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E I S E N K L E I D E R

Plattnerarbeiten aus drei Jahrhunderten aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums

 

Die Ritter und ihre Harnische (-2-)

 

Und wie sie so dicht beieinander hielten, meinte ihn der von Schaumberg ins Gesicht zu treffen, Schoß ihm aber zu hoch durch die Überhaube und die Kappe und verwundete ihn nicht, und als der Soldknecht auch schießen wollte, schlug dem das Pferd so rasch mit dem Kopf an die Armbrust darüber, daß ihm der Pfeil entfiel. Darauf schrie der Soldknecht seinen Gegner an, er solle ihm doch sagen, wer er sei, und griff schnell nach einem zweiten Pfeil im Köcher. Schaumberg kam ihm mit dem Schwert zuvor, so daß er die gespannte Armbrust hinwerfen mußte. Er griff ebenfalls nach der Klinge. Doch kam Wilwolt ihm an die Seite und traf ihn unter dem Arm. Der Soldknecht wandte sich aus dem Stich, ließ sein Schwert los, und das verlor das Gleichgewicht und fiel aus der Scheide. So wurde er gezwungen, stille zu halten und Bescheid zu geben, sagte, er gehöre zu Herrn Jakob von Landau, und bat seinen Gegner, ihm doch zu sagen, wer er sei. Das tat Wilwolt gern und nahm ihm eine alte Urfehde ab.
Das nahm sich der Soldknecht schwer zu Herzen und dachte und meinte, wenn das von ihm bekannt würde, werde er, auch wenn er stets als redlicher Soldknecht gegolten habe, fortan als heilloser Mann angesehen werden. Wilwolt sagte: " Langsam, Lieber. Andere sind auch Leute. Hast du nie gehört, daß dort, wo zwei miteinander spielen, einer gewinnen und der andere verlieren muß?"
Darauf bat der Soldknecht Wilwolt von Schaumberg inständig, ihm sein Schwert und die Armbrust zu reichen, und er ließ ihn wissen, daß ihn sein Pferd draußen nicht mehr aufsitzen lasse. Der von Schaumberg überlegte sich, daß der Soldknecht, falls er das nicht tue, es ihm als Furcht auslegen könne. So befahl er dem Soldknecht, beiseite zu rücken, saß ab, ließ sich von dem Soldknecht die Armbrustwinde geben, löste die Armbrust, die noch gespannt war, gab sie mit der Winde und allem, auch das Schwert, dem Soldknecht, saß wieder auf, und sie ritten zusammen bis zur feuchten Lache, dem Wald, der nahe bei Ansbach liegt. Da sagte der Soldknecht: "Junker, ich will den Wald ansehen." Er legte einen Pfeil an, und Wilwolt tat das gleiche, und wurde eher fertig als er, und wie sie durch den Wald kamen, wandte sich der Söldner um und sagte: "Nun ist es nicht nötig."
Er hätte es gern gehabt, daß der von Schaumberg seinen Pfeil als erster abgeschossen hätte. Der wollte aber seinen Vorteil nicht aufgeben. Er verstand gut, daß den Soldknecht der Hohn, der ihm begegnet war, heftig verdroß Als der Soldknecht das merkte, ließ er von sich aus von seinem Vorhaben ab.
Als Wilwolt von Schaumberg abends mit anderen Grafen, Herren und Adligen, die, wie es Hof-Brauch ist, nicht stets am Hof zum Essen gingen, diesesmal beim Wirt aß, trat der Soldknecht vor, indem er vielleicht dachte, es sei besser, wenn er den anderen davon berichtete. Das würde ihm nicht soviel Schande bringen. Er ließ wissen, daß er sein Leben lang als ehrlicher Soldknecht gegolten habe. Dennoch sei ihm an diesem Tage das mit dem Junker Wilwolt zugestoßen. Er erzählte den ganzen Hergang und wie ihn schwere Schande getroffen habe und wo sein Gegner einen Vorteil ergriffen oder sie sich geeinigt hätten, und er sei bereit gewesen, die erlittene Schande zu rächen. Als aber die Herren und Adligen diesen Hergang vernahmen, führten sie eine Einigung zwischen den beiden herbei, und Wilwolt sollte die Unterkunft und den Abendverzehr des Soldknechts bezahlen, und damit sollte alles gesühnt, vertragen, erledigt, gerichtet sein und der Soldknecht von Wilwolt als anständiger Kerl angesehen werden.
Wie immer man sich diese Begegnung in der Nähe von Ansbach vorzustellen hat: Hier waren leichte Waffen im Einsatz. Die schweren waren dem Ernstfall vorbehalten, und der hieß im Falle der schönen Harnische Ritterspiel: Reiterkampf von Einzelkämpfern - Stechen, Rennen, Kampf mit dem Kolben oder mit dem Schwert -, Kampf von Reitergruppen - das meint im engem Sinne das Wort Turnier -, sowie Kampf zu Fuß, wie er sich an den Reiterkampf meistens anschloß. Auch jenseits der Kampfgattungen - Lanzenkampf, Stechen, Rennen usw. - hat man es mit einer Vielzahl von Möglichkeiten zu tun. Sie reichen von der einfachen Kampfveranstaltung bis zum repräsentativen Schaugefecht mit vielen Teilnehmern, von einer nach unseren Begriffen eher sport-lichen Veranstaltung zu Treffen, die wirkliche Kampfdimensionen annahmen - sei es, weil es sich so ergab, sei es deshalb, weil da Gegner aufeinandertrafen, die Gegner nicht erst beim Ritterspiel waren, sondern ältere Rechnungen zu begleichen hatten. So ist jede Waffe im Museum jedenfalls potentiell mehr als ein Sportgerät - so schön und künstlich und "spätgotisch" sie auch wirkt und von Anfang an wirken sollte.
Der Biograph Wilwolts von Schaumberg stellt eine ganze Reihe solcher Hergänge dar, oft so detailliert, daß man seine Erzählung nicht mit Hilfe einer anderen Überlieferung kontrollieren kann. Wo das möglich ist, erweist sich sein Bericht als zuverlässig. Doch kommt es hier weniger darauf an, ob eine Einzelheit verbürgt oder ob sie vom Autor fingiert ist. Da dieser Wirkungen auf Jüngere seines Standes erzielen wollte, mußte, was er berichtet, jedenfalls möglich sein. Und es mußte die potentiellen Harnisch-Träger mental ansprechen. So kann man diese Erzählungen als willkommenes Gegenstück zu den erhaltenen Waffen und Harnischen betrachten. Der Held der zu Anfang des 16. Jahrhunderts verfaßten Erzählung, Wilwolt von Schaumberg (1446-1510), gehörte einer angesehenen fränkischen Familie an, konnte jedoch von seinem Erbe nicht leben. Nach einer adligen Erziehung, zeitweilig am Hof Kaiser Friedrichs III., nimmt er, seinem Biographen zufolge, an Fehden in seiner Heimat teil.
Als dieser Krieg auch zum Ende gekommen war und Wilwolt von Schaumberg in eigener Sache oder der seiner engeren Verwandtschaft nichts zu tun hatte, war die kleine Reiterei üblich, indem einige Freiherren und Adlige, da dergewöhnliche Streit im Frankenland selten ruht, Ansprüche gegeneinander hatten, sich Burgen abnahmen, Dörfer plünderten und abbrannten, Vieh wegführten und ähnliches taten. In diesen Angelegenheiten diente er kräftig seinen guten Freunden, die ihm schrieben. Er bewarb sich weiterhin und diente als Reiter und verschaffte sich bei den Fürsten und der Ritterschaft ein großes Ansehen.
Dieser frühe Ruhm veranlaßte eine vermögende adlige Dame, mit Wilwolt eine bulschaft einzugehen. Auch hier versucht der Autor, ein Thema der klassischen höfischen Epik zu revitalisieren, das Minnebündnis zwischen dem Ritter und der vornehmen Frau, das nun allerdings eine etwas andere Gestalt erhält. Die vornehme Dame engagiert Wilwolt nicht nur zu Liebesstunden, sondern auch als Turnierhelden und stattet ihn zu diesem Zweck reichhaltig aus, und diese Ausstattung läßt erkennen, wie das, was von solcher Pracht auf uns gekommen ist, nämlich die Waffen und Harnische, zusammen mit teuren Pferden, Gold und Perlen, Samt und Seide, vorgeführt wurde.
Nun ist es sehr wahr und wird auch oft bewiesen, wie Ovid schreibt, daß jede Frau von Ehre besondere Liebe und Lust und Wohlgefallen gegenüber männlichen, unerschrockenen und kühnen, ernst zu nehmenden Männern empfindet, wobei sie bedenkt, daß die eher und zupackender etwas wegen einer Frau wagen oder tun als hausbackene oder weibische Männer. Das half auch diesem von Schaumberg, daß sich ihm eine edle tugendhafte Frau in Liebe verband. Der versprach er in einer Verabredung und Abmachung ihres Liebesverhältnisses, sich nach ihrem Wunsch und Willen zu verhalten. Dagegen sagte sie zu, sie wolle ihn, wenn er seinem Versprechen so nachkomme, nicht im Stich lassen und an ihrem Vermögen, entsprechend ihren Möglichkeiten, wie sie einer edlen, frommen und tugendhaften Frau zukamen und sie das mit Ehre, Anstand und angemessen tun könnte, Anteil nehmen lassen. Sie wollte, worum er sie auch bat, keinem unnützen Schwätzer sein Gerede glauben. Ferner befahl sie ihm, ritterlich und ehrenhaft in ihrem Dienst zu leben. Dazu wollte sie ihn weder Mangel noch Not leiden lassen.
Er richtete sich nach ihrem Wunsch, suchte, wovon es damals viele gab, Rennhöfe auf und veranstaltete solche und ritt mit kostbarer Waffenkleidung, seidener Decke und was sonst dazugehörte ins Stechen, meist in guter Seide und kostbarem Schmuck am Hut und mit guten goldenen Ketten um die Arme und anderen dazu passenden Kleinodien. Er hatte auch stets vier oder sechs Fußknechte, die ihm in Seidenkleidern seiner Farbe auf der Kampfbahn dienten, und er war für solche Kampfspiele gut ausgerüstet, immer auch hinreichend mit Pferden ausgestattet und nach ihrem Geschmack Sommers wie Winters mit seinen Knechten und Pferden standesgemäß und gut gekleidet, worüber sich viele Leute, die seine Lebensverhältnisse und Einkünfte kannten, mächtig wunderten und einige, wie es denn der Welt lauf ist, geradezu weinten. Und obwohl dieses Verhältnis von niemand genau erkannt und entdeckt werden konnte, wurde es doch aufgrund von Vermutungen ihren Verwandten vielfach weitergegeben, weshalb er oft gewarnt wurde, sich von diesen Orten zu entfernen, sonst würde er um seinen Hals kommen und einen besonders gräßlichen Tod finden.
Doch wie wurden diese kostbaren Ausstattungen vorgeführt? Einerseits gab es die etablierten Gattungen des Schaukampfes. Auf der anderen Seite waren Novitäten gefragt. Kaiser Maximilian selbst tat sich auf diesem Felde hervor. Und auch Wilwolt von Schaumberg unternahm den Versuch, seiner Dame mit einer originellen Erfindung zu dienen. Ein leichtes Lanzen-Stechen sollte nicht einfach auf den Zusammenstoß der beiden Reiter zielen. Diese hatten vielmehr die Aufgabe, einen kleinen Spiegel zu treffen, der auf dem Schild des Gegners befestigt war. Und damit das ganze auch den Kitzel des Risikos hatte, verführte Wilwolt seinen Partner, einen älteren Ritter, nicht nur dazu, daß ein Kranz den Helm ersetzen sollte, sondern er fand ihn auch bereit, mit ihm zusammen die Turnierveranstalter, die solchen leichtsinnigen Sport nicht dulden wollten, zu überlisten. Das Ende des sonst so gelungenen Stücks ist jedoch ein wenig prosaisch. Die beiden Helden streiten sich um einen Kampfpreis von mäßigem Wert.
Zu Anfang dieses Buches wird gesagt, daß die Jungen, die es lesen werden, sich ein Beispiel daran nehmen sollen, und man hat gehört, wie sich der Held dieser Geschichte zuvor oft in bloßer Hoffnung auch einer verschleierten Dame zuliebe auf Kampfspiele und Kämpfe eingelassen hat. Umso mehr gedachte er nun, da er in einer wirklichen Verpflichtung die vor Augen sah, die ihn so vielfältig erfreut hatte und ihm am Herzen lag, ein ausgesucht originelles Ritterspiel zu beginnen. Er verabredete mit Eberhard von Brandenstein, der in seiner Jugend ebenfalls ein Freund der lustigen Geselligkeit und ein unerschrockener Mann gewesen war, ein Rennen, bei dem jeder auf seiner Tartsche einen Spiegel und keinen Rennhelm tragen sollte, sondern toupiertes und geschmücktes Haar und ein schönes Kränzlein, und wer den Spiegel auf der Tartsche am nächsten treffe, der sollte den Preis, der zehn Gulden wert war, gewonnen haben. So kamen sie in ihrem Schmuck auf die Kampfbahn, und mein Wilwolt war so richtig reiterlich herausgeputzt. Sie berieten den Kampf. Da ließen ihm Herzog Ernst und Herzog Albrecht, beides Fürsten von Sachsen, durch Herrn Haubold von Schleinitz, Obersten Hofmarschall, und Herrn Heinrich von Einsiedel sagen, wenn sie sich in ein Rennen begeben wollten, dann sollten sie sich mit Helmen und allem, was zu einem Rennen gehört, schützen wie andere Angehörige der Ritterschaft. Sie antworteten: wenn es der Fürsten Wille nicht anders sei, wollten sie noch ein- oder zweimal herumreiten und dann abziehen. Da sie vorher wohl bedacht hatten, daß man ein solches Rennen nicht gern zulassen werde, besprachen sie sich nun und stießen zusammen, und Herr Eberhard von Brandenstein traf das Brettchen, in das der Spiegel gefaßt war, an einer Ecke, aber Wilwolt das Spiegelglas auf Herrn Eberhards Tartsche. Da entstand ein Streit zwischen ihnen, und Wilwolt meinte, Herr Eberhard habe den Preis verloren. Da sagte Herr Eberhard, die Bedingung, den Spiegel am nächsten zu treffen, sei erfüllt. Er habe das Brett, das dem Spiegel verbunden sei, getroffen, und ein vollkommener Spiegel könne nur ein solcher genannt werden, der gefaßt sei. Also hätten sie beide den Spiegel getroffen, und es sei nicht ausgemacht gewesen, daß man ihn am besten in der Mitte oder am Rande treffe. Auf ihrer beider Bitte, eine Entscheidung herbeizuführen, wurde ein Rittergericht gebildet, und mit Wilwolt wurde so lange gesprochen, bis er seinen Anspruch gütlich fallen ließ.
Ludwig von Eyb verknüpft mit der Erwähnung der Treffen von Würzburg (1479) und von Mainz (1480) die Bemerkung, daß damals wieder die großen Turniere begonnen hätten. In der Tat beginnt mit diesem Würzburger Turnier eine dichte Reihe von Turnieren, auf denen sich Hunderte von Adligen und Fürsten trafen, geordnet nach vier Landschaften und die meisten von ihnen gestützt durch ihre Zugehörigkeit zu ritterordensähnlichen Adelsbruderschaften wie z. B. der Gesellschaft vom Einhorn oder der vom Esel, die in der Geschichte Wilwolts eine Rolle spielen.
Die Turniere waren streng reguliert. Die Teilnahmeberechtigung wurde genau geprüft. Diese Veranstaltungen trugen wesentlich zum Abschluß des Adels gegenüber den Angehörigen der führenden Stadtfamilien bei. Turnierfähigkeit wurde zum Synonym für Adel, und so führen die Harnische ihren heutigen Betrachter nicht nur in traumhafte Bezirke von Ritterherrlichkeit, sondern auch zu elementaren sozialgeschichtlichen Prozessen. Obwohl der Ablauf der Kampfspiele in einer Weise reguliert war, die den Vergleich mit heutigen Fußballspielen erlaubt, konnte aus dem Sport doch Ernst werden. Die Kampfrichter erlaubten mehr als Schiedsrichter heute und mußten das tun, da schließlich Waffen im Spiel waren. Und die Spieler konnten den Schaukampf nutzen, einen alten Streit auszutragen.
So gehörte zur Vorgeschichte des Mainzer Turniers ein Erbstreit. Die Führer der streitenden Parteien ritten nach Mainz und versuchten, die Sache durch das Turniergericht beilegen zu lassen. Die Beleidigungen, die dabei fielen, waren geeignet, die Ehre der Beleidigten - und damit ihre Turnierfähigkeit - zu schädigen. So wurde das Turnier benutzt, um die gefährdete Ehre wiederherzustellen - unter Zuhilfenahme einer jener Adelsgesellschaften, aber in einer Weise, über die sich wundern mag, wer sich die Wirklichkeit, aus welcher die Harnische stammen, allzu festlich-sportlich vorstellt. Hier wird ein Ritter in die Enge getrieben, von vielen überwältigt, im Zustand der Wehrlosigkeit verprügelt und am Ende samt seinem Sattel auf den Zaun des Kampffeldes gesetzt - wie jemand, der einen Regelverstoß unternommen hat und nun nicht einfach vom Feld verwiesen wird, sondern groben Spott erdulden muß.
Damals begannen wieder die Turniere, wie sie früher gehalten worden waren. Das erste war zu Würzburg, das zweite zu Mainz. Das wurde von den Franken ansehnlich und gut besucht, und es kamen viele zerstrittene Parteien dorthin, besonders Martin Zöllner, ein Ritter. Den verklagte vor den vier Landen Bayern, Schwaben, Franken und Rheinländern Adam von Schaumberg und trug vor, daß Herr Martin Zöllner der Mutter seiner Ehefrau ihr mütterliches Erbe und Gut gewaltsam vorenthalte. Obwohl Adams Schwiegermutter und Herrn Martins Ehefrau von der Mutter her leibliche Schwestern seien, habe dieser dennoch nach dem Tode ihrer Mutter, die bei Herrn Martin lebte, beider Frauen Erbgut gewaltsam an sich genommen. Er habe ihre Untertanen zur Erbhuldigung gezwungen und die Inhaber des Hofs zu Haßfurt mit dem Siegel der verstorbenen Frau betrogen, so daß sie ihm die Schlüssel zu allen Silber-schränken und das Bargeld übergeben und den Hof mit zahlreichem und großem Zubehör überantwortet hätten. Und nachdem Herr Martin seine Antwort gegeben hatte, nahm sich Wilwolt seines erwähnten Vetters, des Sohnes des Lorenz von Schaumberg, von dem vorher die Rede war, und der noch ein ziemlich junger Bursche und sein Neffe war, an, und er stieß mit Herrn Martin so zusammen, daß ihn dieser der Lüge bezichtigte. Darauf sagte Wilwolt, er wolle ihm die Lügen ins Maul stoßen. Dessen Antwort war, er wolle ihn auch nicht schonen und zurückschlagen. Und einer gab dem andern ziemlich böse Worte.
Nun überlegte der treue Wilwolt, wie Herr Martin seinem Verwandten so Unrecht getan habe. Er erwog auch die Worte, die jener öffentlich gebraucht hatte, und sorgte sich, er würde als verächtlich gelten, wenn er nicht mehr dagegen tue. Damals wurde Herr Martin von jedermann für einen ernst zu nehmenden, tapferen und unerschrockenen Mann gehalten. Um sich deshalb umso besser vorzubereiten, bewarb sich Wilwolt bei einigen Bayern und der Gesellschaft mit dem Esel. Alle sagten ihm zu. Herr Martin Zöllner bewarb sich auch um Verbündete. Als aber Wilwolt die Dinge sorgfältig bedachte, was er und wie er es am besten unternehmen könnte, schlief er nachts wenig und sagte seinen Verbündeten am Morgen, sie sollten ihn aufmerksam beobachten. Und als man in die Schranken gezogen war und an Seilen hielt, rückte Wilwolt von Schaumberg dem oft erwähnten Herrn Martin an die Seite, und als das Seil zerhauen und durchbrochen war, nahm Wilwolts Knecht, der bei den Schranken auf ihn wartete, sein Pferd beim Zügel, brachte ihn gleich zu Herrn Martin, den er sogleich mit dem Zaum band, ohne darauf zu achten, wie dieser auf ihn einschlug, und hielt ihn so, bis seine Verbündeten herankamen. Die umzingelten ihn und schlugen ihn maßlos. Nun kamen Herrn Martins Verbündete auch und fragten, was der Grund dieser Schlägerei sei. Sie erhielten die Antwort, jetzt sei keine Zeit; auf dem Tanzhaus würde es erklärt werden. Da mußten Herrn Martins Verbündete abziehen und die andern mit ihm gewähren lassen. Darauf rissen sie ihn bis zu den Sporen aus dem Turniersattel, legten ihn seinem Pferd auf den Rücken und schlugen ihn so lange auf den Bauch, bis er das Pferd hergab. Darauf setzten sie ihn wieder aufrecht und ließen ihm durch die Kampfrichter die Gurte zerschneiden und ihn wie einen Mann, der die Turnierstrafe verdient hat, in seinem Sattel auf die Schranke setzen...

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