Wohin mit der Mitte
Zur politischen Topographie der Hauptstadt Berlin
Am 9. Juni 1883 beschlossen die Abgeordneten zum Deutschen Reichstag »den Reichskanzler zu ersuchen, unter Mitwirkung der Parlaments-Baukommission den Bau des neuen Reichstagsgebäudes bei möglichster Festhaltung der Grundzüge des von dem Architekten Wallot entworfenen Planes zur Ausführung zu bringen«. Damit dieser Beschluß, der »fast einstimmig« erfolgt war, in die Tat umgesetzt werden konnte, war zuvor mit überwältigender Mehrheit eine Summe in Höhe von 1050000 Mark »zur Errichtung des Reichstagsgebäudes« in den »Reichshaushaltsetat für das Etatsjahr 1883/84« eingesetzt worden. Damit war der Weg frei für ein Unternehmen, bis zu dessen Abschluß allerdings noch elf Jahre vergehen sollten; erst im Dezember 1894 konnten die Abgeordneten in das neue Gebäude am Königsplatz einziehen. In der Zwischenzeit fanden die Sitzungen weiterhin im »provisorischen« Reichstagsgebäude in der Leipziger Straße 4 statt, wo das Parlament seit Herbst 1871 tagte. Der Beschluß zur Errichtung dieses » Provisoriums« war am 19. April 1871 gefallen, und er war Hand in Hand gegangen mit dem Beschluß des Reichstags, » zu erklären«, daß »die Errichtung eines monumentalen Parlamentshauses ... ein Bedürfnis der deutschen Nation« sei. Dem Reichskanzler gegenüber wurde der Wunsch ausgesprochen, »daß zunächst die Ermittlung eines passenden Bauplatzes, die Aufstellung eines Programms und der Bedingungen für eine öffentliche Konkurrenz durch eine Kommission erfolge...«. Es war ein weiter Weg von diesem Beschluß des Jahres 1871 bis zur Bewilligung der zweiten Baurate im Juni 1883. |
|