Am 3. und 4. September 1939 kam es in der westpreußischen Stadt Bromberg (polnisch Bydgoszcz) zu Übergriffen auf die deutsche Minderheit. Angehörige einer polnischen Bürgerwehr ermordeten in der Stadt und dem Umland schätzungsweise 400 Zivilisten. Die nationalsozialistische Propaganda nutzte diese von ihr als „Bromberger Blutsonntag“ bezeichneten Ereignisse, um den Überfall der Wehrmacht auf Polen und die brutale Besatzungspolitik zu rechtfertigen.
Im Frühjahr 1939, nachdem der Reichskanzler Adolf Hitler der Wehrmachtsführung die Pläne für den Überfall auf Polen bekanntgegeben hatte, begann die nationalsozialistische Propaganda eine antipolnische Kampagne. Presseartikel und Filme prangerten die vermeintliche Verfolgung der deutschen Minderheit im Nachbarland an. Damit wurden gezielt antipolnische Ressentiments geschürt.
In den ersten Septembertagen drangen die Wehrmachtsverbände in Nordpolen rasch vor. Eine aus Pfadfindern und Freiwilligen zusammengestellte Bürgerwehr sollte für die Sicherheit in Bromberg sorgen. Die allgemeine Panik und Gerüchte über Angriffe der deutschen Minderheit auf versprengte polnische Soldaten lösten am 3. September eine Jagd auf die deutschen Bewohner aus. Innerhalb von zwei Tagen fielen ihr in Bromberg und Umgebung etwa 400 Menschen zum Opfer.
Als Vergeltung ermordeten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) sowie Wehrmachtseinheiten nach der Eroberung Brombergs Tausende Menschen. Außerdem verurteilte ein nationalsozialistisches Sondergericht mehr als 200 Polen wegen der Übergriffe auf die deutsche Minderheit zum Tode. Noch im September 1939 setzten die Deutschen eine Untersuchungskommission ein. Sie war weniger an einer Aufklärung der Geschehnisse interessiert, sondern vielmehr an einer nachträglichen Rechtfertigung des Überfalls auf Polen. So wurde die Zahl der Toten bewusst überhöht und manipulierte Fotografien von Opfern des „Bromberger Blutsonntags“ in Umlauf gebracht.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs untersuchten wiederum polnische Kommissionen die Vorfälle vom September 1939. Sie kamen zu dem Schluss, dass in Bromberg Deutsche gezielt auf Polen geschossen und damit die Übergriffe provoziert hätten. Die Publizistik der Vertriebenenverbände in der Bundesrepublik machte hingegen die Polen für die Morde verantwortlich und hielt an den Opferzahlen der nationalsozialistischen Propaganda fest. Der Ablauf der Ereignisse, die Verantwortlichkeit für die Übergriffe und die genaue Zahl der Opfer sind bis heute umstritten. Auch eine 2008 vom polnischen Institut des Nationalen Gedenkens veröffentliche umfangreiche Dokumentation konnte nicht zur endgültigen Klärung beitragen.