Ein besonderer Raumbild-Band ist hier noch zu erwähnen: Er erschien, verfasst von Pierre d'Espezel, unter dem Titel "Paris relief. Histoire de Paris des origines à nos jours" bei Éditions Chantecler in Paris [2.30] in einer Auflage von 500 nummerierten Exemplaren und enthält einen Stereobetrachter, dessen Gebrauchsanweisung eindeutig auf Otto Schönstein hinweist, obwohl dieser Name selbst nirgends erwähnt ist. Es handelt sich um ein Werk, dessen Herausgabe noch von Schönstein vorbereitet wurde, und zwar schon 1943, /90/ infolge der Kriegsereignisse aber nicht mehr erscheinen konnte und deshalb von anderer Hand herausgebracht wurde, wobei zu vermuten ist, dass diese "andere Hand" mit Schönstein befreundet war. In dessen Nachlass befand sich nämlich eines dieser Exemplare. Auch die Verbindung nach Paris ist plausibel, da ja, wie erwähnt, Schönstein Druckaufträge ins besetzte Frankreich vergeben hatte. Ein weiteres Indiz für die Urheberschaft Schönsteins ist eine von Brandmüller nach dem Zweiten Weltkrieg herausgebrachte Stereobild-Serie mit Aufnahmen, die mit denen des Paris-Bandes übereinstimmen [5.19/1003]. Neuerdings soll in Frankreich ein Exemplar des Paris-Bandes aufgetaucht sein, in dem die letzten Stereobilder nicht General de Gaulle zeigen, sondern Adolf Hitler unter dem Eiffelturm. /91/ Es gab also offenbar bereits vor Kriegsende mindestens ein Muster-Exemplar dieses Raumbild-Bandes. Noch in den letzten Kriegsjahren liefen auch Vorbereitungen für weitere Veröffentlichungen, die nicht mehr zustande kamen oder wahrscheinlich erst für die Zeit nach dem "Endsieg" geplant waren. So wurden, wie bereits erwähnt, Stereobilder in den durch Bombenangriffe zerstörten Städten aufgenommen, zum Teil sogar von denselben Standorten aus, von denen es Aufnahmen aus der Vorkriegszeit gab. Damit sollten offenbar die Zerstörungen des Bombenkriegs dokumentiert werden zur späteren Abrechnung mit den Verursachern. Die Stereobilder wurden nach dem Krieg auch tatsächlich veröffentlicht, jedoch erst nach Jahren und dann in ganz anderer Weise, als ursprünglich geplant (siehe [4.20], [4.23], [4.23a], [4.28], [5.6] und vor allem [5.10/910]). Nichtsdestoweniger stellen diese Bilder, von denen wesentlich mehr als die veröffentlichten im Stereobild- Archiv vorhanden sind, heute einzigartige Zeitdokumente dar (Tafeln 13 und 14). Die Preise für die Raumbild-Bände waren für damalige Verhältnisse nicht gerade niedrig, was bei dem Aufwand für die komplizierten Buchbindearbeiten, das Kopieren der Stereobilder und die Beilage des Stereobetrachters allerdings nicht verwunderlich ist. Sie kosteten zwischen 18,- und 36,- RM. |
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