• 97001072

    Inferno, 1946 (Abguss: 1997)

> Der Zweite Weltkrieg > Kunst und Kultur

Fritz Koelle: Inferno

Fritz Koelle schuf die Plastik "Inferno" 1946 als Beitrag zum Wettbewerb um einen Denkmalsentwurf für das ehemalige Konzentrationslager (KZ) Dachau. Obwohl die Zweiergruppe bereits als künftiges Standbild annonciert wurde, gewann sie nicht den ersten Preis. Die "Süddeutsche Zeitung" vom 2. Juli 1946 kritisierte Koelles Bronzen, die "den meisten Betrachtern nicht unbekannt gewesen sein" können, "denn sie gehörten sozusagen zum eisernen Bestand der Massenaufmärsche der Nazikunst". Noch 1933 hatte der Münchener Stadtratspräsident Christian Weber verlangt, Fritz Koelle als Kommunisten ins Konzentrationslager Dachau zu werfen. Wegen der "bolschewistischen Kunstauffassung und Verhöhnung deutschen Arbeitertums" wurde seine Plastik "Blockwalzer" vom Münchener Melusinenplatz entfernt. Weitgehend "rehabilitiert", gelang es dem Künstler seit 1937, regelmäßig auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen in München mit Arbeiten vertreten zu sein. Obwohl Koelle kurz nach Kriegsende als Verfolgter des NS-Systems eingestuft wurde, fand er im Westen keinen Lehrstuhl an einer Universität. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erhielt er eine Professur in Ostdeutschland. Enttäuscht vertrat er in den letzten Jahren seines Lebens die Meinung, "dass Kunst mit Partei und Politik nichts zu tun habe". Fritz Koelle starb 1953 im Interzonenzug von München nach Ost-Berlin.

 

Aus eigener Anschauung hat Fritz Koelle die Konzentrationslager nicht kennengelernt. Um sich an dem Wettbewerb um einen Denkmalsentwurf für Dachau beteiligen zu können, sah er sich Wochenschauen an, die nach Kriegsende von den Alliierten in den Kinos vorgeführt wurden und das Elend und das Grauen in den Konzentrationslagern zeigten. Hier fand Koelle sein Vorbild für seine Skulptur "Inferno", die an eine Szene aus der Wochenschau erinnert.

Monika Flacke
14. September 2014

lo