Chronik 1848

JANUAR
  • 20.1.
    Der dänische König Christian VIII. (1786-1848) stirbt. Sein Sohn Friedrich VII. (1808-1863) tritt die Nachfolge an.
FEBRUAR
  • 22.2.
    In Paris demonstrieren Arbeiter, Studenten und Nationalgardisten gegen die Regierung von François Guizot (1787-1874). In Folge der Demonstrationen dankt König Louis Philippe (1773-1850) ab und begibt sich ins Exil nach Großbritannien.
  • 27.2.
    Die Februarrevolution in Frankreich hat auch Auswirkungen auf Deutschland. Im badischen Mannheim versammeln sich liberal Gesinnte und formulieren die sogenannten „Märzforderungen“: Ein deutsches Parlament, Pressefreiheit, Schwurgerichte, deutscher Nationalstaat, Verfassung und Volksbewaffnung.
  • Ende Februar veröffentlichen Karl Marx und Friedrich Engels das „Manifest der kommunistischen Partei“ in London.
MÄRZ
  • 1.-5.3.
    In vielen süd-und westdeutschen Städten finden Protestkundgebungen für die Märzforderungen statt. Viele Monarchen gewähren die geforderten Freiheitsrechte.
  • 3.3.
    Der Deutsche Bundestag in Frankfurt am Main veranlasst die Aufhebung der Pressezensur.
  • 5.3.
    Oppositionelle Abgeordnete versammeln sich in Heidelberg und beschließen die Einberufung eines „Vorparlaments“ in Frankfurt am Main.
  • Der Bundestag in Frankfurt am Main erklärt Schwarz-Rot-Gold zu den deutschen Nationalfarben.
  • 13.-15.3.
    Auch in Wien kommt es zu Aufständen. Nach blutigen Barrikadenkämpfen gelingt es den Aufständischen Staatskanzler Klemens Wenzel Fürst von Metternich (1773-1859) zu stürzen. Metternich flieht daraufhin nach Großbritannien.
  • 16.3.
    Der ungarische Revolutionsführer Lajos Kossuth (1802-1894) fordert eine unabhängige  Regierung für das bislang von Österreich regierte Königreich Ungarn.
  • 17.3.
    In Venedig beginnt ein Aufstand gegen die österreichische Regierung. Einen Tag später beginnen Unruhen in Mailand. Am 24. März erklärt König Albert von Sardinien-Piemont (1831-1849), der sich an die Spitze der nationalen Bewegung in Italien setzt, Österreich den Krieg.
  • 18./19.3.
    Bei Barrikadenkämpfen in Berlin sterben mehr als 250 Menschen. Für die Toten etabliert sich die Bezeichnung Märzgefallene. König Friedrich Wilhelm IV. erklärt in einer Proklamation, dass er sich an die Spitze der Bewegung für ein einheitliches Deutschland stellen wolle. Außerdem erweist er den Toten am 22.März die letzte Ehre.
  • 19.3.
    Eine Versammlung der radikalen Republikaner in Baden leitet die Zusammenfassung der politischen Linken in „Vaterländischen Vereinen“ ein.
  • 19.3.
    König Ludwig I. von Bayern (1786-1868), dessen Ansehen durch die Affäre mit der spanischen Tänzerin Lola Montez (1821-1861) gelitten hatte, dankt zu Gunsten seines Sohnes Maximilian II. (1811-1864) ab.
  • Eine Versammlung der radikalen Republikaner in Baden leitet die Zusammenfassung der politischen Linken in „Vaterländischen Vereinen“ ein.
  • 20.3.
    Im Großherzogtum Posen gründet sich ein polnisches Nationalkommitee.
  • 24.3.
    Schleswig-Holstein erklärt seine Unabhängigkeit von Dänemark. Der Deutsche Bund erkennt am 12. April des selben Jahres die Unabhängigkeit an. Dies führt zu einem Krieg zwischen Deutschland und Dänemark.
  • 28.3.
    In Mainz findet die Gründung des „Piusvereins für politische Freiheit“ statt. Die Gründung markiert den Beginn einer breiten politischen Organisation des Katholizismus.
  • 31.3.-3.4.
    In Frankfurter Paulskirche tagt das „Vorparlament“. Es beschließt Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung.
APRIL
  • 11.4.
    František Palacký (1798-1876) lehnt die tschechische Beteiligung an der Frankfurter Nationalversammlung ab.
  • 12.4.
    Der Bundestag in Frankfurt am Main beschließt, die Räumung Schleswigs von dänischen Truppen gewaltsam durchzusetzen.
  • 13.4.
    Friedrich Hecker startet zusammen mit anderen Revolutionären von Konstanz aus einen bewaffneten Zug nach Karlsruhe, um eine demokratische Republik zu errichten. Allerdings scheitert sein Versuch bereits nach einer Woche und Hecker begibt sich anschließend ins amerikanische Exil.
  • 25.4.
    Der österreichische Kaiser oktroyiert eine Verfassung mit liberalen Grundzügen, die den Liberalen nicht weit genug geht.
MAI
  • 4.5.
    In Frankreich wird die Zweite Republik ausgerufen.
  • 15.5.
    Ein zweiter Aufstand in Wien erzwingt die Einberufung eines Reichstages für das gesamte Herrschaftsgebiet der Habsburgmonarchie. Aufgabe des Reichstages soll die Ausarbeitung einer neuen Verfassung sein. Der kaiserliche Hof flieht aus Angst vor den Unruhen in der Hauptstadt nach Innsbruck.
  • 18.5.
    Die erste deutsche Nationalversammlung tritt in Frankfurt am Main zusammen. Die Abgeordneten ziehen feierlich in die Paulskirche ein.
  • 22.5.
    In Preußen tritt die am 1. Mai gewählte verfassunggebende Nationalversammlung erstmalig zusammen.
JUNI
  • 2.-12.6.
    In Prag tritt der „Slawenkongress“ unter Vorsitz von Palacký  für die Umwandlung der Habsburgmonarchie in einen „Bund der gleichberechtigten Völker“ ein. Außerdem stimmt der Kongress gegen eine Beteiligung Österreichs an einem deutschen Nationalstaat.
  • 13.-16.6.
    In Prag findet der Pfingstaufstand statt. Es kommt zu blutigen Gefechten zwischen slawischen Studenten und österreichischen Truppen. Insgesamt fordern die Kämpfe 400 Todesopfer. Der Aufstand wurde von den österreichischen Truppen bereits nach wenigen Tagen niedergeschlagen.
  • 13.-17.6.
    Der erste „Demokratenkongress“ beschließt in Frankfurt am Main den Aufbau einer demokratisch-republikanischen Partei für ganz Deutschland.
  • 14.6.
    Weil eine Volksbewaffnung, eine der Hauptforderungen der Revolution noch nicht realisiert wurde, nimmt die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu. Darüber hinaus können sich viele Menschen die Mitgliedschaft in der Bürgerwehr nicht leisten, da die Ausrüstung von den Mitgliedern selbst gezahlt werden muss. Bedingt durch die Unzufriedenheit ziehen Bürger zum Berliner Zeughaus, dem Waffenarsenal des preußischen Militärs, um sich die dort gelagerten Waffen anzueignen. Aufgrund des Erfolges des sogenannten Berliner Zeughaussturms tritt der preußische Polizeipräsident, Julius von Minutoli (1804-1860), zurück.
  • 17.-28.6.
    Das Parlament in der Frankfurter Paulskirche diskutiert über die Schaffung einer provisorischen Reichsexekutive. Auf Anregung des Präsidenten der Nationalversammlung, Heinrich von Gagern, beschließt die Nationalversammlung die Einsetzung eines Reichverwesers als provisorische Exekutive.
  • 23.-25.6.
    Der französische Kriegsminister Louis Eugène Cavaignac (1802-1857) lässt in Paris einen Arbeiteraufstand blutig niederschlagen. Nachdem die Ruhe wieder hergestellt war, wählt ihn die Nationalversammlung einstimmig zum Ministerpräsidenten.
  • In Paris errichten Arbeiter Barrikaden. Die Aufstände markieren den Beginn der sogenannten Julischlacht.
  • 28.6.
    Die Nationalversammlung wählt mit erheblicher Mehrheit den österreichischen Erzherzog Johann (1782-1859) zum Reichsverweser. Der Deutsche Bundestag überträgt ihm daraufhin seine Vollmachten. Der neu gebildeten Regierung mangelt es jedoch an einer administrativen Basis, sodass sie sich gegenüber den einzelnen Bundesstaaten kaum durchsetzen kann.
JULI
  • 15.7.
    Erzherzog Johann ernennt ein deutsches Reichsministerium mit Karl Fürst von Leiningen an der Spitze (1804-1856).
  • 22.7.
    Feierliche Eröffnung des „Konstituierenden Reichstags“, das neue Parlament Österreichs in Wien.
  • 25.7.
    Die österreichischen Truppen besiegen Karl Albert von Sardinien (1798-1849).
AUGUST
  • 6.8.
    Dem österreichischen Feldmarschall Johann Joseph Graf Radetzky (1766-1858) gelingt es Mailand wieder zurück zu erobern.
  • 12.8.
    Der österreichische Kaiser Ferdinand (1793-1875) kehrt auf Bitten des Reichstages nach Wien zurück.
  • 23.8.-3.9.
    Stephan Born (1824-1898) leitet den ersten Deutschen Arbeiterkongress in Berlin.
  • 26.8.
    Großbritannien und Russland setzen Preußen unter Druck, in Malmö den Waffenstillstandsvertrag mit Dänemark zu unterzeichnen. Der Vertrag setzt sowohl den Abzug der deutschen Truppen aus Schleswig und Holstein voraus als auch die Absetzung der vorläufigen schleswig-holsteinischen Regierung.
SEPTEMBER
  • 5.9.
    Die Frankfurter Nationalversammlung stimmt auf Antrag des liberalen Abgeordneten Friedrich Christoph Dahlmann (1785-1860) gegen die Annahme des Waffenstillstandvertrages von Malmö. Daraufhin tritt das Reichsministerium Leiningen zurück.
  • 16.9.
    Aufgrund fehlender eigener Machtmittel stimmt die Frankfurter Nationalversammlung nun doch den Bestimmungen von Malmö zu. Der bisherige Innenminister Anton von Schmerling (1805-1893), der für eine großdeutsche Lösung eintritt, wird neuer Reichsministerpräsident.
  • 17./18.9.
    In Frankfurt am Main brechen wegen der Annahme des Malmöer Waffenstillstandsvertrages Unruhen aus. Während der Aufstände werden die konservativen Abgeordneten Felix Fürst von Lichnowsky (1814-1848) und General Hans von Auerswald (1792-1848) ermordet. Preußische und österreichische Truppen beenden die Aufstände gewaltsam.
  • 21.-25.9.
    Gustav von Struve proklamiert im badischen Lörrach die „Deutsche Republik“. Der darauffolgende Aufstand von radikalen Linken wird von badischen Truppen schnell niedergeschlagen.
OKTOBER
  • 31.10.
    In Österreich erobern kaisertreue Truppen unter der Führung von Fürst Windischgrätz (1787-1862) Wien zurück.
NOVEMBER
  • 2.11.
    Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. ernennt den konservativen General Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg (1792-1850) zum neuen Ministerpräsidenten.
  • 4.11.
    In Frankreich verabschiedet die französische Nationalversammlung die Verfassung der zweiten Republik.
  • 9.11.
    Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. verlegt die preußische Nationalversammlung nach Brandenburg, um ihren Einfluss zu schwächen. Das Parlament erklärte diesen Schritt als ungesetzlich.
  • Der nach Wien entsandte Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung Robert Blum (1807-1848) wird trotz seiner Immunität nach Aufforderung von Fürst Windischgrätz standrechtlich erschossen.
  • 10.11.
    Preußische Truppen marschieren unter dem Befehl von General Friedrich von Wrangel (1784-1877) in Berlin ein.
  • 16.11.
    In der Schweiz finden die ersten Bundesratswahlen statt. Aus ihnen geht Jonas Furrer (1805-1861) als erster Bundespräsident hervor.
  • 21.11.
    In Österreich leitet der neu berufene Ministerpräsident Felix Fürst zu Schwarzenberg (1800-1852) die vollständige Wiederherstellung des Kaisertums ein.
  • 23.11.
    Der gemäßigt demokratisch orientierte Zentralmärzverein wird in Frankfurt gegründet. Der Verein setzt sich die Verteidigung und Aufrechterhaltung der „Märzerrungenschaften“ zum Ziel. Nach dem Ende der Revolution 1849 löst sich der Zentralmärzverein auf.
  • 24.11.
    Papst Pius IX. (1792-1878) flieht vor einem Aufstand in Rom in das Königreich beider Sizilien.
  • 27.11.
    Der österreichische Landtag wird nach Mähren verlegt. Fürst Schwarzenberg erklärt eine Mitgliedschaft Österreichs in einem deutschen Nationalstaat für ausgeschlossen.
  • Bern wird zur Bundeshauptstadt der Schweiz erklärt.
DEZEMBER
  • 2.12.
    Der österreichische Kaiser Ferdinand I. (1793-1875) dankt ab, seine Nachfolge tritt sein Neffe Franz Joseph I. an.
  • 5.12.
    Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. löst die Nationalversammlung auf und oktroyiert eine Verfassung. Die neue Konstitution kommt den Liberalen in vielen Punkten entgegen.
  • 15.12.
    Weil Reichsministerpräsident Schmerling keine Mehrheit für eine großdeutsche Lösung gewinnen kann, tritt er zurück.
  • Heinrich von Gagern, Befürworter einer kleindeutschen Lösung, wird neuer Reichsminister.
  • 20.12.
    Charles Louis Napoléon Bonaparte (1808-), ein Neffe von Napoleon I., wird Präsident der zweiten französischen Republik.
  • 20./21.12.
    Die Frankfurter Nationalversammlung verabschiedet das Gesetz über die „Grundrechte des deutschen Volkes“. Das Gesetz tritt nach seiner Verkündung am 27.12. in Kraft.
Jasmin Nicklas
10. März 2017

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