Am 19. März 1911 wurde in Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Schweiz erstmals der Internationale Frauentag begangen. Ende Februar war der Tag bereits in den USA und Anfang März in Dänemark gefeiert worden. Über eine Million Frauen demonstrierten 1911 in Europa und den USA für ihre Rechte, insbesondere das aktive und passive Wahlrecht. Im Jahr darauf schlossen sich Frauen in Frankreich, Schweden und den Niederlanden, 1913 auch Frauen in Russland an. 1921 legten kommunistische Frauen den Internationalen Frauentag auf den 8. März fest.
Die Anregung, einen Frauentag zu begehen, kam aus den USA. Dort veranstaltete die Sozialistische Partei Amerikas seit 1909 jeweils am letzten Februarwochenende einen nationalen Frauentag. Im Mittelpunkt stand dabei die Forderung nach dem Frauenwahlrecht. Die internationale sozialistische Frauenkonferenz unter der Leitung von Clara Zetkin griff diese Idee begeistert auf. Auf ihrer zweiten Konferenz im August 1910 in Kopenhagen beschlossen die über 100 Delegierten aus 17 europäischen Ländern und den USA alljährlich einen internationalen Frauentag durchzuführen: "Im Einvernehmen mit den klassenbewussten politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient. Die Forderung muss im Zusammenhang mit der ganzen Frauenfrage der sozialistischen Auffassung gemäß beleuchtet werden. Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten." so die Resolution im Wortlaut.
Den ersten Internationalen Frauentag 1911 in Deutschland organisierten vornehmlich die weiblichen Mitglieder der Sozialdemokraten und der freien Gewerkschaften. Als Datum wählten die Veranstalter in Deutschland und den meisten anderen Ländern Sonntag, den 19. März. Damit erinnerten die Frauen sowohl an die revolutionären Märztage 1848 als auch an den Kommune-Aufstand in Paris 1871. Clara Zetkin rief in der von ihr herausgegebenen Zeitschrift "Die Gleichheit" mit der Parole "Heraus zum sozialdemokratischen Frauentag!" zur aktiven Teilnahme auf. Zum Frauentag selbst ließ sie eine Sondernummer zum Thema "Frauenwahlrecht" in einer Auflage von 100.000 Exemplaren drucken. Allein in Berlin demonstrierten rund 45.000 Frauen auf über 42 Veranstaltungen für das aktive und passive Wahlrecht, für Mutter- und Arbeitsschutz sowie den Achtstundentag.
Für die ab 1911 jährlich stattfindenden Internationalen Frauentage wurde zunächst kein verbindliches Datum festgelegt. So fand der Frauentag 1912 in Deutschland am 12. Mai statt, 1913 am 2. März und 1914 am 8. März. Gemeinsam war den Terminen lediglich, dass sie an einem Sonn- oder Feiertag stattfanden, da dies bessere Möglichkeiten bot, die Frauen für Kundgebungen und Demonstrationen zu gewinnen. Auf der internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau einigten sich die Delegierten auf den 8. März als Datum für die Feiern zum Internationalen Frauentag. Mit dem Datum sollte an die Frauentagsdemonstrationen vom 8. März 1917 im russischen St. Petersburg erinnert werden, die in die - nach dem alten russischen Kalender "Februarrevolution" genannte - Russische Revolution mündeten.
Während des Ersten Weltkriegs 1914-1918 bestimmte die unterschiedliche Bewertung des Krieges innerhalb der SPD die Themen der Frauentage in Deutschland. Die SPD-Reichstagsfraktion, die 1914 für die Kriegskredite gestimmt hatte, forderte Geschlossenheit ein, wollte die Frauentage auf die Themen Frauenerwerbsarbeit und Frauenwahlrecht reduziert wissen. Frauen wie Clara Zetkin und Rosa Luxemburg wandten sich hingegen strikt gegen Krieg und Militarismus, schlossen sich dem Spartakusbund an und riefen an den Frauentagen zu Protesten gegen den Krieg auf. Im letzten Kriegsjahr 1918 wurde die Forderung nach Frieden zur Hauptlosung der Frauentage fast aller kriegsbeteiligten Staaten.
Nach dem Ersten Weltkrieg war in Deutschland - wie auch in England, Irland, Luxemburg, Österreich, Polen, Schweden, der Tschechoslowakei und den USA - eine der Hauptforderungen des Internationalen Frauentags erreicht: Am 12. November 1918 verkündete der Rat der Volksbeauftragten das allgemeine gleiche, geheime und direkte Wahlrecht für Männer und Frauen ab 21 Jahre. Die sozialdemokratische Parteiführung vertrat den Standpunkt, dass mit der Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland die Ziele des Internationalen Frauentags erreicht und mit der Weimarer Verfassung die Gleichberechtigung der Frau weitgehend verwirklicht sei. Die SPD unterstützte daher zunächst keine weiteren Frauentage. KPD und USPD hielten hingegen am Internationalen Frauentag fest, den sie zeitgleich mit den kommunistischen Frauen Europas und der USA am 8. März begingen. Nach dem Zusammenschluss von SPD und USPD 1922 fanden wieder Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag statt, wobei das Datum des 8. März im bewussten Gegensatz zur KPD umgangen wurde. Im Zentrum standen neben frauenspezifischen Themen wie dem Schutz von Mutter und Kind oder dem Kampf gegen den Abtreibungsparagraphen 218 auch aktuelle politische Themen wie die Fürstenenteignung (Frauentag 1926), die Sicherung des Friedens (Frauentage 1927 und 1928) oder der Kampf gegen "Krieg und Naziterror" (Frauentage 1931 und 1932).
Unter dem NS-Regime waren Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag verboten. Sie fanden jedoch vereinzelt statt, als Familienfeiern getarnt oder im Geheimen. Das NS-Regime etablierte 1933 den Muttertag als offiziellen Feiertag, der ab 1934 jährlich am dritten Sonntag im Mai als "Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter" begangen wurde.
Der erste Internationale Frauentag nach dem Zweiten Weltkrieg fand in Deutschland 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) statt. Wie bereits in der Weimarer Republik hielten KPD/SED und SPD in der Folgezeit ihre Veranstaltungen getrennt voneinander ab: In der SBZ und der DDR wurde der Frauentag jährlich am 8. März begangen. In den westlichen Besatzungszonen und der Bundesrepublik fanden die Frauentage an wechselnden, bis in den Mai reichenden Terminen statt. Auch hinsichtlich der Bedeutung und Teilnehmerzahl unterschieden sich die Frauentage in der DDR und der Bundesrepublik: In der SBZ/DDR übernahm der 1947 gegründete Demokratische Frauenbund die Organisation des Internationalen Frauentags, der bald zum offiziellen Kanon staatlich organisierter Feiertage gehörte. Zum 8. März 1949 wurde in der SBZ die Beteiligung von rund einer Million Frauen registriert. In den westlichen Besatzungszonen und der Bundesrepublik verloren die Frauentage hingegen zunehmend an Bedeutung: Die Gewerkschaften beteiligten sich gar nicht mehr an den Veranstaltungen, die SPD stellte sie in den 1960er Jahre ganz ein. Erst mit der Neuen Frauenbewegung und ihrem Kampf für die Verwirklichung der laut Grundgesetz garantierten Gleichberechtigung und die Abschaffung des Paragraphen 218 rückte die alte Tradition Ende der 1960er Jahre wieder stärker in das Bewusstsein der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit.
Im Rahmen des 1975 von der UNO proklamierten Internationalen Jahres der Frau wurde der 8. März in den Kalender der jährlich zu begehenden bedeutenden Tage aufgenommen. Dies war eine Konzession an die Ostblockstaaten, die letztendlich dazu führte, dass der Internationale Frauentag weltweit anerkannt und diesem Datum zugeordnet wurde.
Das Frauenwahlrecht steht heute nicht mehr im Mittelpunkt des Internationalen Frauentags, nur noch drei Staaten - Saudi-Arabien, Brunei und Mikronesien - leisten sich ein Parlament ohne Frauen. In Europa stehen Debatten über Frauenquoten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Fokus. Die Vereinten Nationen nutzen die Frauentage, um auf die AIDS-Problematik (Frauentag 2004), Gewalt gegen Frauen (Frauentage 2007 und 2009) oder die Chancengleichheit (Frauentage 2008 und 2011) aufmerksam zu machen. So hat sich der Frauentag auch nach 100 Jahren keineswegs überlebt und dient nicht nur der Selbstvergewisserung und dem Gedenken an die Vorkämpferinnen des Frauenwahlrechts. Seit 2019 ist der 8. März in Berlin ein gesetzlicher Feiertag.
Einführung des Frauenwahlrechts (aktiv und passiv) in Europa und den USA
1869 US-Bundesstaat Wyoming
1906 Finnland (bis 1917 autonomes russisches Großfürstentum)
1913 Norwegen
1915 Dänemark, Island (bis 1918 zu Dänemark)
1917 Estland, Sowjetunion
1918 Albanien, Deutschland, England, Irland, Lettland, Luxemburg, Österreich, Polen
1919 Niederlande, Tschechoslowakei
1920 USA
1921 Litauen, Schweden
1928 Großbritannien
1931 Spanien
1934 Portugal, Türkei
1944 Frankreich
1945 Bulgarien, Ungarn, Slowenien
1946 Albanien, Italien, Jugoslawien, Rumänien
1948 Belgien
1952 Griechenland
1960 Zypern
1971 Schweiz (auf Bundesebene), Andorra
1973 San Marino
1984 Liechtenstein
1990 Halbkanton Appenzell-Innerrhoden in der Schweiz