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Gezielt verboten wurde das bereits fertig gestellte Raumbild-Werk "Sport und Arbeit mit Verwundeten im Lazarett", und zwar durch die Abteilung Schrifttum im Propagandaministerium. /85/ Obwohl vermutlich gar nicht für die Öffentlichkeit, sondern eher für Fachärzte und Therapeuten bestimmt, ist der Grund für das Verbot des Bandes durchaus verständlich. Die Aufnahmen von durch Kriegsverletzungen verstümmelten jungen Menschen, die sich mühen, trotz ihrer Behinderungen körperliche Arbeiten zu verrichten, wollte man wohl lieber nicht publizieren. Man befürchtete offenbar zu Recht, dass sie die Betrachter auf Gedanken bringen könnten, die nicht im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda waren.

Verboten wurde außerdem durch das Propagandaministerium eine ganze Anzahl weiterer Titel, die sich mit "zivilen" Themen beschäftigten, zum Beispiel "Die Gemüsejungpflanze", "Zeitgemäßer Obstbau und Obstbaumpflege", "Methoden neuzeitlicher Bienenzucht" (Tafel 21/2-4). Darüber hinaus waren Themen bearbeitet worden, die nicht mehr zur Publikation kamen: "Tiere zwischen uns" (in Zusammenarbeit mit dem Tierpark Hellabrunn in München), "Märchen und Marionetten" (in Zusammenarbeit mit dem Münchner Marionettentheater), "Süddeutscher Kirchenbarock" (in Zusammenarbeit mit dem Ordinariat München-Freising), "Augendiagnostik", "Verbandslehre", "Die Topographie des menschlichen Schädels" sowie Kurzlehrgänge "Rationelle Düngung nach neuester Forschung" und "Schädlingsbekämpfung im Gemüsebau". /86/ Die Fotografien hierzu befinden sich in dem Stereobild-Archiv. Mit ihnen wurden einige dieser Themen nach 1945 wieder aufgegriffen, meist unter etwas abgewandelten Titeln.

Ein Betätigungsfeld des Verlags gegen Ende des Zweiten Weltkriegs waren spezielle Raumbild-Werke, die von Dr. Willy Pfaff in Verbindung mit der Zeiss Ikon AG in Dresden initiiert worden waren und für die Pfaff ein eigenes System für die Bildhalterung und -aufbewahrung konzipiert hatte. Da es sich bei den Stereobildern vor allem um Nahaufnahmen handelte, wurde dafür das bereits erwähnte Contax-Stereosystem verwendet, das hierfür über ein Objektiv mit einer Stereo-Basis von nur 18 mm verfügte. Die beiden hochformatigen Stereo-Halbbilder lagen nebeneinander im Kleinbild von 24 x 36 mm und wurden dann auf das von Schönstein durchweg verwendete Format 6 x 13 cm vergrößert. /87/

Es erschienen ein Band über "Das Lurgi-Spülgasverfahren" (Abb. 21) [3.13], weiterhin Kurzlehrgänge für Hilfselektriker [3.11] und für Hilfsschweißer [3.12]. Die beiden Letzteren sollten das Anlernen der gegen Ende des Krieges eingesetzten Hilfskräfte in den Industriebetrieben erleichtern. Von der Ausgabe für Hilfsschweißer war sogar eine Auflage von 10.000 Exemplaren geplant. /88/ Infolge der Kriegsereignisse konnten aber offenbar nur noch wenige Stücke hergestellt werden. Ein geplanter weiterer Titel über "Das Raumbild in der Technik" /89/ wurde aus dem gleichen Grund nicht mehr realisiert.

   
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