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    KUNST DES DOKUMENTS – SAMMELN UND AUSSTELLEN

 

KUNST DES DOKUMENTS – SAMMELN UND AUSSTELLEN

Das Sammeln und Ordnen, Restaurieren, Bewahren, Ausstellen und Vermitteln sind wesentliche Aufgaben eines Museums. Im März stellt KUNST DES DOKUMENTS fünf Filme vor, die von diesen Aufgaben, den Schwierigkeiten und Erfolgen der Museumsarbeit erzählen. Die ausgewählten Filme folgen unterschiedlichen Interessen; sie porträtieren Sammlungsleiter, begleiten die Umgestaltung eines Museums oder dokumentieren die Arbeit eines Restauratoren. Den Zuschauer laden sie dazu ein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und den Organismus des Museums kennen zu lernen.

 

 

KUNST DES DOKUMENTS – SAMMELN UND AUSSTELLEN
Sammeln, Erinnern. Im Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig
D 2009, R/B: Tamara Wyss, K: Eckart Reich, 123’ Digi Beta

Im April 2005 wird am Grassi-Gebäude in Leipzig die rekonstruierte Dachkrone aufgesetzt: „Vier Jahre lang wurde renoviert, das Haus geschlossen, die Bestände ausgelagert. Jetzt sind alle Spuren vergangener Kriegszerstörungen und DDR-Nutzung beseitigt.“ Das Museum für Völkerkunde – mit rund 220.000 Objekten eine der größten Sammlungen in Deutschland – bereitet sich auf den Neueinzug vor. Es ist eine spannende Phase, denn neue Museums-Konzepte müssen entwickelt und die kommenden Ausstellungen vorbereitet werden. Im November 2005 eröffnen die ersten Teile der Dauerausstellung; 2009 ist das Museum schließlich komplett eingerichtet.
In einer Langzeitbeobachtung verfolgt Tamara Wyss diese Umstrukturierung und Neufindung eines Museums und begleitet Menschen, von denen viele bereits seit Jahrzehnten dort arbeiten. Der Prozess der Neugestaltung führt zu Problemen und Konflikten, die den Sinn der Sammlungstätigkeit und generell von Völkerkunde-Museen berühren: Es geht um die Herkunft der Objekte, aber auch um das Grassi-Gebäude selbst und seine DDR-Vergangenheit. (jg)

In Anwesenheit von Tamara Wyss

am 3.3.2011 um 20.00 Uhr

 

 

KUNST DES DOKUMENTS – SAMMELN UND AUSSTELLEN
La ville Louvre
F 1990, R: Nicolas Philibert, K: Daniel Barrau, Eric Pittard, Eric Millot, Frédéric Labourasse, Richard Copans, 84’ 35 mm, OF

Was passiert im Louvre, wenn das Museum wegen Umgestaltung für das Publikum geschlossen ist? Fünf Monate lang drehen Nicolas Philibert und sein Kamerateam hinter den Kulissen des Louvre, beobachten Handwerker und Restauratoren, Wächter und Techniker und erschließen eine geheimnisvolle Stadt in der Stadt. So entsteht ein „Museumsführer“ der ganz besonderen Art, der die Kunstwerke nie isoliert, sondern nur im Zusammenhang mit der Arbeit der „Kunst-Handwerker“ zeigt: „Der ebenso kindlich verspielte wie raffiniert analytische Blick lässt eine vielschichtige Topologie der Ville Louvre sichtbar werden und vermeidet Didaktik und Anekdote, die den Museumsrundgang ansonsten zur Qual machen können.“ (Visions du réel, 2005). Philibert verzichtet auf einen erklärenden Kommentar und vertraut auf den mündigen Zuschauer, dem er nicht vorsagen will, was er zu denken hat. Der Humor kommt trotzdem nicht zu kurz. „La ville Louvre ist kein Kunstfilm und noch weniger eine soziologische Reportage über Handwerksberufe. Ich wollte eine Geschichte erzählen, die von einem lebenden Rohstoff ausgeht, und die Wirklichkeit verklären, um Emotion zu wecken. Ich habe die Mitarbeiter des Louvre so aufgenommen wie man ein Ballett filmen würde.“ (jg)

am 10.3.2011 um 20.00 Uhr

 

 

KUNST DES DOKUMENTS – SAMMELN UND AUSSTELLEN
Le fantôme d’Henri Langlois
Henri Langlois: The Phantom of the Cinematheque

F 2004, R: Jacques Richard, 210’ Digi Beta, OmeU

Ein Film über Henri Langlois, den legendären Gründer der Cinémathèque Française (1936) und des Musée du Cinéma im Palais Chaillot (1972), montiert aus Dokumenten und Filmausschnitten sowie Gesprächen mit Weggefährten und Zeitzeugen: Henri Alékan, Claude Berri, Freddy Buache, Claude Chabrol, Daniel Cohn-Bendit, Lotte H. Eisner, Marie Epstein, Georges Franju, Jean-Luc Godard, Alfred Hitchcock, Robert Hossein, Jean-Louis Langlois, Jean-Pierre Léaud, Frédéric Mitterrand, Maurice Pialat, Eric Rohmer, Jean Rouch, Werner Schroeter, Simone Signoret, François Truffaut und vielen anderen.
Jacques Richard arbeitete von 1973 bis 1975 als Assistent bei Henri Langlois in der Cinémathèque Française. Seinen Film versteht er als eine Art Wiedergutmachung an dem fanatischen, keineswegs unumstrittenen Filmsammler: „Ich habe die Fehler oder die Eigenarten von Langlois nicht verschwiegen – ganz im Gegenteil: sie waren Bestandteil seines Charakters. Seine Fehler mündeten in seine Erfolge.“ Eine Biografie als Querschnitt durch die Filmgeschichte, die ohne die Sammelleidenschaft von Henri Langlois (1914-1977) um zahlreiche Werke ärmer wäre. (jg)

am 17.3.2011 um 20.00 Uhr

 

 

KUNST DES DOKUMENTS – SAMMELN UND AUSSTELLEN
Minik
D/A 2005, R: Axel Engstfeld, K: Hans Jakobi, 80’ DVD

Im Oktober 1897 bringt der Arktis-Forscher Robert Peary von einer Expedition fünf Polareskimos nach New York – gesuchte Forschungsobjekte für die Anthropologen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die sich um die ethische Dimension dieser Vorgehensweise keine Gedanken machen. Provisorisch in einem Museumskeller untergebracht, erkranken die Eskimos an Lungenentzündung und Tuberkulose. Nur der kleine Minik überlebt und wird von einem Mitarbeiter des Museums adoptiert. Zwölf Jahre bleibt er in Amerika. „Der junge gezähmte Wilde, der von einem Rohfleischfresser zu einem gebildeten Amerikaner wird: Das hat die Sonntagsbeilagen gefüllt und sein Schicksal wurde über die Jahre immer wieder von der Presse verfolgt. Es wurde auch eine Reihe von längeren Interviews mit Minik veröffentlicht als er so ca. 18 Jahre alt war und sehr gut seine Situation reflektieren konnte. Und dann die Briefe, die er an einen Freund in New York schrieb und die zum Teil veröffentlicht wurden. Diese Briefe sind beeindruckend, weil seine Sprache literarische Qualität hat. An optischem Material gibt es lediglich eine handvoll Fotos und daher habe ich mich entschieden, einige Szenen zu inszenieren.“ (Axel Engstfeld). Als Minik wieder nach Grönland kommt, findet er sich in der ihm fremden Heimat nicht zurecht. Er fährt nach Amerika zurück, um die Gebeine seines Vaters aus der Museumssammlung einzufordern. (jg)

am 24.3.2011 um 20.00 Uhr

 

 

KUNST DES DOKUMENTS – SAMMELN UND AUSSTELLEN
Peter Kubelka: Restoring Entuziazm
A 2005, R: Joerg Burger, Michael Loebenstein, 65’ Digi Beta

1930 realisiert der sowjetische Dokumentarist Dziga Vertov den experimentellen Tonfilm Simfonija Dombassa / Entusiasm über den revolutionären Kampf gegen die Macht der Kirche und den Kampf der Kohlenarbeiter im ukrainischen Donezbecken um die Erfüllung des Fünf-Jahres-Plans. Mit dieser Arbeit knüpft Vertov an seine Anfänge als futuristischer Wortkünstler an. Die Tonebene des Films ist als eine vielschichtige Sinfonie der Geräusche orchestriert. Die Organisation der hörbaren Welt umfasst Originalaufnahmen aus der Arbeitswelt, manipulierte und verzerrte Töne, ineinanderverwobene Musikstücke. Als „einer der erhabensten Sinfonien, die ich je gehört habe“, lobte Charlie Chaplin diesen Film.
Peter Kubelka ist experimenteller Filmemacher und Filmtheoretiker sowie Mitbegründer des Österreichischen Filmmuseums in Wien. In Restoring Entuziazm erklärt er, am Schneidetisch sitzend, seine Rekonstruktionsarbeit der Bild- und Tonmontagen in Vertovs Entusiasm: „Es ist keine Restaurierung, sondern eine Re-Synchronisation. Wir haben das Bild nicht verändert, kein Bild wurde herausgeschnitten. Wir versuchten bloß, die ursprüngliche Synchronität zwischen Bild und Ton wieder zu finden.“ Eine spannende Lektion in Filmgeschichte, Filmtechnik und Filmästhetik, getreu dem Motto des Österreichischen Filmmuseums: „Das Filmmuseum ist eine Cinemathek. Die Ausstellungen finden auf der Leinwand statt“. (jg)

am 31.3.2011 um 20.00 Uhr

 

 

 

 

 

 
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