JANUAR
-
1.1.Das Königreich Sachsen führt die Gewerbefreiheit ein; Baden und Württemberg folgen noch im selben Jahr.
-
Nach massiven Studentenprotesten gegen die blutige Zerschlagung von Bauernaufständen in Russland wird die Universität Petersburg geschlossen.
-
6.1.Da es auch in anderen russischen Städten zu Ausschreitungen kommt, ernennt Zar Alexander II. (1818-1881) den als liberal geltenden Alexander W. Golowin zum Minister für Unterricht und Volksaufklärung.
FEBRUAR
-
5.2.Nach der Ankündigung im Dezember 1861 schließen sich die seit 1859 in Personalunion von Fürst Alexandru Ion Cuza (1820-1873) regierten Donaufürstentümer Moldau und Walachei zu einem gemeinsamen Staat mit dem Namen România (dt. Rumänien) zusammen. Bukarest wird Hauptstadt des vom Osmanischen Reich als autonome Region anerkannten Fürstentums.
MÄRZ
-
6.3.Da die liberale Mehrheit im preußischen Abgeordnetenhaus mit Hilfe des Budgetrechts eine Fortführung der vom König gewünschten Heeresreform unmöglich macht, löst der Monarch die Kammer auf und setzt Neuwahlen an. Doch die liberale Opposition geht aus den Neuwahlen gestärkt hervor.
-
29.3.Mit Unterzeichnung des preußisch-französischen Handelsvertrags, dem auch die übrigen Zollvereinsmitglieder beitreten, entsteht eine große Freihandelszone in Mittel- und Westeuropa.
APRIL
-
8.4.Als Napoleons kolonialistische Bestrebungen immer deutlicher werden, ziehen sich die Engländer und Spanier aus dem 1861 beschlossenen gemeinsamen Expeditionskorps gegen Mexiko zurück.
MAI
-
1.5.In London eröffnet die dritte Weltausstellung. Mit 6,2 Millionen Besuchern stellt sie einen neuen Besucherrekord auf.
-
6.5.Bei den Wahlen zum preußischen Landtag erringen die Fortschrittspartei und die anderen Liberalen zwei Drittel der Sitze. Am 23. September streichen die Abgeordneten alle Mehrausgaben für die von der Regierung gewünschte Heeresreform.
JUNI
-
5.6.Frankreich begründet sein Kolonialreich in Vietnam: Im "Vertrag von Saigon" muss die seit 1787 von Frankreich protegierte Regierung des Königreichs Annam drei nördliche Provinzen Cochinchinas an Frankreich abtreten. Saigon (heute: Ho-Chi-Minh-Stadt) wird Hauptstadt der französischen Kolonie Cochinchina. Außerdem verpflichtet sich Annam zur Zahlung von Reparationen und sichert den Franzosen das Recht zur Missionierung, der Schifffahrt auf dem Mekong und des Handels in einigen Hafenstädten zu.
-
8.6.Russland trennt in dem vom russischen Zaren in Personalunion regierten Königreich Polen (Kongresspolen) die Militärverwaltung von der Zivilverwaltung. Der polnische Graf Alexander Wielopolski (1803-1877), Hauptvertreter einer Politik die für einen friedlichen Ausgleich mit Russland eintritt, übernimmt die Zivilverwaltung, die sich nur noch aus Polen zusammensetzt. Die Militärverwaltung übernimmt der als reformfreundlich und liberal bekannte Bruder des Zaren Großfürst Konstantin Nikolaeviè (1827-1892). Mit diesem Schritt leitet Zar Alexander II. eine Versöhnungspolitik gegenüber der polnischen Bevölkerung ein.
JULI
-
21.7.Als einer der ersten europäischen Staaten erkennt Preußen das 1861 gegründete Königreich Italien diplomatisch an.
AUGUST
-
29.8.Niederlage Giuseppe Garibaldis in Aspromonte gegen italienische Regierungstruppen. Damit ist Garibaldi, der im italienischen Freiheitskampf an der Seite Sardinien-Piemonts gegen Österreich gekämpft hatte, mit seinem Plan gescheitert, den Kirchenstaat an das neugegründete Königreich Italien anzuschließen.
SEPTEMBER
-
22.9.Fünf Tage nach dem Sieg der Unionstruppen in der Schlacht von Antietam erklärt US-Präsident Abraham Lincoln (1809-1865), dass alle Sklaven in den "aufständischen" Gebieten, also in den Südstaaten, innerhalb von 100 Tagen für immer frei sein würden. Diese "Emanzipationserklärung" tritt am 1. Januar 1863 in Kraft und hat weitreichende Folgen: Fortan werden Sympathisanten der Konföderation mit Sklavereibefürwortern gleichgesetzt. Die Regierungen von Frankreich und Großbritannien ziehen ihre Unterstützung der Konföderation aufgrund der starken proemanzipatorischen Strömungen in ihren Ländern zurück. Und schließlich kann die Union die befreiten Sklaven für ihre Armee rekrutieren.
-
23.9.Das preußische Abgeordnetenhaus lehnt seine Zustimmung zu allen Ausgaben für die Heeresreform ab: Der Heereskonflikt verschärft sich zum Verfassungskonflikt. Am Tag darauf beruft Wilhelm I. von Preußen Otto von Bismarck zum vorläufigen preußischen Ministerpräsidenten. Von dem als durchsetzungsstark geltenden Bismarck erhofft er sich eine Lösung des Konflikts.
OKTOBER
-
4.10.Mit dem "Gesetz die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten betreffend" verleiht das Großherzogtum Baden den Juden die rechtliche Gleichstellung. Auch in den meisten anderen deutschen Staaten erhalten die Juden in den 1860er Jahren die rechtliche Gleichstellung.
-
8.10.Wilhelm I. von Preußen ernennt Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen.
-
24.10.Der aus dem bayerischen Hause Wittelsbach stammende griechische König Otto I. (1815-1867) wird durch einen Militärputsch abgesetzt und zur Rückkehr nach Bayern gezwungen.
-
28.10.Gründung des Deutschen Reformvereins in Frankfurt am Main. Der Reformverein tritt als Gegenbewegung zum 1859 gebildeten kleindeutschen Nationalverein für die Schaffung eines großdeutschen Staates unter der Ägide Österreichs und der süddeutschen Staaten ein.
AUSSERDEM:
-
Henri Dunant: Eine Erinnerung an Solferino (Schlachtbericht und Hilfsaufruf)
-
Victor Hugo (1802-1885): Die Elenden (Roman)
-
Iwan S. Turgenjew (1818-1883): Väter und Söhne (Roman)
Dorlis Blume
© Deutsches Historisches Museum, Berlin
6. September 2014