Heinrich George 1893-1946

Schauspieler

  • 1893
    9. Oktober: Heinrich George (eigtl. Georg Heinrich Schulz) wird in Stettin (heute: Szczecin/Polen) als Sohn des Marineoffiziers August Schulz geboren.
  • 1912
    Nach Schauspielunterricht in Stettin erhält er erste Theaterengagements in Kolberg (heute: Kolobrzeg/Polen), Bromberg (heute: Bydgoszcz/Polen) und Neustrelitz (Mecklenburg).
  • 1914-1917
    Als Freiwilliger nimmt George am Ersten Weltkrieg teil. Er wird schwer verwundet.
  • 1917-1921
    Theaterengagements in Dresden und in Frankfurt/Main.
  • 1921
    George wird von Max Reinhardt für das Deutsche Theater in Berlin engagiert.
    Erste kleinere Nebenrollen in Stummfilmen.
  • 1922
    Gastspiel am Wiener Burgtheater.
  • 1923
    Zusammen mit Alexander Granach (1893-1945) gründet George das "Schauspieler-Theater" in Berlin, um sich vom kommerziellen Bühnenbetrieb unabhängig zu machen.
  • 1923-1934
    Er ist Ensemblemitglied am Preußischen Staatstheater.
    George steigt durch seine Helden- und Charakterdarstellungen in zahlreichen klassischen Inszenierungen zu einem der renommiertesten Schauspieler der Weimarer Republik auf.
  • 1925-1928
    Unter Erwin Piscator spielt George an der Berliner Volksbühne.
    Zusammen mit Piscator und Bertolt Brecht betreibt er linkes Agitationstheater. Politisch steht George der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) nahe, auf deren Kundgebungen er gelegentlich als Redner auftritt.
  • 1927
    In dem von Fritz Lang inszenierten Stummfilm "Metropolis" erhält George seine erste größere Filmrolle.
  • 1930
    Er ist Mitorganisator eines von der KPD mitgetragenen Schauspielerstreiks.
  • 1931
    George spielt die Hauptrolle in der Verfilmung des Romans "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin. Er etabliert sich mit der Rolle des Franz Biberkopf als eine der führenden Persönlichkeiten des deutschen Films.
  • 1933
    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird George aufgrund seiner politischen Einstellung kurzzeitig vom Spielbetrieb des Staatstheaters ausgeschlossen.
    Er arrangiert sich mit dem NS-Regime und stellt sich als populäres Leinwandidol in den Dienst der NS-Propaganda. George spielt in dem ersten von den Nationalsozialisten finanzierten Spielfilm "Hitlerjunge Quex" einen Kommunisten, der sich zu einem überzeugten Anhänger des Nationalsozialismus wandelt.
    George heiratet die Schauspielerin Berta Drews. Aus der Ehe gehen zwei Söhne hervor. Sein Sohn Götz George (1938-2016) wird ebenfalls Schauspieler.
  • 1937
    Propagandaminister Joseph Goebbels ernennt George zum "Staatsschauspieler".
  • 1938
    Zusammen mit Zarah Leander spielt er in dem Film "Heimat" mit.
  • 1938-1944
    George ist Intendant des Berliner Schiller-Theaters, in dem er zahlreichen regimekritischen Künstlern ein Engagement bietet.
  • 1940
    Er übernimmt eine Hauptrolle in dem von Veit Harlan inszenierten antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß".
    Mit der Literaturverfilmung "Der Postmeister" des russischen Dichters Alexander Puschkin (1799-1837) erreicht George einen großen Publikumserfolg. Neben der Rolle als Franz Biberkopf gilt die Darstellung des Postmeisters als seine größte filmschauspielerische Leistung.
  • 1945
    Hauptrolle in dem wenige Monate vor Ende des Zweiten Weltkriegs in den Kinos angelaufenen Durchhaltefilm "Kolberg".
    Juni: George wird als Repräsentant der nationalsozialistischen Kulturpolitik vom sowjetischen Geheimdienst "Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten" (NKWD) verhaftet und in dem ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen interniert.
  • 1945/46
    In dem Internierungslager studiert er den "Postmeister" auf russisch ein und führt das Stück mehrmals vor Angehörigen der Roten Armee auf.
  • 1946
    25. September: Heinrich George stirbt in Sachsenhausen an den Folgen der Haftbedingungen.
  • 1998
    14. Mai: Er wird von Russland offiziell rehabilitiert.
Arnulf Scriba
14. September 2014

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