Carl von Ossietzky 1889-1938

3. Oktober: Carl von Ossietzky wird in Hamburg als Sohn eines aus Schlesien eingewanderten Stenographen und einer Geschäftsfrau geboren.

Ossietzky verlässt die Mittelschule, ohne die Mittlere Reife erlangt zu haben.

Er arbeitet als Hilfsschreiber beim Hamburger Amtsgericht.

Mitglied in der Demokratischen Vereinigung und in der Deutschen Friedensgesellschaft.

Ossietzky wird Mitarbeiter der Zeitschrift "Das freie Volk".

Heirat mit der Engländerin Maud Lichfield-Wood, mit der er eine Tochter hat.

Aufgrund eines Artikels wird Ossietzky wegen "Beleidigung der Militärgerichtsbarkeit" zu einer Geldstrafe von 200 Reichsmark verurteilt.

Im Ersten Weltkrieg dient er als Infanterist an der Westfront. Nach der Teilnahme an der Schlacht von Verdun schreibt er Artikel gegen die Romantisierung und die Fortsetzung des Krieges.

Während der Novemberrevolution arbeitet Ossietzky nach seiner Demobilisierung für den Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat.
Juli: Er zieht nach Berlin um und wird dort Generalsekretär der Deutschen Friedensgesellschaft.
Veröffentlichung seiner einzigen selbständig erschienenen Schrift "Der Anmarsch der neuen Reformation", in der er die Bedeutung eines zivilen und demokratischen Staatsbewusstseins für die Weimarer Republik betont.

Ossietzky arbeitet hauptamtlich für die sozialdemokratische "Volks-Zeitung".
Als Mitinitiator der Friedensbewegung "Nie wieder Krieg!" lernt er Kurt Tucholsky kennen.

Verantwortlicher Redakteur der "Volks-Zeitung".

Ossietzky ist Mitbegründer der kurzlebigen Republikanischen Partei.

Er arbeitet in der Redaktion der linksliberalen Wochenzeitung "Das Tage-Buch" und beim "Montag-Morgen".

Ossietzky wird Chefredakteur der "Weltbühne", für die auch Tucholsky arbeitet. Als Herausgeber der "Weltbühne" wird Ossietzky einer der bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. In seinen Leitartikeln wendet er sich gegen die Aushöhlung der Verfassung und kritisiert die Parteienpolitik. Wegen seiner Kritik an der Wiederaufrüstung wird er mehrmals vor Gericht verurteilt.

Nach einem Artikel über die geheime Rüstung der Reichswehr wird er in einem aufsehenerregenden Prozess wegen Verrats militärischer Geheimnisse zu 18 Monaten Haft verurteilt.

Mai: Ossietzky tritt im Berliner Gefängnis Tegel seine Haftstrafe an.
Dezember: Aufgrund einer Weihnachtsamnestie wird er vorzeitig freigelassen.

Januar: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten lehnt Ossietzky die Flucht ins Ausland ab.
28. Februar: In der Nacht des Reichstagsbrands wird er von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) festgenommen und gefoltert.
März: Verbot der "Weltbühne".
April: Ossietzky wird in einem Konzentrationslager bei Küstrin, dem KZ Sonnenburg, inhaftiert.

Überführung in das KZ Esterwegen (Emsland).

Mai: Mit einer schweren Tuberkulose wird er in das Staatskrankenhaus der Polizei in Berlin eingeliefert. Er bleibt dort weiterhin unter Bewachung.
November: Ossietzky wird der Friedensnobelpreis rückwirkend für das Jahr 1935 zuerkannt.
Die Annahme des Nobelpreises und des Preisgeldes wird ihm zwar erlaubt, nicht aber die Entgegennahme des Preises in Oslo. Die Preisverleihung findet ohne Ossietzky statt.
Adolf Hitler verfügt anschließend, dass kein Deutscher mehr einen Nobelpreis annehmen dürfe.

4. Mai: Carl von Ossietzky stirbt im Berliner Krankenhaus Nordend, noch immer unter Polizeiaufsicht, an den Folgen der schweren Misshandlung und der Tuberkulose.