Annedore Leber 1904-1968

Publizistin, Verlegerin, Politikerin

  • 1904
    18. März: Annedore Rosenthal wird als Tochter des Schulreformers und Oberstudien-Direktors Dr. Georg Rosenthal und seiner Ehefrau Auguste, geborene Bauch, in Berlin-Wilmersdorf geboren und wächst dort in einem gut behüteten bürgerlichen Umfeld auf. Ihr Vater unterrichtet sie selber.
  • 1922
    Sie legt ihr Abitur an einem Gymnasium in Rudolstadt, Thüringen ab. Danach studiert sie fünf Semester lang Rechtswissenschaften in München und geht anschließend nach Berlin, um eine Ausbildung zu beginnen.
  • 1927
    Heirat mit dem Chefredakteur des “Lübecker Volksboten” und sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Dr. Julius Leber. Im selben Jahr Eintritt in die SPD. Annedore Lebers Vater ist zu diesem Zeitpunkt Direktor des Lübecker Katharineums. Annedore und Julius Leber werden Eltern zwei Kinder: Katharina und Matthias.
  • 1933-1937
    Julius Leber, ein prominenter Gegner der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), wird bereits kurz nach der  Machtübernahme der Nationalsozialisten am 23. März 1933 verhaftet und mehrere Jahre in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern (KZ) eingesperrt. Annedore Leber zieht 1935 mit ihren Kindern von Lübeck nach Berlin. Sie ist ab nun gezwungen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen und betreibt nach ihrer Meisterprüfung eine Damen-Schneiderei. Währenddessen bemüht sie sich bei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), Ministerien und KZ-Kommandanten um eine Freilassung ihres Mannes.
  • 1937
    5. Mai: Julius Leber wird aus dem KZ Sachsenhausen entlassen. Nach außen erscheint die Familie unauffällig, Julius arbeitet in einer Kohlenhandlung, später wird er Teilhaber, tatsächlich ist das Ehepaar im Widerstand aktiv. Sie haben Kontakte zum Widerstand in der Wehrmacht und zum Kreisauer Kreis.
  • 1938
    Leber wird Leiterin der Schnittmusterabteilung im Deutschen Verlag.
  • 1944
    5. Juli: Julius Leber, der nach einem erfolgreichen Umsturz als Innenminister oder Reichskanzler vorgesehen ist,  wird denunziert und verhaftet. 20. Juli: Das Attentat auf Adolf Hitler scheitert. Von August bis September werden Annedore Leber und die Kinder inhaftiert - Annedore kommt in das Gefängnis Moabit. 20. Oktober: Ihr Ehemann wird zum Tode verurteilt.
  • 1945
    5. Januar: Julius Leber wird in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
  • 1946-1950
    Annedore Leber ist SPD-Stadtverordnete und Lizenzträgerin der Berliner Tageszeitung "Telegraf". Sie ruft in ihren Artikeln vor allem Frauen zur politischen Arbeit auf. Die von ihr herausgegebene Zeitschrift "Mosaik" soll sowohl Haushaltstipps anbieten als auch politisch informieren und demokratische Einstellungen fördern.
  • 1950-1960
    Der von Leber um 1950 gegründete Mosaik-Verlag (später Annedore-Leber-Verlag) widmet sich der Erinnerung und Würdigung des Widerstands gegen die nationalsozialistische Diktatur. Als erstes Buch erscheint 1952 "Ein Mann geht seinen Weg". Leber gibt zahlreiche Schriften, Reden und Briefe von Julius Leber heraus. 1954 erscheinen ihre Kurzbiografien von Männern und Frauen aus dem Widerstand unter dem Titel "Das Gewissen steht auf". Zwischen 1954 und1962 ist sie Bezirksverordnete von Berlin-Zehlendorf. Ab 1956 arbeitet sie mit Freya von Moltke an einem Schulbuch zur deutschen Geschichte von der Weimarer Republik bis zum Nationalsozialismus.
  • 1960-1963
    In den 1960er Jahren übernimmt Annedore Leber den Vorsitz des Vereins Handwerker-Lehrstätte e.V. in Berlin-Britz. Ab 1963 ist sie Mitglied des Berliner Landesparlaments.
  • 1964
    18. März: Bundespräsident Heinrich Lübke gratuliert Annedore Leber zum 60. Geburtstag.

    20. Juli: Anlässlich des Jahrestags des Attentates auf Hitler erscheint im US-Magazin „Look“ ein Artikel über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und ein Beitrag über Annedore Leber.
  • 1968
    28. Oktober: Annedore Leber stirbt in Berlin. Ihr Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof in Zehlendorf.
  • 2004
    18. März: Eine Gedenktafel wird vor Lebers ehemaligem Wohnhaus in der Pariser Straße in Berlin anlässlich ihres 100. Geburtstags installiert.
  • 2012
    Ein Arbeitskreis bemüht sich um die Einrichtung eines Lern- und Gedenkorts für Julius und Annedore Leber in der Kohlenhandlung in Berlin-Schöneberg.
  • 2016
    16. September: Ein Grünzug in der Nähe der Kohlenhandlung wird in Annedore-Leber-Park umbenannt.
Oliver Schweinoch
15. Dezember 2017

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