Guido von List 1848-1919

Schriftsteller

  • 1848
    5. Oktober: Guido List wird in Wien als Sohn des Kaufmanns Karl List und dessen Frau Marie (geb. Killian) geboren.
    Nach dem Besuch der Handelsakademie arbeitet er in der Firma des Vaters als Kaufmann, nebenberuflich betätigt er sich als Schriftsteller und Journalist.
  • 1862
    Nach dem Offenbarungserlebnis einer mystischen "Schauung" in einer Kirche wendet er sich vom Katholizimus seines Elternhauses ab und propagiert die "urgermanische" Religion des "Wotanismus".
  • 1868-1870
    List leitet die von ihm 1868 gegründete Privatbühne "Walhalla".
  • 1871
    Er übernimmt das Sekretariat des Österreichischen Alpenvereins, dessen Jahrbuch er auch redigiert.
  • 1872
    Auf einer Europareise unternimmt er erste prähistorische und anthropologische "Forschungen".
  • ab 1877
    Nach dem Tod seines Vaters gibt List den Kaufmannsberuf auf und verschreibt sich nun ganz seinen schriftstellerischen und journalistischen Interessen mit Schwerpunkt auf Geschichte und Brauchtum der Germanen.
  • 1878
    26. September: Heirat mit Helene Förster-Peters. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.
  • 1893
    Er gründet die "Literarische Donaugesellschaft" zur Förderung neoromantisch-nationalistischer Literatur.
  • 1894
    List hält beim "Bund der Germanen" Vorträge über seine ethymologischen, runenkundlichen und landschaftsgeschichtlichen "Forschungen" zur germanischen Frühzeit.
  • 1898
    Sein Buch "Der Unbesiegbare. Ein Grundzug germanischer Weltanschauung" beschreibt die schon in altgermanischen Sagen prophezeite Gestalt eines gottgleichen Retters, der die Weltherrschaft der Germanen wiederherstellen werde.
  • 1899
    Acht Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet List Anna Wittek.
  • 1902
    Er erblindet nach einer Augenoperation fast vollständig für elf Monate.
    Nach dieser "Lebenswende" widmet er sich anhand von Sagen, Monumenten und Runen der pseudo-wissenschaftlichen Untersuchung von Kultur, Religion und Recht des "Ario-Germanentums" mit dem Ziel ihrer Wiederherstellung.
  • 1903
    Ein an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien mit Bitte um Veröffentlichung gesandtes Manuskript wird von dieser kommentarlos abgelehnt, auch einen privaten Verleger für seine esoterisch-okkulten Schriften findet List zunächst nicht.
  • 1905
    Unterstützer und Schüler Lists gründen zur Finanzierung seiner "Forschungen" und zur Verbreitung seiner Werke die "Guido-von-List-Gesellschaft", zu deren Mitgliedern unter anderen der Wiener Bürgermeister Karl Lueger (1844-1910) und der Rassetheoretiker Jörg Lanz von Liebenfels (1874-1954) gehören. Die Gesellschaft mit Sitz in Wien, deren Mitgliedschaft zu knapp einem Drittel aus Deutschen besteht, lässt in ihrer Scharnierfunktion für die Verbreitung rassehierarchischer und ariosophischer Ideologeme List zu einem der Vordenker der völkischen Bewegung des deutschen Kaiserreichs werden.
  • 1907
    Er lässt den vorher schon gelegentlich benutzten Nachnamen "von List" offiziell registrieren als Zeichen seines "Rassenadels".
    List gründet den mystisch-okkulten Bund "Armanenschaft", der sich als esoterische arische Elite im bevorstehenden "Rassenkampf" gegen "rassisch minderwertige" Gruppen wie etwa Juden und Slawen versteht. Als Erkennungszeichen der Armanen dient das später auch von anderen völkischen Gruppen benutzte Hakenkreuz.
  • 1908
    Im Buch "Die Armanenschaft der Ario-Germanen" schildert er die Armanen als kulturbringenden arischen Rassenadel, dessen rassische Degeneration durch "Zuchtwahl" der "Herrenmenschen" und durch Versklavung und Vernichtung der "Herdenmenschen" bekämpft werden müsse.
  • 1911
    Der "Hohe Armanen Orden" (HAO) wird von List ins Leben gerufen. Der Orden, mit List als "Hohem Meister" an der Spitze, versteht sich als männerbündisch-elitärer Priesterbund zur Bewahrung uralten arischen Geheimwissens und strebt nach Etablierung eines "rassereinen" und hierarchisierten ario-germanischen Staates.
    Ideologie und Struktur des HAO beeinflußen vor allem nach dem Ersten Weltkrieg völkisch beeinflusste und strikt völkische Gruppen wie etwa den Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband, den Reichshammerbund und die Thule-Gesellschaft, später im NS-Regime auch die Schutzstaffel (SS) insbesondere in der Forschungsgemeinschaft "Ahnenerbe e.V.".
  • 1915
    List deutet in einem Vortrag den Ersten Weltkrieg als apokalyptische Endschlacht zwischen den manichäischen Kräften von Licht und Dunkelheit mit der Hoffnung auf Wiederkehr eines paradiesgleichen germanischen Weltreichs.
  • 1919
    21. Mai: Guido von List stirbt auf einer Reise durch Norddeutschland in Berlin an Lungenentzündung.
Johannes Zechner
14. September 2014

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