Nur wenige Monate vor der sich abzuzeichnenden Niederlage des Deutschen Reichs im Zweiten Weltkrieg sollte der Film "Kolberg" die deutsche Bevölkerung in den Kinos zum Durchhalten aufrufen. Der von Propagandaminister Joseph Goebbels im Sommer 1943 in Auftrag gegebene "größte Film aller Zeiten" erzählt unter der Regie von Veit Harlan die Geschichte der Verteidigung der pommerschen Stadt Kolberg (heute: Kolobrzeg/Polen) unter Leitung des preußischen Majors Graf Neidhardt von Gneisenau (1760-1831) gegen die Truppen Napoleon Bonapartes (1769-1821). Nachdem die preußische Armee bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 geschlagen worden war, bot in Preußen nur noch die Festung Kolberg bis Juli 1807 entschlossenen Widerstand gegen die feindlichen Okkupanten.
"Lieber unter Trümmern begraben, als kapitulieren!" - so die gleichnishaften Worte des Bürgermeisters von Kolberg, Joachim Nettelbeck (1738-1824), gespielt von Heinrich George. Die weiteren Hauptrollen in dem Historienfilm besetzten Kristina Söderbaum, Paul Wegener und Horst Caspar (1913-1952).
Trotz der schwierigen Versorgungslage gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der mit 8,5 Millionen Reichsmark teuerste Film in der NS-Zeit mit enormem Aufwand und unter ständiger Bedrohung durch Luftangriffe gedreht. Für die vielen, auf einem Feld zwischen Berlin und Potsdam gedrehten Massenszenen stellte die Wehrmacht eine große Zahl an Soldaten zu Verfügung. Die Aussagen über die genaue Anzahl der als Statisten eingesetzten Soldaten sind allerdings widersprüchlich. In seiner Autobiographie spricht Veit Harlan von 187.000 Männern die ihm zur Verfügung standen. Andere Angaben sprechen dagegen von ca. 5000 oder weniger. Ganz bewusst fand die Uraufführung des Films am 30. Januar 1945, dem zwölften Jahrestag der nationalsozialistischen Machtübernahme, vor deutschen Soldaten in der eingeschlossenen Atlantikfestung La Rochelle statt, die bis zur deutschen Kapitulation in ihrer Hand blieb. Mit einer Durchhalteparole versehen, waren die Filmrollen per Fallschirm über der Stadt abgeworfen worden. Im Deutschen Reich feierte "Kolberg" im Berliner Tauentzienpalast Premiere, keine 80 Kilometer davon entfernt hatte die Rote Armee bereits die Oder und Neiße erreicht. Es war die letzte Uraufführung eines Films im NS-Regime. Da die Kinos in vielen Städten zerstört und die Bevölkerung angesichts des Kriegsgeschehens auf deutschem Boden von weitreichenderen Sorgen bedrückt waren, konnte der Film seine beabsichtigte propagandistische Wirkung nicht mehr entfalten.