S WIE SONDERPROGRAMM
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Nacht und Nebel – ein Buch, zwei deutsche Synchronfassungen
Nuit et brouillard
Nacht und Nebel
F 1955, R: Alain Resnais, 32’ 35 mm, westdeutsche Synchronfassung
Nuit et brouillard
Nacht und Nebel
F 1955, R: Alain Resnais, 32’ 35 mm, ostdeutsche Synchronfassung
Alain Resnais’ Film Nuit et brouillard (Nacht und Nebel) über das nationalsozialistische System der Konzentrationslager hat Bilder der Lager erstmals nach dem Krieg einem internationalen Publikum vermittelt. Sylvie Lindepergs in Frankreich preisgekrönte Biografie dieses berühmten Films liegt mittlerweile in deutscher Übersetzung vor. Ihre Studie ist eine „Mikrogeschichte in Bewegung“: verpflichtet der Benjaminschen Aufforderung an den Historiker, „in der Analyse des kleinen Einzelmoments den Kristall des Totalgeschehens zu entdecken“. Dass sich mediale Produkte erst in den verschiedenen Schichten ihrer Entstehungs- und Gebrauchsgeschichte erschließen, zeichnet Lindeperg anhand archivalischer Quellenstudien von der Idee über unterschiedliche Drehbuchversionen und die filmische Umsetzung durch Alain Resnais bis hin zum Schnitt und die folgende internationale (Zensur-)„Karriere“ des Films nach: Ihre Studie zeigt nicht nur, wie der Film „zur Geschichte“, sondern wie er „in der Geschichte“ steht – und sich im Lauf der Zeit ‚bewegt’.
Anlässlich der deutschen Publikation, die von der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro Nordrhein-Westfalen und dem Verlag Vorwerk 8 herausgegeben worden ist, präsentieren wir die west- und ostdeutsche Synchronfassung von Nuit et Brouillard.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro Nordrhein-Westfalen und der Bureau du Livre, der Kulturabteilung der Französischen Botschaft in Berlin.
Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Gespräch mit Sylvie Lindeperg statt. Die Moderation hat Anja Streiter.
am 14.1.2011 um 20.00 Uhr
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Absalon – Ausstellung und Film
Un virus dans la ville
A Virus in the City
F 2008, R: Cédric Venail, 80’ Digi Beta, OmeU
Der junge französisch-israelische Künstler Absalon (1964-1993) starb noch bevor er sein radikales „Lebens-Projekt” THE SIX CELLS realisieren konnte. Die sechs Zellen oder Mini-Häuser sollten in den sechs Metropolen Paris, Zürich, New York, Tel-Aviv, Frankfurt/Main und Tokio aufgestellt werden und dort auf eine „monadische Existenz“ wie auch auf Le Corbusiers Idee einer „Wohnmaschine” verweisen. Jede Zelle wurde sorgfältig auf die individuellen Bedürfnisse des Künstlers abgestimmt und auf die wesentlichen Aspekte des täglichen Lebens beschränkt. Trotz der antisozialen Geste des Projektes und seiner Reduktion auf die utopischen Ziele der Architektur der frühen Moderne besitzt das Projekt eine seltene künstlerische Klarheit und Einfachheit. Nach Absalons frühem Tod verbleiben seine Zellen in den Sammlungen von renommierten Museen (Centre Pompidou, New Tate, Flick Collection), wo sie weder ihren ursprünglichen Zweck erfüllen, noch ihre spezifische Ausstrahlung in der jeweiligen urbanen Umgebung erzielen.
Ausgehend von Absalons Erläuterungen zu seinem Projekt begibt sich der junge Regisseur Cédric Venail für seinen Film Un virus dans la ville auf eine Reise zu den Orten, an denen die Zellen errichtet werden sollten. Spekulative und poetische Sequenzen erkunden die enigmatische Qualität von Absalons Häusern an ihren vorgesehenen Standorten. Cédric Venail fragt: „Was bleibt heute von seinem Projekt zurück? Zwischen alle den Erinnerungen und Projektionen wollte ich selbst sehen und fand einen Virus in der Stadt.“ Venail gelingt eine originelle Annäherung an Absalons Projekt, eine meditative und ausgezeichnet fotografierte Dokumentation eines einmaligen unvollendeten Kunstwerks. (al)
Mit Filmgespräch in Anwesenheit von Cédric Venail
Ein Sonderprogramm aus Anlass der ersten Retrospektive des Künstlers Absalon in den Kunstwerken und in Zusammenarbeit mit DOKU.ARTS, dem Festival für Filme zur Kunst.
am 15.1.2011 um 21.00 Uhr
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Yasujiro Shimazu, wiederentdeckt
Shunkinsho: Okoto to Sasuke
Okoto und Sasuke
J 1935, R: Yasujiro Shimazu, D: Kinuyo Tanaka, Kōkichi Takada, Hideo Fujino, Chōko Iida, 106’ 16 mm, OmU
Lange galt das gesamte Werk des 1945 verstorbenen Regisseurs Yasujiro Shimazu als verschollen. Erst in den letzten Jahren hat sich die Archivlage verbessert. Eine Retrospektive zum japanischen Kino der dreißiger Jahre in Tokio präsentierte 2009 sieben Filme des vergessenen Zeitgenossen Ozus, Naruses und Mizoguchis. Wiederentdeckt wurden Ausschnitte des Werks eines großen Kinohumanisten und Chronisten der Modernisierung Japans. Shimazus Filme nehmen Partei für die Schwachen und Unterdrückten der Gesellschaft; besonders eindrücklich sind seine Porträts junger, unabhängiger Frauen. Shimazu gilt als einer der Erfinder des shomingeki – einer spezifisch japanischen Form des Alltagsfilms, in dem der gemächliche Fluss des Lebens oft wichtiger ist als dramatische Verwicklungen. Okoto und Sasuke, einer von Shimazus’ düstersten Filme, ist die erste von mehreren Adaptionen einer bekannten Erzählung des in Japan bis heute äußerst populären Schriftstellers Junichirō Tanizaki. Die elegant inszenierte Handlung kreist um die blinde, eigensinnige Sängerin Okoto, ihren Gefährten und Beschützer Sasuke sowie um einen aufdringlichen Verehrer. (lf)
Eine Veranstaltung in Begleitung des internationalen Symposiums „150 Jahre deutsch-japanische Beziehungen“, in Zusammenarbeit mit dem Japanischen Kulturinstitut (The Japan Foundation).
Eintritt frei
am 25.1.2011 um 19.00 Uhr
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Im Schatten der DEFA – Buch und Filme
DDR-Film = DEFA-Film. Mit dieser vorherrschenden Gleichsetzung räumt das neue Buch von Ralf Forster und Volker Petzold gründlich auf. Denn erstmals geraten die mehr als 25 privaten Filmstudios und professionellen Einzelfilmer aus dem Osten Deutschlands in den Blick und damit etwa 1.500, heute zumeist vergessene „Gebrauchsfilme“, deren Themen vor allem in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft angesiedelt sind. Die Geschichte dieser privaten Filmhersteller in der DDR bietet spannende Innensichten auf ökonomische und kulturelle Dispositionen, etwa zum spezifischen Verhältnis der DDR zur Werbung. Sie deckt Systemwidersprüche auf und macht sie anhand konkreter Medienerzeugnisse erfahrbar. So verdankten die „Film-Kollektive“ und „Arbeitsgemeinschaften“ ihre 40-jährige Existenz einer effizienten Produktionsorganisation und unternehmerischer Eigenverantwortung. Sie wurden für Auftraggeber, insbesondere Exportbetriebe, unverzichtbar, und die Filmpolitik hielt trotz ideologischer Anfeindungen ihren Status aufrecht. Die „Privaten“ schufen Dokumentar-, Image- und Werbefilme, ökologische und ethnografische Vortragsfilme, Aufklärungsspots sowie Trickfilme für alle Altersgruppen. Nach der Buchpräsentation veranschaulicht ein Filmprogramm die thematische Vielfalt und die formalen Qualitäten der Produktionen. (rf)
Buchpräsentation mit Ralf Forster, Volker Petzold und Gästen
am 8.2.2011 um 20.00 Uhr
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Geschichtsbilder und Film
Obyknowenny Faschism
Der gewöhnliche Faschismus
UdSSR 1965, R: Michail Romm, B: Maja Turowskaja, Juri Chanjutin, Michail Romm, 120’ DF
In seiner essayistisch angelegten Analyse des deutschen Faschismus geht der sowjetische Regisseur Michail Romm vor allem der Frage nach, warum deutsche Soldaten Hitler in den Krieg folgten. Romm kombiniert dokumentarisches Filmmaterial, das Mitte der sechziger Jahre weitgehend unbekannt war, mit einem persönlichen, in der Originalfassung von ihm selbst gesprochenen Kommentar. Im Bestreben, das Unbegreifliche begreiflich zu machen, untersucht sein Film das Wesen der Gemeinschaftsideologie und die Ausdrucksformen des Führerkults. In der Sowjetunion stieß Der gewöhnliche Faschismus bei den Behörden auf Vorbehalte, die nicht nur eine Auseinandersetzung mit dem Faschismus, sondern auch mit totalitärer Macht im Allgemeinen erkannten. „Der gewöhnliche Faschismus hat nichts von einer offiziellen Verlautbarung wie so viele Dokumentarfilme aus sozialistischen Ländern. Romm spricht jeden Zuschauer als einzelnen an. So ist Der gewöhnliche Faschismus eine Art filmischer Brief, er vertraut der Vernunft und der Empfindungsfähigkeit des Individuums. Das besagt schon viel über diesen Film, das ist nicht nur seine Methode, sondern sein Programm: Dem Faschismus wirft er ja gerade vor, daß er den Menschen nicht als Individuum verstehe, sondern als einen manipulierbaren Teil einer Masse.“ (Wilhelm Roth, Süddeutsche Zeitung, 21.7.1970).
Eine Veranstaltung im Rahmen des Symposiums „Geschichtsbilder im Museum“, das vom 24. bis 26. Februar im Zeughauskino stattfindet.
Einführung: Jörg Frieß
Eintritt frei
am 24.2.2011 um 20.00 Uhr
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Die Legende von Formasa
1895 / The Legend of Formosa 1895
Taiwan 2008, R: Hung Chih-yu, D: Wen Sheng Hao, Yang Chin Hua, Akira Hibino, Hsu An An, 110’ 35 mm, OmeU
Die zweite Regiearbeit des taiwanesischen Regisseurs Hung Chih-yu – eines ehemaligen Assistenten Hou Hsiao Hsiens – gilt als der erste Langfilm, der komplett im chinesischen Hakka-Dialekt gedreht wurde. Diese Tatsache überrascht schon deswegen, weil Hakka heute von mehr als 30 Millionen Menschen gesprochen wird. Die meisten von ihnen leben in Südchina, aber auch auf Taiwan gibt es eine Hakka-Minderheit. Hung Chih-yu setzt sowohl dieser Minderheit, als auch dem taiwanesischen antikolonialistischen Widerstand Ende des 19. Jahrhunderts ein Denkmal. Der Film setzt 1894 ein, als China nach einer militärischen Niederlage die Insel an Japan abtreten muss. Im folgenden Jahr organisieren drei junge Patrioten einen Guerillakrieg gegen die technisch und personell überlegene Kolonialmacht. Die Kämpfe sind zwar nur von kurzer Dauer und kurz- bis mittelfristig wirkungslos: Taiwan bleibt bis 1945 unter japanischer Herrschaft. Aber Hung Chih-yu destilliert aus den Aufständen eine Ursprungserzählung über ein genuin taiwanesisches nationales Selbstbewusstsein. Man darf dem Regisseur zugute halten, dass sein Film bei all seinem patriotischen Furor keine der beteiligten Parteien dämonisiert – nicht einmal die japanischen Eindringlinge, deren empfindsamem General das Blutvergießen wenig Freude bereitet. (lf)
am 26.3.2011 um 19.00 Uhr
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