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Der Reichshammerbund

Mit der Herausgabe der antisemitischen Zeitschrift "Hammer" vom Verleger und Schriftsteller Theodor Fritsch 1902 entstand die sogenannte "Hammerbewegung", deren regionale Lesergemeinschaften 1912 in Leipzig den Reichshammerbund gründeten. Fritsch beabsichtigte mit der Konstituierung des Bunds die Schaffung einer nationalen Dachorganisation zur Koordinierung der in sich versplitterten völkisch-antisemitischen Bewegung. Dieses Ansinnen misslang aufgrund inhaltlicher Differenzen, Führungsstreitigkeiten und mangelndem Mobilisierungsvermögen. Der Reichshammerbund blieb ein vergleichsweise kleiner völkischer Verein mit etwa 2.500 Mitgliedern, die in ca. 20 Ortsgruppen organisiert waren.

Unter der Federführung von Alfred Roth (1879-1948), einem führenden Mitarbeiter des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands und überzeugten Antisemiten, verfolgte der Bund primär rassistische Ziele und propagierte die Erneuerung des deutschen Volkstums. Den Ersten Weltkrieg begrüßte der Reichshammerbund daher als "rassische Bewährungsprobe" und forderte zusammen mit anderen Organisationen wie dem Alldeutschen Verband die Reichsregierung bereits 1914 zu Ermittlungen über die Kriegsteilname Soldaten jüdischen Glaubens auf. Die vom Kriegsministerium 1916 durchgeführte "Judenzählung" nahm der Bund als Beweis für die von ihm behauptete "jüdische Drückebergerei" und rüstete sich damit für den "antisemitischen Entscheidungskampf" nach dem Krieg. Während der Revolution von 1918/19 verbreitete der Reichshammerbund massenhaft antisemitische, antiparlamentarische und antisozialdemokratische Flugblätter.

Analog zur Gründung des Reichshammerbunds entstand als Parallelorganisation der Geheimverband "Germanenorden", dessen ideologischer Wegbereiter Guido von List war. Der Germanenorden war wie die Freimaurer und in Anlehnung an Lists Armanenschaft logenartig strukturiert und wollte den "jüdischen Geheimorganisationen" entgegentreten. Er vereinte völkisch-antisemitisches Gedankengut mit okkulten Bräuchen wie Initiationsriten und Ordensgelübden. Der Orden forderten zur Überprüfung der "Reinrassigkeit" seiner Mitglieder anatomische Untersuchungen und genealogische Nachforschungen. Nachdem der Germanenorden rasch auf über 1.000 Mitglieder angewachsen war, stagnierte während des Kriegs die Mitgliederzahl. Nach Kriegsende verlor er zunehmend an Bedeutung und bis 1919 wanderten große Teile des Germanenordens in die Thule-Gesellschaft ab. Zum selben Zeitpunkt löste sich auch der Reichshammerbund schrittweise auf. Seine führenden Mitglieder bildeten den organisatorischen Kern des weit bekannteren "Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbunds".

Johannes Leicht
26. Oktober 2015

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