Seinerzeit hatte sie behauptet: "…, dass sich uns seit dem Film neue Wunder enthüllt haben und dass der Film in seiner Weise uns Raumweite anschaulich zu machen versteht und uns Leben und Bewegung im Raume zu schildern vermag, neben denen das Stereoskopbild, so raumtief es sein mag, doch starr und tot bleibt", und ein Stück weiter "…, dass der Film in der Tat den Versuch dieses Buches längst überholt hat". /20/ Im Jahr 1938 schrieb sie dann in einem Gutachten über den Raumbild-Band "Deutsche Gaue" (Abb. 4): "Ganz zweifellos verdient es das Raumbild, dem Flachbild und dem Film vorgezogen zu werden, es hat den Vorteil der Körperhaftigkeit und ermöglicht eine ruhige Betrachtung." /21/ Schönsteins Raumbild-Alben waren also nunmehr wohlgelitten. Auch die Resonanz in der Presse war sehr freundlich. Eine Tageszeitung /22/ verstieg sich nach Erscheinen der beiden ersten von Heinrich Hoffmann initiierten Raumbild-Bände sogar zu der Formulierung in ihrer Überschrift "Von Gutenberg zu Schönstein …". Die Freude über die neue Verbindung währte jedoch nicht lange. Bereits in einem Brief vom 11. Dezember 1937 /23/ beschwerte sich der Verlagsdirektor Hoffmanns bei Schönstein, dass die Gewährung überhöhter Rabatte einen zu geringen Gewinn zur Folge habe. Außerdem sei "Herr Hoffmann ungehalten, daß Sie die Firma Hoffmann bei dem Aufdruck der Bücher zu wenig, zum Teil überhaupt nicht berücksichtigen". Jedes Buch, ganz gleich, ob es sich um eine Bearbeitung von Hoffmann handle oder nicht, müsse dessen Namen enthalten. Außerdem müsse die Firmenbezeichnung in Zukunft nur noch "Raumbildverlag, Dießen bei München" lauten, eine Forderung, die bei einigen der folgenden Titel ihren Niederschlag fand, später jedoch nicht mehr. Ein Exposé von Hoffmann vom 11. Juni 1938 /24/ ging noch weiter. Wegen zu geringen Gewinns solle der Raumbildverlag sich in Zukunft auf die technische Herstellung beschränken, das Verlegen jedoch anderen, vornehmlich NS-Verlagen, überlassen. Im Einzelnen solle er sich mit der Durchführung der Stereoaufnahmen, der Lieferung der Stereokopien und der Stereobetrachter sowie eventuell noch den Buchbindearbeiten befassen, während von anderen Verlagen die redaktionelle Gestaltung, das Herstellen des Textteils vom Setzen bis zum Druck sowie der Vertrieb und das Verlagsrisiko übernommen werden sollten. Weiterhin solle er keine Korrespondenz mit anderen Verlagen ohne vorherige Besprechung mit Hoffmann führen. Alle Rechte an den Stereoaufnahmen seien an Hoffmann abzutreten. Dagegen setzte sich Schönstein zunächst zur Wehr, willigte aber als der Schwächere letztlich ein, in Zukunft nur den handwerklichen Teil der von Hoffmann eigens verlangten Produktion zu übernehmen. /25/ Da er seinen Verlag nicht zu einer reinen Fotowerkstatt degradieren lassen wollte, versuchte er nun von Hoffmann wieder loszukommen. Über einen Mittelsmann nahm er Verbindung mit dem Scherl-Verlag in Berlin auf, um ihn als neuen Teilhaber zu gewinnen. Doch der lehnte ab aus Furcht vor dem machtpolitischen Einfluss Hoffmanns. /26/ Ebenso blieben Verhandlungen mit dem Röhrig-Verlag in München, seinem späteren Konkurrenten, erfolglos. /27/ |
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