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Neben der Zeitschrift "Das Raumbild" wurde ein "Raumbild-Werk" mit dem Titel "Venedig, ein Raumerlebnis" auf den Markt gebracht. Es war als Auftakt zu einer ganzen Buchreihe mit dem Obertitel "Städte im Raumbild" gedacht. /11/

Mit beiden hatte Schönstein jedoch keinen wirtschaftlichen Erfolg. Die Zeitschrift war von Anfang an ein Zuschuss-Objekt. /12/ Und bei dem Venedig-Band sorgte ein "Gutachten für Verleger" der "Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums" (Abb. 3) mit einem polemischen Verriss - es endete mit dem Satz "Wir lehnen das Buch restlos ab!" /13/ - dafür, dass Schönstein nur wenige Exemplare davon absetzen konnte. Um aus diesem Dilemma herauszukommen, plante er in Zusammenarbeit mit dem katholischen Verlag Manz AG in München ein Raumbild-Werk über Rom und den Vatikan, für das er die Unterstützung durch Nuntius Eugenio Pacelli, den späteren Papst Pius XII., erhielt. Dieses Projekt scheiterte jedoch, ehe es richtig begonnen hatte, da Manz Schwierigkeiten mit der NSDAP bekam und schließen musste. /14/

Durch das "Photoplastikon", einen neuartigen "Raumbild-Schauapparat" für die freiäugige Betrachtung von Stereo-Bildpaaren, erfunden von Joseph Mahler in Deutsch-Brod (Tschechoslowakei), kam Schönstein - er hatte sich von dem Hersteller, den Optischen Werken C. Reichert in Wien, die Alleinvertretungsrechte für Deutschland gesichert /15/ - 1936 mit Heinrich Hoffmann, dem Reichsberichterstatter der NSDAP, in Kontakt. Der wollte mehrere hundert Exemplare dieses Geräts abnehmen, sah dann aber plötzlich von einem Auftrag ab. Stattdessen interessierte er sich nunmehr für Schönsteins Raumbild-Werk und schlug vor, bei den bevorstehenden Olympischen Sommerspielen in Berlin Stereobilder aufzunehmen und diese für ein entsprechendes Raumbild-Album zu verwenden. Das kam Schönstein natürlich nicht ungelegen. War Hoffmann doch der Einzige, der auf Grund seiner Beziehungen in der Lage war, bei den Sportwettkämpfen zu Aufnahmen aus nächster Nähe zu kommen. /16/

Bereits bei seiner zweiten Unterredung mit Schönstein machte Hoffmann diesem ein weiteres Angebot: er wolle sich als stiller Gesellschafter an dem Verlag beteiligen. Dabei muss er gewusst haben, dass Schönstein in finanziellen Nöten war. Denn für eine Einlage von 5.000,- RM und ein zusätzliches Darlehen von 10.000,- RM forderte er eine Gewinnbeteiligung von 50 Prozent bei Ausschluss der Teilnahme an eventuellen Verlusten. Schönstein stimmte am 27. April 1937 zu. /17/ Versprach er sich doch von dieser Verbindung zu dem Parteimann einen Einfluss auf die "Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums". Und tatsächlich, was anderen, zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Stereoskopie mit einem Einspruch gegen das vernichtende Urteil über den Venedig-Band, nicht gelungen war, /18/ das ging jetzt sang- und klanglos über die Bühne. /19/ Dieselbe Dienststelle, die den Venedig-Band im Januar 1936 in polemischer Weise verrissen hatte, fand nun plötzlich anerkennende Worte.

   
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