Um für den forcierten Ausbau der deutschen Kriegsmarine und die dafür notwendige Zustimmung des Reichtags zu agitieren, wurde am 30. April 1898 der Deutsche Flottenverein gegründet. Er trat für eine aggressive Weltmachtpolitik Deutschlands ein und übte starken Einfluss auf die öffentliche Meinung aus. Der Verein vertrat wie auch der flottenbegeisterte deutsche Kaiser Wilhelm II. und sein Kanzler Bernhard Fürst von Bülow die Ansicht, eine starke Flotte sei für die nationale Größe, militärische Stärke und den wirtschaftlichen Wohlstand des Kaiserreichs von elementarer Bedeutung: Nur als eine ernstzunehmende Seemacht könne das Deutsche Reich dem Konkurrenten Großbritannien militärisch ebenbürtig sein, seine Großmachtstellung in Europa beibehalten und die angestrebte politische Weltgeltung realisieren.
Vor allem Großadmiral Alfred von Tirpitz trieb seit der Jahrhundertwende den Bau von Großkampfschiffen der Hochseeflotte voran. Unter seiner Leitung wurde die deutsche Marine nach der britischen zur zweitgrößten der Welt. Mit Abzeichen, zahlreichen Büchern und der Zeitschrift "Die Flotte", mit Vortragsabenden und Feierlichkeiten warb der Flottenverein ständig um neue Mitglieder. Bildpostkarten mit Kriegsschiffmotiven kamen als populäre Massenartikel auf. Sie sollten die Öffentlichkeit für die Flottenpolitik begeistern und die wachsende Schlagkraft der deutschen Marine verdeutlichen. Im Jahr seiner Gründung 1898 zählte der Flottenverein bereits 78 000 Mitglieder, bis 1914 wuchs er auf 1,1 Millionen Mitglieder an.
Die Mitglieder und Unterstützer des Flottenvereins entstammten zu großen Teilen dem Bildungs- und Besitzbürgertum, in den Führungsgremien waren zahlreiche Adlige vertreten. Die Begeisterung des Kaisers für die Kriegsmarine war für viele Deutsche schon Anreiz genug, dem Flottenverein beizutreten. Sichtbares Zeichen der verbreiteten Flottenbegeisterung war die allgegenwärtige Matrosenkleidung für Kinder. Die breite Masse der Arbeiterinnen und Arbeiter konnte der Flottenverein zwar nicht erreichen, doch trugen auch Kinder aus Arbeiterfamilien diese um die Jahrhundertwende aufkommende Mode.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Flottenverein 1919 in "Deutscher Seeverein" umbenannt. Er bestand bis zu seiner Auflösung durch die Nationalsozialisten 1934.