Peter Graf Yorck von Wartenburg 1904-1944

Jurist

  • 1904
    13. November: Peter Graf Yorck von Wartenburg wird als fünftes von zehn Kindern des Gutsbesitzers und Angehörigen des Preußischen Herrenhauses Heinrich Graf Yorck und dessen Ehefrau (geb. Freiin von Berlichingen) auf dem Familienbesitz Klein-Öls (heute Olesnica Ml., Polen) geboren. Seine Familie zählt zu den größten Grundbesitzern Schlesiens. Yorcks Urgroßvater General Johann von Wartenburg (1759-1830) spielte 1812 durch den Abschluss eines eigenmächtigen Waffenstillstands mit einem russischen Befehlshaber eine entscheidende Rolle in den Befreiungskriegen.
    Yorck ist zeit seines Lebens tiefgläubiger Lutheraner.
  • 1920-1922
    Besuch der Klosterschule in Rossleben (Thüringen).
  • 1923-1926
    Jurastudium in Bonn und Breslau.
    Yorck ist Mitglied im traditionsreichen "Corps Borussia". Der schlagenden Verbindung gehörte auch der ehemalige Kronprinz Wilhelm von Hohenzollern an. Es gehört zur Traditon des Corps, dass der jährlich neu gewählte Corpsvorsitzende sich noch immer dem im Exil lebenden Exkaiser Wilhelm II. vorstellt.
  • 1926/27
    Referendarsexamen und Promotion an der Breslauer Universität.
  • 1927-1930
    Tätigkeit als Referendar bei Gerichten in Berlin und in Schlesien.
  • 1930
    Mai: Er besteht das Assessorexamen.
    Heirat mit der promovierten Juristin Marion Winter, Tochter eines Oberregierungsrats im preußischen Kultusministerium.
  • 1930-1932
    Tätigkeit als Gerichtsassessor in Oppeln (heute: Opole, Polen) und in einer Rechtsanwaltspraxis in Berlin.
  • 1932
    April: Yorck erhält eine Anstellung bei der Osthilfe, mit der nach den Plänen von Reichskanzler Heinrich Brüning die ostdeutsche Landwirtschaft unterstützt werden soll.
  • 1933
    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten absolviert Yorck den halbjährigen Arbeitsdienst. Der Dienst gilt als Ersatz für eine Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), ohne die er keine Anstellung als Assessor erhält.
  • 1934-1936
    Tätigkeit als Regierungsassessor und als Regierungsrat am Oberpräsidium in Breslau.
  • 1936-1942
    Yorck ist unter Josef Wagner (1899-1945) in der Behörde des Kommissars für Preisbildung für Organisations- und Grundsatzfragen zuständig. Yorck engagiert sich vor allem für den Schutz der Verbraucherinteressen.
  • 1938

    Er lernt auf einem Familienfest flüchtig Helmuth James Graf von Moltke kennen, mit dem er weitläufig verwandt ist.
    Das aggressive Vorgehen Adolf Hitlers gegen die Tschechoslowakei und die Ereignisse der Pogromnacht veranlassen Yorck zur Kontaktaufnahme mit Widerstandskreisen. Er lehnt das NS-Regime als unmoralisch, undemokratisch und inhuman ab.
    Yorck diskutiert mit Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905-1944), Adam von Trott zu Solz und anderen über eine neue Verfassung nach dem Sturz Hitlers.
    Beförderung zum Oberregierungsrat. Obwohl Yorck als hervorragender Verwaltungsfachmann gilt, gelangt er nicht über diesen Rang hinaus. Er weigert sich, Mitglied der NSDAP zu werden.

  • 1939
    An der Offensive gegen Polen im Zweiten Weltkrieg nimmt Yorck als Adjutant des Panzerregiments 15 teil.
    Der Tod zweier seiner Brüder beim Überfall auf Polen bestärkt ihn in seinem Entschluss, Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten.
    Er wird als "unabkömmlich" eingestuft und kehrt nach Berlin zurück.
  • 1940
    Januar: Erneutes Zusammentreffen von Yorck und Moltke.
    Zwischen den beiden Regimegegnern entsteht ein reger Briefwechsel zur Klärung zukünftiger staatsrechtlicher Fragen.
    Yorck und Moltke beziehen weitere Personen in ihre Diskussionen mit ein, die über Kontakte zu anderen Widerstandskreisen verfügen. So kommt es zur inoffiziellen Gründung des später von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) nach dem Moltkeschen Gut so benannten "Kreisauer Kreises". Zu der Gruppe gehören auch Trott zu Solz, Eugen Gerstenmaier, Carlo Mierendorff, Adolf Reichwein, Horst von Einsiedel (1906-1944), Hans Bernd von Haeften (1905-1944) und Theodor Haubach (1903-1945). In einer neuen Regierung ist Yorck als Staatsekretär des potentiellen Vizekanzlers Wilhelm Leuschner vorgesehen.
  • 1942
    Yorck wird von seinem neuen Vorgesetzten aus der Behörde des Kommissars für Preisbildung entlassen. Yorcks bisheriger Vorgesetzter Wagner war auf Betreiben Martin Bormanns wegen seiner Bindung zum Katholizismus verabschiedet worden.
    Juli: Durch ein schweres Bandscheibenleiden ist Yorck inzwischen wehruntauglich. Er wird beim Wirtschaftsstab Ost des Feldwirtschaftsamts des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) angestellt.
    Seine Frau übernimmt die Verwaltung des Yorckschen Familienguts. Unter anderem fürchtet sie im Falle einer Ablehnung die Einziehung zum Arbeitsdienst in eine Munitionsfabrik.
  • 1943
    Moltke zieht zu Yorck in die Berliner Hortensienstraße, da seine Wohnung ausgebombt worden ist.
    Der Kreisauer Kreis erfährt von den Attentatsplänen der Gruppe um Friedrich Olbricht und Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Yorck ist eng mit seinem Vetter Stauffenberg befreundet und gehört zu den Befürwortern eines Attentats auf Hitler.
  • 1944
    20./21. Juli: Nach dem missglückten Attentat vom 20. Juli wird Yorck von der Gestapo verhaftet.
    8. August: Er wird vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.
    Peter Graf Yorck von Wartenburg wird in Berlin-Plötzensee durch den Strang hingerichtet.
Susanne Eckelmann
14. September 2014

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