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    Wolhyniendeutsche nach ihrer Umsiedlung, 1940

> Der Zweite Weltkrieg > Kriegsverlauf

Kolonisierung und Vertreibung in Polen

Nach dem deutschen und dem sowjetischen Überfall auf Polen und der Niederlage der polnischen Armee wurde Polen als selbständiger Staat aufgelöst. Gemäß einem von Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop am 28. September 1939 in Moskau unterzeichneten deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag wurde Polen zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt. Etwa die Hälfte des von der Wehrmacht besetzten polnischen Gebiets wurde dem Deutschen Reich als Reichsgaue "Danzig-Westpreußen" unter Gauleiter Albert Forster (1902-1952) und "Wartheland" unter Gauleiter Arthur Greiser (1897-1946) eingegliedert. Die beiden neuen Reichsgaue sollten nach dem Willen von Adolf Hitler innerhalb von zehn Jahren vollständig "eingedeutscht" werden. Deutsch wurde als einzige Amtssprache vorgeschrieben, der Gebrauch des Polnischen in Unterricht und Öffentlichkeit verboten. Zugleich ersetzten die Besatzer polnische Orts- und Straßennamen durch deutsche.

 

Ab November 1939 wurden die Polen in den annektierten Gebieten Opfer einer - wie es im SS-Jargon hieß -"rassischen Flurbereinigung": Die Besatzer ermordeten, deportierten oder vertrieben vor allem Juden und nicht "eindeutschungsfähige" Polen zu Hunderttausenden in das "Generalgouvernement". Damit wollten sie Platz schaffen für deutsche Umsiedler, die als Minderheiten östlich der Reichsgrenze lebten. Unter der Parole "Heim ins Reich" sollten die mehrheitlich aus dem Baltikum, Rumänien und dem ukrainischen Wolhynien stammenden "Volksdeutschen" das Wartheland und Danzig-Westpreußen besiedeln und "germanisieren". Nach einem am 3. November 1939 abgeschlossenen deutsch-sowjetischen Abkommen über die Umsiedlung von Deutschen aus der Ukraine verließen bis Februar 1940 über 100.000 Menschen Wolhynien und Ostgalizien Richtung Westen. Auch rund 90 Prozent der Baltendeutschen wurden bis zum Frühjahr 1940 umgesiedelt. Mehr als 300.000 Deutschstämmige siedelten sich bis 1941 in den beiden Reichsgauen Wartheland und Danzig-Westpreußen an. Entgegen der Annahme aller an Planungen zur "Germanisierung" beteiligter Stellen fanden sich jedoch bei weitem nicht genügend "Volksdeutsche", um die durch Vertreibung entvölkerten Gebiete Westpolens neu zu beleben. Nur wenige im "Altreich" lebende Deutsche waren bereit, als Siedler in die ehemals polnischen Gebiete zu ziehen.

In seiner Funktion als "Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums" leitete Himmler die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten und die "Eindeutschungspolitik" gemäß der NS-Rassenideologie. Die rassenideologischen Pläne der NS-Führung gingen über die Kolonisierung Polens weit hinaus. Zu den Vorbereitungen des Krieges gegen die Sowjetunion 1941 gehörten Planungen über die Neuordnung Osteuropas und den Umgang mit der einheimischen Bevölkerung. Im Auftrag Himmlers entstand der "Generalplan Ost", der die ethnische Umstrukturierung und die dauerhafte "Germanisierung" der zu erobernden Gebiete vorsah.

Der einzige groß angelegte Versuch, die im "Generalplan Ost" vorgegebenen Besiedelungsmaßnahmen umzusetzen, fand im "Generalgouvernement" statt: Der Kreis Zamosc im Distrikt Lublin sollte nach dem Willen Himmlers zum "ersten deutschen Siedlungsgebiet" außerhalb der Reichsgrenzen umgewandelt werden. Von Himmler bevollmächtigt, plante und organisierte Odilo Globocnik (1904-1945) als SS- und Polizeiführer des Distrikts Lublin die gewaltsame Vertreibung der polnischen Bevölkerung aus rund 300 Dörfern, die Ende November 1942 begann. Den Menschen in den von SS-, Polizei- und Wehrmachtseinheiten umstellten Orten blieben in der Regel nur wenige Minuten, um einige Habseligkeiten einzupacken und ihre Häuser zu verlassen. Ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Da - auch wegen des erstarkenden polnischen Widerstandes - nur rund 9.000 "Volksdeutsche" vor allem aus Bessarabien und Rumänien in Zamość angesiedelt werden konnten, wurden die Umsiedlungsmaßnahmen im August 1943 abgebrochen.

Arnulf Scriba
19. Mai 2015

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