Paul Singer 1844-1911

Politiker

  • 1844
    16. Januar: Paul Singer wird als neuntes Kind eines jüdischen Kaufmanns und dessen Ehefrau in Berlin geboren.
  • 1848
    Tod seines Vaters.
  • 1858-1861
    Wirtschaftliche Probleme zwingen Singer zum Abbruch der Realschule. Er absolviert eine Kaufmannslehre.
  • 1858-1869
    Singer ist als Handlungsgehilfe in verschiedenen Berliner Konfektionsfirmen tätig.
  • 1862
    Er wird Mitglied der liberalen Deutschen Fortschrittspartei.
  • 1868
    Nach Kontakten mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht tritt Singer dem "Berliner Arbeiterverein" bei.
    26. Oktober: Mitbegründer des "Demokratischen Arbeitervereins".
  • 1869
    Singer gründet in Berlin mit seinem ältesten Bruder die Damenmäntelfabrik "Gebr. Singer".
    Er wird Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP).
  • 1871
    Eine schwere Tuberkuloseerkrankung zwingt ihn zu einem längeren Kuraufenthalt.
  • 1875
    Singer übernimmt die Leitung eines Berliner Asyl-Vereins für Obdachlose.
  • 1878
    Nach Erlass der "Sozialistengesetze" organisiert Singer Solidaritätsaktionen und hält die Verbindung zwischen der Parteiführung in Deutschland und Karl Marx sowie Friedrich Engels in London.
  • 1879
    16. März: Die preußische Polizei durchsucht erfolglos Singers Geschäfts- und Privaträume. Er wird unter ständige Überwachung der politischen Polizei gestellt.
    Singer initiiert die Gründung der Zeitschrift "Sozialdemokrat" in Zürich und leitet deren illegalen Vertrieb.
  • 1883
    Oktober: Trotz antisemitischer Verleumdungen wird Singer als eines der fünf sozialdemokratischen Mitglieder in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt.
  • 1884-1911
    Mitglied des Reichstags.
    Als Vorsitzender der Geschäftsordnungskommission und Fraktionsvorsitzender betreut er zahlreiche Parlamentarier zu Beginn ihrer politischen Laufbahn.
  • 1884
    Singer gründet das formell keiner Partei gehörige "Berliner Volksblatt. Organ für die Interessen der Arbeiter", einen Vorläufer des "Vorwärts".
  • 1886
    29. Juni: Singer wird aus Berlin ausgewiesen. Zuvor hatte er im Reichstag über einen als Sozialdemokrat getarnten Polizeiagenten berichtet, der plante, die organisierten Arbeiter zu terroristischen Anschlägen zu verleiten. Singers Ausweisung gestaltet sich zu einer Protestkundgebung der Berliner Arbeiterbewegung gegen die "Sozialistengesetze".
    Singer lässt sich in Dresden nieder. Er übernimmt anstelle des verhafteten Bebel das Schatzmeisteramt in der illegalen Partei.
  • 1887
    Singer scheidet formell aus der Firmenleitung aus und widmet sich als Privatier gänzlich der politischen Arbeit.
  • 1890
    Nachdem die "Sozialistengesetze" nicht mehr verlängert wurden, erfolgt die Umbenennung der SDAP in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD). Singer und Bebel werden zum Vorsitzenden gewählt.
  • 1890-1909
    Gemeinsam mit Bebel nimmt Singer den Vorsitz in der Partei wahr und leitet mit Ausnahme von 1901 sämtliche Parteitage der SPD.
  • 1891
    Er protestiert nicht nur im Reichstag gegen die angekündigte Erhöhung der Getreidezölle, sondern spricht auch auf Protestversammlungen. Diese für Singer charakteristische Verknüpfung von parlamentarischer Tätigkeit und politischer Basisarbeit macht ihn äußerst populär.
  • 1898
    Obwohl Singer sich gegen die Politik Eduard Bernsteins ausspricht, plädiert er gegen den Parteiausschluss der Revisionisten.
  • ab 1900
    Seit Gründung des Internationalen Sozialistischen Büros ist Singer ständiges Mitglied dieses Exekutivorgans der Internationale, in dem auch Wladimir I. Lenin als Vertreter der russischen Partei mitarbeitet.
  • 1905
    Singer organisiert Veranstaltungen, auf denen gegen die Verfolgung politischer russischer Emigranten in Deutschland protestiert wird.
  • 1911
    31. Januar: Nach kurzer schwerer Krankheit stirbt Paul Singer in Berlin.
    5. Februar: Bei seiner Beisetzung geben ihm Hunderttausende das letzte Geleit.
Susanne Eckelmann
24. Juni 2015

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