Die Qualität der Ausführung und der Dekor des Helms lassen vermuten, daß der Besitzer ein Angehöriger des hohen Adels war. Die Aufnahme der Jagdszene in das symbolträchtige Bildprogramm verdeutlicht den Stellenwert der Jagd in der frühmittelalterlichen Gesellschaft. Über das mittelalterliche Weidwesen geben Landesordnungen, Berichte über Jagdausflüge und bildliche Darstellungen Auskunft. Gegenständliche Überlieferungen aus dieser Zeit sind hingegen selten. Die Geschichte der frühmittelalterlichen Waffen zur Jagd liegt noch immer im Dunkel, denn es gibt keine Anhaltspunkte dafür, in welchem Maße die gleichen Waffen nur für den Krieg oder zur Jagd benutzt wurden. Die zahlreichen erhalten gebliebenen Realstücke legen aber den Schluß nahe, daß es keine speziellen Jagdwaffen gab. Offensichtlich benutzte man die gleichen Schwerter und Spieße, die auch für den militärischen Kampf verwendet wurden. Hauptwaffe für die Jagd war der zum Stoß und Wurf geeignete Speer. Die Klingen dieser Stangenwaffen hatten häufig einen lan-zett- oder rautenförmigen Querschnitt. Als eine Sonderform unterscheidet sich davon nur die Flügellanze, deren Verwendung sich vom 8. bis zum 11. Jahrhundert nachweisen läßt. Ihre seitlichen Flügel verhinderten das zu tiefe Eindringen der Waffe in den Tierkörper. Typologisch stammen sie von den spätmerowingischen Spee-ren ab, die an den Seiten der Tülle Haken, Dornen oder eiserne Stäbe aufwiesen. (Kat.-Nr.2) Die Lanzen und Speere wurden mit großer Wahrscheinlichkeit zur Jagd auf große Tiere, wie Bären, Wildschweine, Auerochsen und Wisente, benutzt 1
Lindner, S.364.
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Weniger glaubhaft scheint die Verwendung des Schwertes für die Jagd, denn gemessen an der Wurflanze oder dem Spieß war es für diesen Zweck nicht gut geeignet (Kat.-Nr.5). Das Schwert konnte nur aus nächster Distanz eingesetzt werden und war als Jagdwaffe ziemlich unhandlich. Dennoch lassen zahlreiche mittelalterliche Darstellungen erkennen, daß die Reiter bei der Jagd auf Schwarzwild Schwerter mit breiten Klingen und sehr langen Parierstangen benutzten. Viele mittelalterliche Schwerter haben breite, zweischneidige Klingen, die in eine scharfe Spitze auslaufen, sie lassen deshalb die Verwendung für den Hieb und Stich zu. Für die Jagd auf Hochwild waren Schwerter mit schmalen steifen Klingen wesentlich besser geeignet. Hohlkehlen machten die Klinge leichter und elastischer. Um eine bessere Haltbarkeit zu gewährleisten, geht das Klingenende unmittelbar in eine sogenannte Angel über und endet im Knauf. Die Angel diente zur Befestigung der Griffstücke, die meistens aus Holz oder Horn gefertigt waren. Ein gut ausgeformter Griff erleichterte die Handhabung der Waffe. Zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert prägten vor allem die Wikinger und Normannen die Waffenentwicklung, wie zahlreiche Objekte aus dieser Zeit verdeutlichen. Aus dem Orient stammte die Technik der damaszierten Klingen, die durch das Verschweißen von Stahl- und Eisenstäben entstanden. Die Klingen erreichten dadurch eine höhere Elastizität und Härte. Durch die Anordnung der verschiedenen Metallstreifen trat nach dem Polieren der Klingen ein schimmerndes Muster hervor. An den wertvollen Schwertern wurden die Gefäße oft mit dünnen Streifen aus Silber, Bronze, Messing, Kupfer oder damasziertem Eisen belegt. Die Klingen waren durch geometrische Figuren wie Kreise, Ranken, Kreuze oder Spiralen verziert, während Namensinschriften und Buchstabengruppen auf bestimmte Produktionszentren hindeuten 2
Müller/Kölling, S. 25 ff.
. Hinter den Buchstabenreihen verbergen sich vermutlich Sinnsprüche, und den Ornamenten kommt neben ihrem dekorativen Wert eine symbolische oder mythologische Bedeutung zu. Es ist anzunehmen, daß man damit auch das Jagdglück beschwören wollte.Neben den üblichen Schwertern fand zwischen dem 5. und 10. Jahr- hundert der Sax, ein einschneidiges Schwert mit einer messerartigen Klinge, weite Verbreitung. Seine Form hat sich mit einigen Veränderungen in den Weidmessern erhalten, die im 16. Jahrhundert auftreten.
Die Jagdsignale für die Jäger, aber auch für die Hunde wurden auf einem Olifanten geblasen. (Kat.-Nr.3) Dabei handelte es sich um ein Jagdhorn aus Elfenbein auf dem man nur wenige Töne blasen konnte, die aber noch in weiter Entfernung zu hören waren. Als Zeichen ihrer besonderen Würde trugen nur die Angehörigen des Hochadels ein solches Jagdhorn. Die Instrumente waren in der Regel kostbar verziert, z.B. durch Mundstücke aus Gold und mit Edelsteinen geschmückten Gehängen. Die Olifanten gehören zu den herausragenden Objekten der Jagdgeschichte, die dazugehörigen Gehänge und Mundstücke sind jedoch nur selten erhalten geblieben 3
Hobusch, S. 72; Kühnel, S. 33-50.
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