Von der "Weltstadt" zur "Welthauptstadt" Von hier verläuft eine der Linien, die die Planungen des Kaiserreichs,
die Planungen der Weimarer Republik und die des nationalsozialistischen
Regimes miteinander verbinden. Selbst die Rede von der Weltstadt, die
vor allem Martin Mächler gerne führte, gehörte in den
Kontext der "Weltpolitik", die das Deutsche Reich seit der
Jahrhundertwende betreibe um den Weg von der Großmacht zur Weltmacht
zu gehen. Gewiß ist es immer noch ein weiter Weg von der Weltstadt
zur Welthauptstadt. Aber 1910 konnte Max Berg, Stadtbaurat in Breslau,
im Vorfeld des "Griff nach der Weltmacht" in der "Flugschrift
Nr. 63 zur ästhetischen Kultur", die vom "Dürer-Bund"
herausgegeben wurde, in einer Stellungnahme zum Wettbewerb Groß-Berlin
in einem Abschnitt mit dem Titel "Die Monumentalstadt" erklären,
Deutschland habe "die führende Stellung auf dem Kontinent
übernommen" und Berlin als Reichshauptstadt werde Paris, "das
bis jetzt die Führung hatte", in jeder Hinsicht ablösen.
Max Berg wird in einem Artikel über den "neuen Geist
im Städtebau auf der großen Berliner Kunstausstellung"
1927 die Pläne Mächlers zum Ausbau Berlins zur Weltstadt gebührend
herausstreichen und ihnen die Pläne Hugo Härings als gleichberechtigt
an die Seite stellen. Berg lobt insbesondere den Gedanken Härings,
das Palais des Reichspräsidenten in "weitere Ferne" zu
rücken, "aus dem Getriebe der Reichsverwaltung und der Parteien"
heraus, in einer Sprache, die nach Form und Inhalt doch im Widerspruch
zu der von Häring, aber auch Berg selbst so viel beschworenen republikanischen
Staatsform steht. Durch die Entfernung zum Ort des politischen Alltags
ist die Stellung des Reichspräsidenten gekennzeichnet "als
das höher ideell repräsentative Prinzip des deutschen Volkes,
Gott näher als der Reichstag. Der monarchische Gedanken übernommen,
umgewandelt und überhöht...". |
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