau Minkwitz (Johanna Hofer) geblieben. Beide leben in einer Wohnung: Die greise Dame braucht ihren hilfreichen Untermieter für die alltäglichen Dinge des Lebens; und Alfred weiß, dass er bei kaum einer anderen Vermieterin so viel Toleranz gegenüber seinem „Anderssein“, seinem Lebensrhythmus finden würde. Gemeinsam kämpfen die Beiden um die Wohnung, verteidigen trotzig ihr Reservat, obwohl sie ohne Perspektive sind.
Die Süddeutsche Zeitung lobt: „Johanna Hofer und Wolfgang Kieling haben Wundertaten vollbracht. Die alte Dame: ein Mysterium der Unbefangenheit. Der Weib-Mann: ein männlicher Held, ein Ritter ohne Tadel. Welch ein Duett!“ Und der Evangelische Pressedienst hebt hervor, die Darsteller seien „bei aller Virtuosität nie in die Gefahr schauspielerischen Selbstzwecks geraten, sondern erfüllten den Text mit Leben.“ (rs)

am 27.5.2011 um 19.00 Uhr
am 28.5.2011 um 21.00 Uhr

 

 

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Der Sturz
BRD 1978, R: Alf Brustellin, D: Franz Buchrieser, Hannelore Elsner, Wolfgang Kieling, Eva Maria Meineke, Kurt Raab, 103’ 35 mm

Eine Gesellschaftsgroteske nach dem Roman von Martin Walser. Anselm Kristelein (Franz Buchrieser) hat 72.000 Mark in ein Flippergeschäft gesteckt und das Geld verloren. Seine Frau Alissa (Hannelore Elsner) holt ihn nach Hause in ein Erholungsheim, das gerade an Amerikaner verkauft wurde. Zwei Freunde, der Trinker Gabriel und der Verlierer Glatthaar, kommen hinzu. Lakonisch registriert Kristelein das nichtsnutzige Tun der Kumpane. Selbst seine Verhaftung und der Verdacht, eine reiche Frau ermordet zu haben, bringen ihn nicht aus der Ruhe. „Diese Welt, voll von aufdringlichen Typen, gestört durch zerfallene Gesetze und sich auflösende Verhältnisse, bietet keine Sicherheit und schon gar keine Geborgenheit. Kristelein nimmt seine Familie, besteigt das Segelboot und begibt sich mitten in ein Unwetter, das den Bodensee aufwühlt.“ (Kino 79/80).
Regisseur Alf Brustellin zeigt Leute, die von der Plattform der Ökonomie abgestürzt sind und einen Anti-Rhythmus gegen die Erfordernisse einer immer komplizierteren Welt entwickeln. Er lässt Gefühl gegen Coolness triumphieren, setzt ein befreiendes Lachen gegen die Irrationalität der Gegenwart. Mit der Hauptfigur Kristelein porträtiert der Film ein Opfer des ökonomischen Systems, das durch seinen Absturz letztlich wieder zu sich selbst kommt. – Wolfgang Kieling spielt Kristeleins Freund, den notorischen Trinker Edmund Gabriel, einen Schwindler, der vom Schreiben eines Bestsellers träumt und sein Leben radikal unterbricht, indem er den triumphalen Selbstmord eines Vorbildes noch weit in den Schatten stellt. (rs)

am 28.5.2011 um 19.00 Uhr
am 29.5.2011 um 21.00 Uhr

 

 

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Der König und sein Narr
BRD 1981, R: Frank Beyer, D: Wolfgang Kieling, Götz George, Monika Gabriel, Martin Brandt, 108’ DigiBeta

An seinem ersten Kostümfilm Der König und sein Narr interessiert Regisseur Frank Beyer die Konstellation der beiden Hauptfiguren: „Der Mächtige, der den Intellektuellen zu seiner Reputation braucht, und der Intellektuelle, der die Macht hinter sich benötigt, um etwas durchsetzen zu können.“ Dafür steht Beyer ein brillantes, mit Anspielungen auf gegenwärtige Verhältnisse gespicktes Drehbuch (Ulrich Plenzdorf) und ein herausragendes Team an Schauspielern zur Verfügung. Wolfgang Kieling, den Plenzdorf schon beim Verfassen des Buches vor Augen hatte, spielt den preußischen Akademiepräsidenten Jacob Paul von Gundling (1673–1731); sein Widerpart, König Friedrich Wilhelm I., ist eine Paraderolle für Götz George.
Frank Beyer, der nach dem Verbot seines DDR-Fernsehfilms Geschlossene Gesellschaft (1978) zunächst keine Chance mehr für sich sieht in der DDR zu arbeiten, stellt mit Der König und sein Narr seinen ersten westdeutschen Film vor. Er will die gleichnishafte Handlung, die Reibung zwischen Geist und Macht, nicht nur auf die DDR bezogen wissen: „Mir scheint, das Problem ist nirgendwo und nirgendwann ein für allemal gelöst worden. Ich sehe nur überall mühsame Versuche, eine Balance herzustellen“ (SFB-Programmtip, 8.5.1981). Dennoch sind Anspielungen auf die Ost-Berliner Kulturpolitik unübersehbar: Ein Spottlied Voltaires und Bemerkungen über den Exodus berühmter Männer verweist auf die kurz zuvor erfolgte Ausbürgerung Wolf Biermanns; und auch wenn Gundling nach Erniedrigungen durch die Hofgesellschaft ausgerechnet über eine Mauer flieht, lagen aktuelle Assoziationen nicht fern. (rs)

am 29.5.2011 um 18.30 Uhr

 

 

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Morgen in Alabama
BRD 1984, R: Norbert Kückelmann, D: Maximilian Schell, Lena Stolze, Robert Aldini, Wolfgang Kieling, 123’ 35 mm

Morgen in Alabama beginnt mit einer verstörenden Prophezeiung: „Noch sind wir wie Trommeln in der Nacht. Aber die Zeit wird kommen, wir werden Zeichen setzen – gestern in Paris oder Bologna, heute in Rom oder Amsterdam, morgen in Alabama.“ Dabei handelt es sich um eine Vision neonazistischer Jugendgruppen. Landau (Maximilian Schell), der Pflichtverteidiger eines der Jugendlichen, sieht in dessen Pistolenschüssen während einer Wahlkundgebung nicht nur die Tat eines Einzelgängers. Bei seinen Recherchen dringt er immer tiefer ins Geflecht einer „Wehrsportgemeinschaft“ und anderer ultrarechter Gruppierungen ein. Plötzlich befindet er sich sogar auf einem ihrer Treffen, hört die gefährlichen Parolen, begreift, dass die Worte „...und morgen in Alabama“ nur eine Variante des NS-Spruchs „...und morgen die ganze Welt“ sind.
Regisseur Norbert Kückelmann, von Haus aus Jurist, sucht zu ergründen, was labile junge Menschen bewegt, sich rechtsradikalen Organisationen anzuschließen. Er führt vor, wie etablierte Staatsbeamte den Neonazis desinteressiert oder beschwichtigend begegnen und deren Aktionen damit noch begünstigen. „Kückelmann liegt an einer kühl-analytischen Betrachtung dieser Szene; weniger aus der Sicht der Betroffenen, sondern mehr aus der Perspektive der Justiz. Letztere hat der Regisseur auch in ihren Unzulänglichkeiten sachlich aufbereitet. Kückelmann bevorzugt zu Recht diese Position gegenüber einem reißerischen Unterhaltungskino, das mehr an Spannung als an Aufklärung interessiert ist.“ (Fischer Film Almanach 1985) (rs)

am 31.5.2011 um 20.00 Uhr

 

 

 

 

 

 

 
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