Politiker
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188526. November: Heinrich Brüning wird als Sohn eines Essigfabrikanten und Weinhändlers in Münster geboren.
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1904Nach dem Abitur nimmt Brüning das Studium der Geschichte, Rechtswissenschaften und der Volkswirtschaft in München und Straßburg auf.
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1911Staatsexamen für das höhere Lehramt.
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1911-1913Fortführung des Studiums in England.
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1915Er promoviert in Bonn mit einer Arbeit über die Verstaatlichung der englischen Eisenbahnen.
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1915-1918Am Ersten Weltkrieg nimmt Brüning als Kriegsfreiwilliger teil und erlangt Offiziersrang.
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1919Er wird in Berlin persönlicher Referent des katholischen Sozialpolitikers und preußischen Wohlfahrtsministers Adam Stegerwald (1874-1945).
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1920-1930Geschäftsführer des Christlichen Deutschen Gewerkschaftsbunds.
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1923Brüning beteiligt sich maßgeblich an der Organisation des passiven Widerstands im Ruhrkampf.
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1924-1933Reichstagsabgeordneter für die Zentrumspartei.
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1925Er übernimmt die Leitung der Bundeszeitung "Der Deutsche". In diesem Organ plädiert Brüning für den sozialen Volksstaat und eine christliche Demokratie.
Als Finanzfachmann seiner Fraktion setzt er die Begrenzung des Lohnsteueraufkommens auf 1,2 Milliarden Reichsmark fest (Lex Brüning). -
1928-1930Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.
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19295. Dezember: Er wird zum Fraktionsvorsitzenden der Zentrumspartei im Reichstag gewählt.
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193030. März: Nach dem Sturz der von Hermann Müller geführten großen Koalition wird Brüning Reichskanzler. Er bildet eine Minderheitsregierung und ist entschlossen, zur Durchführung seiner Politik auf die Rechte des Reichspräsidenten zurückzugreifen.
18. Juli: Da der Reichstag dem sozialdemokratischen Antrag auf Aufhebung der Notverordnung zur "Sicherung von Wirtschaft und Finanzen" zustimmt, löst Reichspräsident Paul von Hindenburg den Reichstag auf.
Nach der Reichstagswahl vom 14. September, die einen starken Stimmenzuwachs für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ergeben hat, wird das Kabinett Brüning von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) toleriert.
Brünings Politik ist auf die Sanierung der Reichsfinanzen mittels einer auf einen ausgeglichenen Staatshaushalt zielenden Deflationspolitik gerichtet. Diese Sparpolitik findet keine parlamentarische Mehrheit und wird daher mit dem Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten durchgesetzt. Mit diesem Instrument versucht Brüning, die Rolle des Parlaments auf eine beratende Funktion zu reduzieren. -
19317. Oktober: Aus Anlass der Demission von Reichsaußenminister Julius Curtius (1877-1948) tritt das Kabinett Brüning zurück. Hindenburg verlangt eine stärkere Rechtsorientierung der neuen Regierung.
9. Oktober: Brüning übernimmt zusätzlich das Amt des Außenministers. Er erwirkt bei Deutschlands Gläubigern ein Moratorium zum Aufschub der Reparationszahlungen.
10. November: Hindenburg und Brüning empfangen Adolf Hitler zu einer Unterredung. Sie verhandeln über eine Zusammenarbeit mit der NSDAP, um den politischen Druck der "Nationalen Opposition" zu schwächen. Die Gespräche verlaufen jedoch ergebnislos. -
193230. Mai: Auf Betreiben des Generals Kurt von Schleicher muss Brüning zurücktreten, da seine Politik rechtsgerichtete Parteien zu wenig integriere und die Interessen der ostdeutschen Landwirtschaft nicht genügend berücksichtige.
Sein Nachfolger wird Franz von Papen. -
19336. Mai - 5. Juli: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist Brüning Vorsitzender des Zentrums bis zur Selbstauflösung der Partei.
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1934Er kann sich einer Verhaftung durch Flucht in die Niederlande entziehen.
Übersiedlung in die USA. -
1937-1951Professor für Politische Wissenschaften an der Harvard-Universität.
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1951-1955Professor für Politische Wissenschaften an der Universität Köln.
Brüning, der die Gründung der Christlich-Demokratischen Union (CDU) begrüßt hat, kritisiert die Politik der Westbindung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU).
Rückkehr in die USA. -
1968Brüning veröffentlicht den Band "Reden und Aufsätze".
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197030. März: Heinrich Brüning stirbt in Norwich (USA).
Postum erscheinen die "Memoiren 1918-1934", in denen er darlegt, dass er 1932 kurz vor der Sanierung der deutschen Wirtschaft als Reichskanzler fallen gelassen worden sei.
Sonja Kock, Gabriel Eikenberg
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
14. September 2014