verantwortlich: Prof. Dr. Rosmarie Beier-de Haan
Die Sammlung zur Alltags-, Medizin- und Technikgeschichte orientiert sich an neueren Ansätzen in der Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Sie enthält Objektbestände, die über die Darstellung von Geschichte im engeren politikwissenschaftlichen Sinn weit hinausgehen und traditionell hauptsächlich in Spezialmuseen (Ethnologie, Medizingeschichte, Hygiene, Technik etc.) anzutreffen waren. Die Sammlung spiegelt damit die Konzeption des Deutschen Historischen Museums, die sich über die Chronologie der deutschen Geschichte hinaus mit grundlegenden Fragestellungen wie zum Beispiel dem „Verhältnis der Geschlechter und Generationen“, dem Wandel von „Gesundheit, Krankheit, Tod“ oder dem von „Arbeit und Beruf“ auseinandersetzt.
Diese Sammlung Alltagskultur I gliedert sich in drei große Teilsammlungen:
Die Teilsammlung zur Alltagsgeschichte weist einen Bestand von rund 18 000 Objekten auf (Stand: 01.01.2001). Ihre zeitlichen Schwerpunkte liegen im 18. bis 20. Jahrhundert. Besondere Aufmerksamkeit wird in diesem Sammlungsbereich auf die vergleichende Betrachtung der deutsch-deutschen Geschichte von 1949 bis zur Vereinigung 1990 gelegt. Als wichtige Untersammlungen sind die Gattungen „Hauswirtschaft“, „Büro“, „Freizeit“ und „Jugendkultur“ hervorzuheben. Ein Sammlungsschwerpunkt liegt mit rund 7500 Objekten im Bereich der Produktwerbung (Warenverpackungen, Werbeschilder, -figuren und -aufsteller); Zeitraum: 1880 bis heute. Zudem enthält die Sammlung zur Alltagsgeschichte das Inventar eines Kolonialwarenladens aus dem niederösterreichischen Ort Peuerbach (1900-1940). Die Sammlung zur Alltagsgeschichte wird durch Ankäufe, Schenkungen und Überlassungen ständig ergänzt.
Die Teilsammlung zur Medizingeschichte umfasst rund 3 000 Objekte (Stand: 01.01.2001). Schwerpunkte der Sammlung sind die Medizintechnik (Röntgengeräte, Höhensonnen, Elektrisiergeräte etc.), medizinische Instrumente (18.-20. Jahrhundert), Anschauungsmodelle und Wachsmoulagen, Prothesen und Hilfsmittel. Besonderes Gewicht wird auf die Generierung und Wahrnehmung von Körpervorstellungen und -bildern im Wandel der Zeit gelegt. Des weiteren hervorzuheben sind die Themen „Alltags-, Wohnungs- und Körperhygiene“, „Säuglingspflege“ sowie „Sexualität und Verhütung“. Der Instrumentenbestand aus zwei ärztlichen Privatpraxen in Berlin (1. Hälfte 20. Jahrhundert) ist ebenfalls in die Sammlung übernommen worden. Die Sammlung zur Medizingeschichte wird durch Ankäufe, Schenkungen und Überlassungen ständig ergänzt.
Die Teilsammlung zur Technikgeschichte (insgesamt ca. 42 000 Objekte, Stand: 01.01.2001) hat ihren zeitlichen Schwerpunkt im 19. und 20. Jahrhundert. Die Bereiche Metallbearbeitung (Maschinen, Werkzeuge, Schlüssel und Schlösser), Holzbearbeitung, Messwesen und Optik (vor allem Fotoapparate) bilden die größten Objektgruppen. Autos, Motor- und Fahrräder sind als Teilgruppe ebenso hervorzuheben wie eine Modellsammlung, die auch die vom Museum für Deutsche Geschichte (DDR) für seine Dauerausstellungen angefertigten Technik- und Architekturmodelle umfasst. Als historische Sammlung ist die Modellsammlung des Königlich-Preußischen Landwirtschaftsmuseums Teil dieses Sammlungsbestandes. Zu ihr gehört ebenfalls eine umfangreiche Sammlung von Firmenschriften aus dem Zeitraum 1870-1930 (ca. 25 000 Schriften). Diese Schriften stammen überwiegend von Herstellern aus dem landwirtschaftlichen Bereich, gehen teilweise aber darüber hinaus und dokumentieren allgemeinere Aspekte der Industrie- und Technikgeschichte. Wichtige Exponate befinden sich derzeit als Dauerleihgaben in anderen Häusern. So wird eine Lokomobile der Firma „Lanz“ seit 1967 im Agrarmuseum Wandlitz gezeigt; verschiedene Modelle (Eisenbahnen, Wärmekraftwerk u.a.) sind im Deutschen Technikmuseum, Berlin, zu sehen, und in der ständigen Ausstellung der Zitadelle Spandau, Berlin werden eine Gewehrwerkstatt, eine Feuerspritze sowie einige technikgeschichtliche Modelle präsentiert. Die Sammlung zur Technikgeschichte wird durch Ankäufe, Schenkungen und Überlassungen ständig ergänzt.
Elementare Aussagen über überlieferte Arbeitsweisen, Erfindungsreichtum und praktisches Denken früherer Stadt-, insbesondere aber Landbevölkerungen vermitteln die umfangreichen Bestände agrarhistorisch bedeutender Modellpflüge, die sich im Deutschen Historischen Museum befinden.Einst Teil des Königlich-Preußischen Landwirtschaftsmuseums und des Museums für Deutsche Geschichte, sind sie heute der Abteilung Alltagskultur I des DHM zugeordnet. Es handelt sich dabei ausschließlich um historische Modelle originaler Pfluggeräte aus der Zeit vor 1800 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Den insgesamt 63 Objekten aus verschiedenen Epochen und Ländern.
Europas wird allein schon aufgrund der außerordentlichen Qualität der Einzelstücke eine Sonderstellung im Hinblick auf vergleichbare Modellsammlungen des In- und Auslandes zugemessen. Eine Auswahl der kulturhistorisch wertvollen Modelle wird in der Dauerausstellung des DHM zu sehen sein. Um schon im Vorfeld der Eröffnung zumindest Teile dieser Sammlung einem breiteren Publikum präsentieren zu können, wird in der folgenden Querschnittanalyse der Versuch unternommen, einige der zumeist maßstabsgetreu angefertigten Modellpflüge in Bezug auf ihre unterschiedliche Funktion, ihr regionales Vorkommen, ihre relative Häufigkeit und ihren technischen Wandel in den jeweils zeitgeschichtlichen Kontext einzuordnen.
Modellpflüge
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Eine Sammlung des Deutschen Historischen Museums, Berlin
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