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DEUTSCHLAND

Woher wir kommen...

Die Hermannsschlacht im Jahre 9 n. Chr.

Der Tod von Kaiser Friedrich Barbarossa 1190

Mit dem Cheruskerfürsten Arminius (Hermann) und dem Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa wurden im Deutschland des 19. Jahrhunderts zwei nationale Stifterfiguren verehrt. Während des bewegten Prozesses der Nationsbildung gewannen sie in unterschiedlichen Momenten prägende Kraft für das Selbstbild der Deutschen.

Der Cheruskerfürst Arminius hatte im Jahre 9 n. Chr. gemeinsam mit befreundeten germanischen Stämmen die Legionen des römischen Statthalters Varus geschlagen. Damit war die römische Expansion auf die Gebiete rechts des Rheins beendet. Aus der Sicht des 19. Jahrhunderts galt Arminius als der erste Deutsche und als Sinnbild der patriotischen Erhebung gegen die Fremdherrschaft. Wichtig wurde der Hermann-Mythos in der Zeit des Kampfes gegen Napoleon. Künstler wie Caspar David Friedrich oder Karl Friedrich Schinkel zogen direkte Parallelen zwischen der Schlacht im Teutoburger Wald und der Völkerschlacht bei Leipzig (1813).

Die Maler liebten ebenso wie die Schulbuchautoren die dramatische Verdichtung des Sieges in der Schlacht. Die bekannteste Darstellung, die ausgesprochen oft in Lehrbüchern für die Schule reproduziert wurde, ist Friedrich Gunkels Hermannsschlacht. Souverän beherrscht Hermann das Schlachtfeld. Durch die Betonung der Figur des Feldherrn nimmt Gunkel den Ausgang der Schlacht vorweg.

42.jpg (22910 Byte)Mit Friedrich I. dagegen wurde eine mittelalterliche Herrschergestalt verehrt, die schon von den Zeitgenossen als Vorbild für Ritterlichkeit und als Erneuerer des Reiches gerühmt worden war. Um seinen tragischen Tod (1190) während eines Kreuzzuges rankte sich die Sage, der Kaiser sei nicht wirklich gestorben. Er schlafe nur in einer Felsenhöhle im Kyffhäuser und warte dort auf seine Wiederkehr. Mit dieser mythischen Überhöhung wurden im 19. Jahrhundert nationalstaatliche Hoffnungen auf Wiedererstehung des vergangenen Ruhms von Kaisertum und Reich verbunden. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 erlangte der Barbarossa-Mythos außerordentliche Popularität. Kaiser Wilhelm I. wurde als »Barbablanca« (Weißbart) zum Nachfolger Barbarossas stilisiert. Julius Schnorr von Carolsfeld zeigt in seinem Gemälde die Bergung des ertrunkenen Kaisers aus dem kleinasiatischen Fluß Saleph im Stil einer Kreuzabnahme. Mit dieser christlichen Metapher bringt er die Hoffnung auf die Auferstehung Barbarossas zum Ausdruck.

 

Glaube und Krieg

Die Verbrennung der Bannandrohungsbulle durch Luther 1520

Im 19. Jahrhundert wurde Luther weniger als Religionsstifter denn als Nationalheld verehrt - zumindest in den evangelischen Teilen Deutschlands. Dort feierte man ihn als denjenigen, der die Deutschen von der Vorherrschaft Roms befreit habe. Im katholischen Bayern, im Rheinland oder in Westfalen wurde er dagegen als Spalter der Nation angesehen und abgelehnt. Kristallisationspunkt der Lutherverehrung ist die Verbrennung der Bannandrohungsbulle im Dezember 1520. Mit diesem Akt vollzog Luther in der Auffassung der protestantischen Nationalgesinnten des 19. Jahrhunderts die symbolische Loslösung von Rom.

Paul Thumann schildert den Reformator in seinem Gemälde als zornigen Revolutionär. Ein Höhepunkt der Lutherverehrung waren die Feiern zu seinem 400. Geburtstag 1883 in Wittenberg. Zu diesem Anlaß wurde eine Vielzahl von Andenken wie Tassen, Lampions oder Fahnen gefertigt und mit Luther-Porträts oder Luther-Worten versehen.

 

Freiheit

Der Aufruf an die Freiwilligen von 1813

Die Idee einer Volkserhebung gegen Napoleon schwelte in Deutschland seit 1809. Doch erst mit der französischen Niederlage in Rußland erwuchs der antinapoleonische Widerstand zu einem Massenphänomen. Als der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. am 17. März 1813 nach langem Zögern in seinem berühmten Aufruf »An mein Volk« verkündete, daß er mit Rußland ein Bündnis gegen Napoleon geschlossen habe, und zum Kampf aufrief, war dies die langersehnte Proklamation eines nationalen Bündnisses von Fürst und Volk.

10.jpg (15393 Byte)»Der König rief, und alle, alle kamen«! - so erklärten im nachhinein die Schulbücher die Welle der 1813 einsetzenden nationalen Begeisterung. Der Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig, wie ihn Johann Peter Krafft in seinem Gemälde schildert, war von den regulären Truppen der Alliierten (vor allem Rußland, Österreich, Preussen) erfochten worden. Doch in der nationalen Erinnerung des 19. Jahrhunderts setzte sich die Auffassung fest, daß die in der Proklamation vom Preußenkönig geforderte patriotische Spendenbereitschaft, Selbstaufopferung der Freiwilligen und glühende Vaterlandsliebe der Deutschen die Garanten des Erfolges gewesen seien.

Diesen alle Volksschichten ergreifenden nationalen Enthusiasmus hat Gustav Graef in seinem - vor allem in Preußen - populären Gemälde »Ferdinande von Schmettau opfert ihr Haar auf dem Altar des Vaterlandes« versinnbildlicht. 1831 hieß es dazu in einem preußischen Schulbuch: »Ein wahrhaft edles Fräulein in Schlesien, zu arm, um irgend etwas von einigem Werthe geben zu können, verkaufte das lange schöne Haar, um mit dem daraus gelösten Gelde ein Scherflein für das Vaterland beizutragen«.

 

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