S WIE SONDERPROGRAMM
Zum 300. Geburtstag von Friedrich II.
Der alte und der junge König
D 1935, R: Hans Steinhoff, B: Thea von Harbou, Rolf Lauckner, D: Emil Jannings, Werner Hinz, Marieluise Claudius, Claus Clausen, Georg Alexander, Friedrich Kayßler, 118’ 35 mm
War das Leben von Friedrich II., dessen Geburtstag sich am 24. Januar zum 300. Mal jährt, bereits in der Weimarer Republik ein beliebtes Filmsujet, bediente sich auch das Kino im Nationalsozialismus mehrfach der Führerfigur des Preußenkönigs. Hans Steinhoffs Der alte und der junge König (1935) erzählt vom historisch belegten Vater-Sohn-Konflikt zwischen Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, (Emil Jannings) und Kronprinz Friedrich (Werner Hinz in seiner Debütrolle), wobei preußische Disziplin und militärischer Drill einerseits und Liebe zu Musik und französischer Literatur andererseits aufeinanderprallen. Als der Kronprinz mithilfe seines Freundes Katte dem autoritären Königshof entfliehen will, kerkert der Soldatenkönig beide ein und verhängt über Katte das Todesurteil, das vor Friedrichs Augen vollzogen wird.
Hans Steinhoff, 1933 mit dem Propagandafilm Hitlerjunge Quex bekannt geworden, vereinte in seinen Filmen atmosphärische Inszenierung und herausragende Schauspielerleistungen mit Linientreue zur NS-Ideologie. So ist der opulent ausgestattete, mit populären Darstellern besetzte Kostümfilm Der alte und der junge König ein ideologisch intendiertes Werk, das zwischen Preußentum und Nationalsozialismus Parallelen zieht und Pflichterfüllung und blinden Führergehorsam verherrlicht. „Wert und Unwert des Preußentums wird im Hintergrund sichtbar, und erkennbar wird auch […], welche preußischen Eigenheiten dem Faschismus verwertbar erschienen“, schrieb die Zeitschrift Filmkritik im Jahre 1961, als Steinhoffs Film nach anfänglichem Verbot durch den Alliierten Kontrollrat wieder in die Kinos kam. (mw)
Einführung: Thomas Weißbrich
Eintritt frei
am 24.1.2012 um 17.00 Uhr
S WIE SONDERPROGRAMM
Zum Jahrestag der Märzrevolution 1848
Meine Waffen sind nicht gebrochen, nur mein Herze brach …
DDR 1972, R/B: Ulrich Weiß, 70’
„Meine Waffen sind nicht gebrochen – nur mein Herze brach.“ – Mit jenen Worten endet Heinrich Heines Gedicht Enfant Perdu aus dem 1851 veröffentlichten Gedichtzyklus Romanzero. Als politisch engagierter Dichter des Vormärz, der zugleich eine propagandistisch-eindimensionale Tendenzliteratur ablehnte, brachte Heine darin Gefühle des Scheiterns revolutionärer Hoffnungen nach dem Misslingen der bürgerlich-demokratischen Bemühungen der Märzrevolution 1848 zum Ausdruck.
Anlässlich des 175. Geburtstages von Heine im Jahre 1972 schrieb und inszenierte Ulrich Weiß im DEFA-Studio für Dokumentarfilme Meine Waffen sind nicht gebrochen, nur mein Herze brach... Weiß realisierte kein chronologisch-biografisches Porträt des Dichters, sondern griff auf das Konzept der filmischen Collage zurück, indem er die Lebens- und Arbeitswelten Heines mit der Gegenwart in Beziehung setzte und so die Modernität des Vormärz-Dichters hinterfragte: „Weiß polemisiert in der Form wie im Inhalt heftig gegen den bisherigen Umgang mit dem klassischen Erbe und trifft damit eine schmerzhafte Stelle. Dies geht stets mit Bildern einher, die Heinesche Poetik in Sinnbilder verwandeln, die interpretieren, nicht illustrieren.“ (Eduard Schreiber. In: Schwarzweiß und Farbe. DEFA-Dokumentarfilme 1946-92). Rückblickend ließe sich Weiß’ Interesse an Heine auch biographisch verstehen: Im Schicksal von Heines Werk, das erst von der Zensur verstümmelt, dann in Preußen und schließlich 1835 im gesamten Deutschen Bund verboten wurde, könnte sich Weiß nach der Reaktion der DDR-Führung auf seine Spielfilme Dein unbekannter Bruder (1982) und Olle Henry (1983), die weiteres Filmen in der DDR nahezu unmöglich machte, auch selbst wiedererkannt haben. (mw)
Eintritt frei
am 18.3.2012 um 17.30 Uhr
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