Historiker, Politiker
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184811. November: Hans Delbrück wird in Bergen auf Rügen als Sohn eines Kreisrichters geboren. Er stammt aus einer angesehenen Beamten- und Gelehrtenfamilie.
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ab 1868Studium der Geschichte in Greifswald, Heidelberg und Bonn.
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1870/71Unterbrechung des Studiums. Delbrück zieht als Freiwilliger in den Deutsch-Französischen Krieg und rückt bis zum Leutnant auf.
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1873Promotion bei Heinrich von Sybel (1817-1895) in Bonn über den mittelalterlichen Geschichtsschreiber Lambert von Hersfeld.
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1874Auf Bewirken seines Verwandten Rudolf Delbrück (1817-1903), der seit 1871 Präsident des Reichskanzleramts ist, erhält Delbrück eine Stelle am Hofe des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Dort ist er bis 1879 mit der Erziehung des Prinzen Waldemar betraut.
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1881Habilitation für allgemeine Geschichte.
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1882-1885Freikonservatives Mandat im preußischen Abgeordnetenhaus.
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1883-1919Delbrück gibt - bis 1889 zusammen mit Heinrich von Treitschke (1834-1896) - die "Preußischen Jahrbücher" heraus, die von Vertretern des konstitutionellen Liberalismus 1858 als politische Zeitschrift gegründet wurden. In den "Politischen Korrespondenzen" kommentiert er jeden Monat innen- und außenpolitische Ereignisse.
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1884-1890Freikonservatives Mandat im Reichstag.
In seinen politischen Aktivitäten - vor allem als Publizist - versteht sich Delbrück selbst als "aufgeklärter Konservativer". Er greift aber gerade Konservative und Nationalliberale immer wieder an und steht mit seinen Ansichten oft auf Seiten der Sozialdemokraten, die er jedoch als seine politischen Gegner ansieht. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Nationalitätenpolitik sowie mit dem Wahlrechtsproblem und vertritt in der sozialen Frage die Position des "Kathedersozialismus". -
1884Heirat mit Lina Thiersch.
Der Ehe entstammen sieben Kinder, darunter der Biophysiker und Biologe Max Delbrück (1906-1981). -
ab 1885Außerordentliche Professur an der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin.
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1895Delbrück wird zum Ordinarius berufen. Anfeindungen von Fakultätskollegen, die das von ihm gewünschte Gebiet der "Geschichte der Kriegskunst" nicht als Universitätsdisziplin anerkennen wollten, hatten seine Bemühungen um ein Ordinariat zuvor jahrelang vereitelt.
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1896Delbrück erhält den Lehrstuhl für "Allgemeine und Weltgeschichte" des verstorbenen Treitschke, den er bis zur Emeritierung 1921 innehat.
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1900-1920Die vier Bände von Delbrücks Hauptwerk "Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte" erscheinen. Sie beruhen auf seinen militärhistorischen Studien seit den 1880er Jahren. Sein sachkritisches Herangehen an Quellentexte, das bisher vertretene Ansichten der Militärhistoriographie relativiert, wird von den Militärgeschichtsschreibern des preußisch-deutschen Generalstabs angegriffen.
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ab 1907Nach anfänglicher Flottenbegeisterung setzt sich Delbrück in der Diskussion um die deutsche Flotten- und Weltpolitik für die Erhaltung eines europäischen Gleichgewichts ein und greift die völkischen Ideen und Hegemonie-Bestrebungen der Alldeutschen an.
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ab 1914Das politische Wirken Delbrücks erreicht im Ersten Weltkrieg seinen Höhepunkt. Er setzt sich in dieser Zeit unter anderem für die Abschaffung des preußischen Dreiklassenwahlrechts ein und attackiert die Vaterlandspartei. Um ihn bildet sich mit dem "Bund Neues Vaterland" ein Kreis von Verfechtern einer maßvollen Kriegszielpolitik.
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191527. Juli: Eingabe des "Bundes Neues Vaterland" an Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, die sich in erster Linie gegen deutsche Annexionsbestrebungen richtet.
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ab 1918Nach Kriegsende wendet sich Delbrück entschieden gegen die These von der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands, die 1919 im Versailler Vertrag verankert wird, sowie gegen die "Dolchstoßlegende". Besonders scharf sind seine Angriffe auf Erich Ludendorff und Alfred von Tirpitz.
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1924-1928Veröffentlichung einer fünfbändigen Weltgeschichte, die keine große Aufmerksamkeit findet. Die Universalgeschichtsschreibung wird von den Historikern zugunsten einer Spezialforschung zunehmend als problematisch angesehen.
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192914. Juli: Hans Delbrück stirbt in Berlin.
Ulrike Triebs
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
14. September 2014